Radio Fahrerlager GP Abu Dhabi 2019
Was sonst noch in Abu Dhabi passiert ist, erfahren Sie in unserer Rubrik Radio Fahrerlager. Hier haben wir die kleinen Geschichten aus der Formel 1-Gerüchteküche gesammelt.
Neue Helme für Ricciardo
Nach dem Rennen in Abu Dhabi tauschte Daniel Ricciardo gleich mit drei Piloten die Helme. Natürlich durfte der Kopfschutz von Nico Hülkenberg in seiner Sammlung nicht fehlen: „Das war sein letzter Tanz. Der Helmtausch war notwendig“, so Ricciardo. Auch den Helm von Ex-Teamkollege Max Verstappen sicherte er sich – garniert mit einem amüsanten Kommentar: „Ein Jahr danach. Ich vermisse mein Schätzchen wie verrückt. Helmtausch super-notwendig!“ Und zu guter Letzt schaute Ricciardo auch noch bei Ferrari vorbei, um mit Leclerc zu tauschen: „Er hat zwei Mal die Jungfräulichkeit verloren dieses Jahr. Einmal mit seinem ersten Sieg und dann noch in Las Vegas. Der Helmtausch ist sowas von notwendig!“
Neuer F1-Vertrag
Der neue Formel 1.Vertrag weist eine wesentliche Änderung zum alten auf. Die Teams müssen sich nicht mehr fix auf fünf Jahre festlegen. Sie können jedes Jahr bis zum 31. März für die folgende Saison kündigen. Es gab rechtliche Probleme, die Teams so lange festzunageln. Bernie Ecclestone hatte ihnen dieses Versprechen für jeweils zehn Millionen Dollar abgekauft. Das will Liberty nicht.
Rio statt Sao Paulo
In Abu Dhabi verhandelten Vertreter der geplanten GP-Strecke von Rio de Janeiro mit Liberty. Die Finanzierung steht angeblich. Wenn Rio tatsächlich den Zuschlag bekommt, soll im Frühjahr mit dem Bau der Strecke begonnen werden. Damit sinken die Chancen von Interlagos auf den GP Brasilien ab 2021.
Schaulaufen der Ex-Piloten
Der GP Abu Dhabi zieht Ex-Rennfahrer an wie ein Magnet. Nur in Monte Carlo sieht man so viele Formel 1.Rentner. Neben den üblichen Verdächtigen, die bei TV-Stationen und Teams beschäftigt sind, wurden Keke Rosberg, Emerson Fittipaldi, Heinz-Harald Frentzen, John Watson, Fernando Alonso, Heikki Kovalainen und Jean Alesi gesehen.
Verstappens Rat an Alonso
Fernando Alonso bewegte sich im Fahrerlager, als hätte er noch einen Job in der Formel 1. Am Samstag verließ der zweifache Weltmeister die Strecke erst um 22.00 Uhr. Da waren die aktuellen Piloten schon längst im Hotel. Max Verstappen würde sich den Spanier in der Formel 1 zurückwünschen: „Aber nur in einem Siegerauto. Alles andere wäre Zeitverschwendung.“
Das besondere Podium
Carlos Sainz ist nicht traurig, dass er in Brasilien bei seinem ersten Podium die offizielle Zeremonie verpasst hatte, weil da noch Lewis Hamilton als Dritter gefeiert wurde. Stattdessen feierte der Spanier drei Stunden später mit 70 McLaren-Mitarbeitern sein erstes Formel 1.Highlight: „Es war nicht die echte Zeremonie, aber doch eine Besondere, an die ich mich immer erinnern wäre. Weil wir so viele dort oben waren, dafür aber die Zuschauer fehlten. Mit dem Champagner und dem Pokal waren die beiden Schlüsselelemente da, die man für ein Podium braucht. Außerdem hoffe ich, dass es nicht mein letztes war. Und beim nächsten werde ich bestimmt ganz normal feiern.“
Nette Worte zum Abschied
Renault hat Nico Hülkenberg mit netten Worten unter der Überschrift „Danke Nico“ verabschiedet. Einsatzleiter Alan Permane lobt: „Nicos technisches Wissen war extrem wichtig für uns. Ich kann mich an eine Story in Silverstone 2017 erinnern. Er hat uns immer daran erinnert, dass er mehr Speed in die Kurve mitnehmen will. Das ging aber nicht, weil unser Auto die Charakteristik hatte, gerade da den Abtrieb zu verlieren, wo er ihn am meisten brauchte. In Silverstone haben wir einen neuen Unterboden gebracht. Wir waren gespannt zu hören, was Nico sagen würde. Aber da kam lange nichts am Funk. Dann sagte er plötzlich: ‚Ihr müsstet mein Gesicht sehen. Da ist ein großes Grinsen drauf.‘ Das hat Nico ausgemacht. Wenn er etwas zu sagen hatte, war es immer wert zuzuhören.“ Renningenieur Mark Slade erinnert sich: „Nico hat uns sofort auf ein neues Niveau gehoben. Wenn du weißt, dass da einer im Auto sitzt, der die bestmögliche Leistung abliefert, ist das auch eine Motivation für den Rest des Teams. Nico ist smart, effizient und hat einen ganz speziellen Humor. Er konzentriert sich auf das Wesentliche. Wir werden ihn vermissen.“
Hamilton als echter Sportsmann
Als Nico Hülkenberg im TV-Gatter nach dem Rennen die letzten Interviews gibt, taucht plötzlich von hinten Lewis Hamilton auf und drückt dem scheidenden Renault-Piloten fest die Hand: „Es war eine schöne Zeit mit dir. Ich wünsche Dir für die Zukunft viel Glück und hoffe, dass du bald wieder zu uns zurückkommst.“ Chapeau Lewis. Das sind echte Champion-Qualitäten.
