Fünfter Saisonsieg für Ogier

Trotz horrendem Tempo und knappem Zeitabstand behielten die beiden VW-Piloten Sébastien Ogier und Andreas Mikkelsen bei der Ralllye Polen die Nerven. Am Ende siegte Weltmeister Ogier knapp und geht mit großem Punkte-Vorsprung in die Sommerpause.
Es war eine Vollgasschlacht von der ersten bis zur letzten Minute. Die dritte Polen-Rallye der WM-Geschichte war die schnellste des bisherigen WM-Kalenders. Der Sieger lief mit einem Temposchnitt von 121,41 km/h im Ziel in Mikolaijki ein. Es war am Ende VW-Mann Sébastien Ogier, der mit Beifahrer Julien Ingrassia neben sich auf 60 Prozent der Gesamtdistanz das rechte Pedal voll durchgetreten hatte und den 29. WM-Erfolg für das Duo einfuhr.
Dabei ging der Tabellenführer wieder einmal zwei Etappen lang mit dem Handicap des Ersten auf der Strecke in die Rallye. Aber bei schnellen Schotter-Rallyes ist der Nachteil des Straßenkehrers kleiner als auf winkeligen Kursen.
Den ersten Tag beendete der Franzose gar als Führender, allerdings denkbar knapp mit nur 2,1 Sekunden Vorsprung auf Teamkollege Mikkelsen. itemprop="name" />Andreas Mikkelsen./span>, der bis zum Schluss den Druck auf den Champion aufrecht erhielt. Mit einem Schnitt von 131,09 und 128,13 Kilometern pro Stunde waren die beiden Prüfungen "Gorklo" und "Wieliczki" die schnellsten der Saison. Beide sicherte sich Mikkelsen.
Ogier nach Polen-Sieg mit 78 Punkten Vorsprung
Mit nur 5,6 Sekunden Rückstand ging der Norweger in die Schlussetappe am Sonntag, in der Ogier bei umgedrehter Startreihenfolge der Führenden sein Handicap los war und die beiden finalen Prüfungen für sich entschied. Am Ende lag der Vorsprung bei 11,9 Sekunden. Dazu holte sich Ogier wie so oft auch die 3 Extrazähler der Powerstage. Der Franzose geht mit 161 Punkten in die Sommerpause, fast doppelt so viel wie Verfolger Mikkelsen (83 Zähler).
Der 26-Jährige war seinem ersten WM-Erfolg fast so nah wie in Schweden, als er mit einem Dreher auf den letzten Kilometern Ogier den Vortritt lassen musste. Sportchef Jost Capito verhängte wie immer keine Stallregie. Der von Ogier so oft bemängelte Nachteil seiner Startposition verwandelte sich zeitweilig in einen Vorteil. Verfolger Mikkelsen kämpfte wegen starker Staubentwicklung mit Sichtproblemen und konnte so keinen Vorsprung herausfahren. Trotzdem war der Unterlegene am Ende sehr zufrieden: "Das war die beste Rallye meines Lebens."
Mikkelsen, dessen Vertrag erst vor zwei Wochen verlängert wurde, mausert sich zur zweiten Kraft im Team, auch weil Vizeweltmeister Jari-Matti Latvala wieder einmal von der Strecke abkam. Der Finne setzte beim Kampf um Platz drei alles auf eine Karte und rammte auf der letzten von 19 Prüfungen einen Baum. Dabei hatte er Glück, dass er sich mit zerschossenem Kühler noch bis zum Service retten konnte. Seine Mechaniker stellten beim finalen Service sicher, dass sich Latvala wenigstens als Fünfter ins Ziel retten konnte und in der WM-Tabelle damit Rang 4 belegt.
Tänak jubelt auf dem Podium
Für seine Verhältnisse geradezu euphorisch war der Mann, der ihn geschlagen hatte. Ott Tänak bewies mit Rang drei, dass der seit Portugal mit neuem Motor bestückte Ford Fiesta tatsächlich ein großer Fortschritt ist, und dass das Vertrauen seines Teamchefs gerechtfertigt war. Malcolm Wilson hatte ihn entdeckt, aber Ende 2011 nach nur einer WRC-Saison im Werks-Ford ausgemustert und 2014 zurückgeholt. "Er hat 4 harte Jahre hinter sich, aber er ist erwachsener geworden", lobte der Engländer.
"Ich war schon mal auf dem Podium, aber das hier ist was anderes, denn dieses Mal war es der reine Speed, der mich dahin gebracht hat", schwärmte Tänak, der seinem Co-Piloten Raigo Mölder zudem sein erstes WM-Podiums-Erlebnis einbrachte. Tänak war so stark, dass er den voll angreifenden Ogier auf der Powerstage nur um eine Zehntelsekunde passieren lassen musste. Weniger Glück hatte im M-Sport-Team Kollege Elfyn Evans, den eine defekte Wasserpumpe früh aus dem Wettbewerb warf. Der Waliser wurde nur als 50. gewertet.
Ein weiterer Youngster sorgte in Masuren für Aufsehen: Haydon Paddon fährt bei Hyundai zwar "nur" das dritte Werksauto, das technisch nicht ganz auf dem Stand von Teamleader Therry Neuville ist, aber der Neuseeländer ließ dem Belgier wie schon 3 Wochen zuvor auf Sardinien das Nachsehen. Der 27-Jährige holte sich Platz 4, Neuville wurde 20 Sekunden hinter ihm als Fünfter gewertet. Dani Sordo im zweiten Werks-i20 haderte mit sich selbst. Er ging gerade die Mutpassagen zu vorsichtig an und kam nur als Zehnter ins Ziel.
Erstmals setzte Hyundai 4 Werksautos ein. Kevin Abbring, in Schweden noch Vertretung für den damals verletzten Sordo, fuhr eine verhaltene Rallye, verlor am Sonntagmorgen kurz die Konzentration und überschlug sich. Der Niederländer kam nach ansonsten unscheinbarer Vorstellung auf Platz 15 ins Ziel.
Citroën ohne Polen-Test chancenlos
Deutlich unauffälliger als gewünscht waren die Citroën unterwegs. Kris Meeke rollte sich schon beim Shakedown vor der Rallye ab und hatte Glück, dass er den Käfig seines DS3 WRC nicht beschädigt hatte. Die technischen Kommissare ließen ihn nach Reparatur des Autos starten.
Doch der Ire fand erst spät eine brauchbare Abstimmung. Sein Team hatte aus Kostengründen auf einen Test verzichtet. Die Konsequenz: Platz 7 für den Argentinien-Sieger und nur Rang 9 für Teamkollege Östberg, der als Zweiter auf der Strecke mit rutschigeren Verhältnissen kämpfen musste als die meisten seiner Gegner. Hyundai ist Citroën in der Markenwertung bis auf zwei Pünktchen auf die Pelle gerückt.
Wunschlos glücklich konnte man beim dritten WM-Anlauf im Skoda-Werksteam sein. In der WRC2 fuhren Esapekka Lappi und Pontus Tidemand einen ungefährdeten Doppelsieg ein. Das erfolgreiche Wochenende rundete Armin Kremer ab, der im Fabia R5 des Baumschlager-Teams mit Rang 5 in der zweiten WM-Liga ein gutes Ergebnis einfuhr. Die Tabellenführung in der zweiten WM-Liga verteidigte Jari Ketomaa im Ford Fiesta R5 mit Rang 4.
Nationalheld Kubica sammelt WM-Punkte
Und was war mit Robert Kubica? Der Nationalheld war schon im Vorjahr in der Heimat ausgerutscht. Seine zweite WM-Saison war mit 2 WM-Punkten bei 6 Rallyes zuvor kein Ruhmesblatt. Doch mit Platz zwei in der Auftaktprüfung am Donnerstagabend, einer weiteren zweitschnellsten Zeit am Freitag und einer guten Vorstellung setzte er sich mit seinem Ford Fiesta nach der ersten Etappe auf Platz sechs fest.
Am Samstagabend war er immerhin noch Siebter und überzeugte mit regelmäßigen Top-Ten-Zeiten und fehlerloser Fahrt, die ihn am Ende auf Rang 8 brachte. Meeke hatte ihn auf den letzten Kilometern noch abgefangen. Dennoch begeisterte der Krakauer seine Landsleute, die allerdings unfreiwillig dafür sorgten, dass er zumindest auf der 14. Prüfung nicht glänzen konnte. Sie wurde wegen unkontrollierbarer Zuschauermassen abgesagt.
In unserer Galerie zeigen wir Ihnen noch einmal die Highlights der Rallye Polen.