Unfallbericht abgeschlossen
Die FIA hat die Untersuchung des tödlichen Unfalls von Anthoine Hubert beim Formel 2-Rennen in Spa abgeschlossen. Das Ergebnis wird kommende Woche bei der nächsten FIA-Weltratsitzung präsentiert.
Todt macht Druck für E-Fuels
Die Zukunft der Formel 1 kann politisch davon abhängen, wie schnell man den Einsatz von synthetischem Kraftstoff oder E-Fuels vorantreiben kann. Wäre die Königsklasse in der Lage zu 100 Prozent CO2-neutrale Kraftstoffe einzusetzen, wäre sie erstens unabhängig von der Wahl des Motortyps und sie könnte die Politik unter Druck setzen, nicht nur auf Elektromobilität zu setzen. Während Formel-1-Chef Chase Carey erst einmal mit allen Beteiligten einen gemeinsamen Weg ausloten will, setzt FIA-Präsident Jean Todt die Autokonzerne, Sprithersteller und seine eigenen Regelhüter unter Zeitdruck: „Ich kämpfe für die neuen E-Fuels in der Formel 1, und ich verspreche, dass wir alles tun werden, damit sie so schnell wie möglich zu 100 Prozent kommen. Unser Motorenfachmann Gilles Simon muss mir alle drei Tage über Fortschritte berichten.“
Highlights der Chefs
Fünf Teamchefs wurden in Abu Dhabi nach dem Highlight ihres Jahres gefragt. Für Renaults Cyril Abiteboul war es Daniel Ricciardos vierter Startplatz in Kanada. Für Zak Brown McLarens Podest mit Carlos Sainz in Brasilien. Für Mattia Binotto Ferraris 90-Jahre-Feier in Mailand und die erste Startreihe in Monza. Claire Williams lobte die Williams-Boxenmannschaft. Mercedes-Teamchef Toto Wolff weigerte sich, eine Sternstunde zu nennen. „Mir bleibt nur der schwärzeste Moment des Jahres in Erinnerung Der Tod von Niki überschattet alles.“
Schumi-Ferrari für 6,6 Millionen Dollar
Sothebys veranstaltete im Rahmen des GP Abu Dhabi eine Versteigerung von Rennwagen und Straßenautos. Bei Michael Schumachers Ferrari F2002 fiel der Hammer bei 6,6 Millionen Dollar. Patrick Tambays Siegerauto von 1982 in Hockenheim ging für 1,9 Millionen Dollar über den Auktionstisch. Experten hätten den Wert höher eingeschätzt. Der Ferrari 126C2 von 1982 hat nur deshalb keinen WM-Titel gewonnen, weil Gilles Villeneuve in dem Auto tödlich verunglückt ist und weil Didier Pironi in Hockenheim einen schweren Unfall hatte, der seine Karriere beendete. Ferrari ist für Käufer historischer Rennautos immer noch ein Magnet. Michael Schumachers Benetton B192 brachte „nur“ 725.000 Dollar.
Mercedes testet noch
Das Formel-1-Jahr endet für Mercedes erst am 9. Dezember. Nach den F1- und Formel-2-Tests in Abu Dhabi stellt sich das Weltmeisterteam noch in den Dienst von Pirelli. An zwei Testtagen stellt Mercedes einen umgebauten W10 auf die 18-Zoll-Räder, die 2021 kommen.
Hülkenberg wieder bei TV-Show
Nico Hülkenberg hat für 2020 noch weitere Pläne. Der Rheinländer will ein zweites Mal bei der TV-Show „Ninja Warriors“ auftreten, wo Athleten durch einen Parcours stürmen. „Ich habe eine Einladung erhalten und werde wieder starten. Beim ersten Mal bin ich wegen einer Dummheit ausgeschieden. Ich habe ja jetzt mehr Zeit, und werde mich mit ein paar Übungen besser vorbereiten.“
Haas testet Simulator
Die Top-Teams machen es seit Jahren. Nach dem Freitagstraining setzt sich ein Pilot in der heimischen Fabrik in den Simulator und feilt an der Abstimmung. Haas hat 2019 sein eigenes Testprogramm aufgesetzt. Davon will das Team 2020 profitieren. Am Rennwochenende von Abu Dhabi kam es zum Probelauf. Pietro Fittipaldi setzte sich bei Dallara in den Simulator. „Wir wollten damit eigentlich schon früher starten. Es hat etwas länger gedauert als angenommen. Das ist aber nicht tragisch. Die großen Teams haben ihre Programme in den letzten zehn bis 15 Jahren aufgebaut. Wir wollten etwas Ähnliches in sechs Monaten aufsetzen“, berichtete Teamchef Guenther Steiner. „Beim ersten Testlauf ging es darum, die Korrelation zwischen Rennstrecke und Simulator zu verifizieren. Und zu überprüfen, ob die Kommunikation passt und die Systeme funktionieren. Wir nutzen den Dallara-Simulator, haben die Software dafür aber selbst geschrieben.“
Tausch der Superstars
Im Dezember kommt es in Valencia zum Tausch der Superstars. Lewis Hamilton setzt sich auf die Yamaha M1 von Valentino Rossi. Der neunfache Motorradweltmeister klettert dagegen in den Mercedes. Voraussichtlicher Termin: Montag, 9. Dezember. Die beiden Superstars wollen unter sich bleiben. Medien sind nicht geladen.
Gedenken an Charlie Whiting
Charlie Whiting verstarb im März völlig überraschend. Der Rennsport hat den langjährigen Rennleiter nicht vergessen. An dem Ort, wo Whiting zuletzt ein Rennen gestartet hatte, versammelten sich 43 Teams zu einer Gedenkfahrt mit Zweirädern. Das Rennen ging über zehn Runden, also 55 Kilometer. Fünf Radfahrer bildeten jeweils ein Team.
Mercedes-Pannen bei Netflix
Die zweite Staffel zur Formel 1 wird gerade vom Internet-Streamingdienst Netflix produziert. Max Verstappen wünscht sich, dass das Rennen in Hockenheim eine große Rolle einnimmt. „ Erstens, weil ich gewonnen habe. Zweitens, weil es bei Mercedes drunter und drüber ging. Netflix hat sie ja das gesamte Wochenende verfolgt. Da gibt es sicher ein paar lustige Szenen. Und Mercedes wird auch darüber lachen können. Schließlich sind sie wieder locker Weltmeister geworden.“
Dopingkontrolle im letzten Rennen
Nico Hülkenberg tauchte verspätet zu seiner Interview-Runde nach dem Rennen auf. Der nun Ex-Formel-1-Fahrer klärte auf. „Ich musste noch zur Dopingkontrolle.“
Bottas und das Rallyefahren
Valtteri Bottas schloss sein Formel-1-Jahr mit einem eintägigen Test in Abu Dhabi ab. Der Finne plant bereits seinen nächsten Einsatz. Bottas könnte bei der Rallye Monza starten, wo traditionell auch Motorad-Ass Rossi mitmischt. „Die Strecke führt teilweise über Asphalt. Das senkt das Risiko. Es wäre eine gute Art, in den Winter zu starten.“
Räikkönen auf Platz zwei
Kimi Räikkönen stand in Abu Dhabi zum 313. Mal in der Startaufstellung. Damit überholte der Iceman Fernando Alonso. Nur Rubens Barrichello hat mehr Starts. Die 323 wird Räikkönen im nächsten Jahr übertreffen. Lewis Hamilton fuhr seinen 250. Grand Prix. Max Verstappen wunderte sich. „Du hast gar nicht gefeiert. Es stand noch nicht einmal auf der Boxentafel?“ Das Team hat das nicht mit dir gefeiert? Oder hat es dich nicht interessiert? Antwort des Weltmeisters: „Nein. Das erinnert mich nur an mein Alter.“