Hamiltons Spezial-Taktik floppt
Hätte Lewis Hamilton mit einer anderen Strategie Rosberg geschlagen? Unsere Rennanalyse gibt die Antwort. Darin klären wir auch, warum Fernando Alonso zu Unrecht eine Strafe kassierte und warum Max Verstappen in den ersten 5 Rennen 2016 vorsichtiger fahren muss.
Hätte Hamilton ohne zweiten Boxenstopp gewonnen?
Lewis Hamilton wollte lange nicht einsehen, dass in Abu Dhabi kein Kraut gegen Nico Rosberg gewachsen ist. Über Funk diskutierte er wild mit seinem Renningenieur Pete Bonnington über verschiedene Strategie-Möglichkeiten. 17 Runden vor dem Ende lautet der Wunsch des Piloten plötzlich, ohne den geplanten zweiten Stopp bis zum Ende durchzufahren.
Der Pilot argumentierte, dass seine Reifen noch gut in Schuss seien und er sie bis zum Ende ausquetschen könne. Doch als die Information kam, dass Rosberg gerade 2 Sekunden pro Runde schneller fährt, war die Diskussion schnell beendet. Chefstratege James Vowles erklärt: "Wenn Lewis probiert hätte durchzufahren, hätte ihn Nico 7 Runden später überholt." So blieb den Zuschauern das direkte Duell verwehrt.
Warum nahm Hamilton keine Supersofts?
Beobachter rieben sich verwundert die Augen. Erst zögerte Hamilton den zweiten Stopp lange heraus und entscheidet sich dann für die härtere Mischung. Sebastian Vettel, der 2 Runden zuvor bei seinen Mechaniker vorbeikam, ließ sich den Supersoft aufschnallen und konnte damit problemlos mit konstant guten Zeiten bis zum Ende durchfahren. Doch bei Mercedes ging man kein Risiko. "Wir waren uns nicht sicher, ob die Supersofts 15 Runden überleben", gab Teamchef Toto Wolff zu.
Hamilton versuchte nach dem Rennen den Schwarzen Peter an seine Strategen weiterzureichen. "Ich habe das gemacht, was mir gesagt wurde. Beim zweiten Stopp hatte das Team zu entscheiden, ob ich auf Soft oder Supersoft wechsele." Später kam heraus, dass die Taktiker Hamilton und seinem Renningenieur die Entscheidung überließen. Wegen der guten Erfahrung im Mittelstint nahm der Pilot wieder die härtere Mischung. Ob er Rosberg mit dem Supersoft eingeholt hätte, ist fraglich. Aber zu verlieren hatte Hamilton eigentlich nichts.
War die Strafe gegen Alonso berechtigt?
Fernando Alonso krachte bei der Anfahrt zur ersten Kurve in den Lotus von Pastor Maldonado. Die Rennleitung brummte dem McLaren-Pilot eine Durchfahrtstraße auf, die ihn früh aller Punktechancen beraubte. Nach dem Rennen ließ der Spanier seinem Frust freien Lauf: "Ich werde von hinten getroffen und hatte anschließend keine Kontrolle mehr. Und dann bekomme ich auch noch eine Strafe dafür! Das war ziemlich merkwürdig."
Dann redete sich Alonso erst richtig in Fahrt: "Wir machen den mangelnden Sound der Autos dafür verantwortlich, dass es immer weniger Zuschauer gibt. Aber die FIA sollte vielleicht lieber mal schauen, wie erfolgreich Serien wie WEC oder MotoGP sind. Dort sehe ich solche Strafen nicht. In der Formel 1 müssen die Urteile konstanter gefällt werden und mit mehr Menschenverstand."
Wie kam es zur Button-Bottas-Kollision in den Boxen?
Auch bei der Kollision zwischen Valtteri Bottas und Jenson Button wurde Kleinholz produziert und eine Strafe ausgesprochen. Diese war jedoch unstrittig. Der Pilot in der Boxengasse hat immer Vorfahrt. Button konnte anschließend nur den Kopf schütteln: "Ich habe gesehen, dass er rausgelassen wird und konnte mich nur noch auf den Aufprall einstellen. Der kam dann auch. Das hat bei meinem Boxenstopp ein wenig verzögert. Meinen Mechanikern hat das einen ordentlichen Schrecken eingejagt."
Williams hätte besser aufpassen müssen. Doch auch nach dem Rennen wusste man nicht genau, wie der Fehler passieren konnte: "Das müssen wir jetzt analysieren", so Chefingenieur Rob Smedley. "Wir haben ein System, das den Fahrer warnt, wenn sich ein Auto nähert. Valtteri ist auch ein wenig zur Seite gefahren. Trotzdem ist es zur Kollision gekommen."
Warum muss Max Verstappen nächstes Jahr zittern?
Max Verstappen ist nicht nur der schnellste Rookie des Jahres. Der Holländer ist auch der Fahrer mit den meisten Strafen. In Abu Dhabi geriet der 18-Jährige gleich 2 Mal ins Visier der Stewards. Einmal, weil er die blauen Flaggen beim Überrunden ignorierte. Und einmal, weil er im Duell mit Grosjean neben die Strecke fuhr und den Platz nicht wieder zurückgab.
"Die anderen waren noch gar nicht nah genug dran, um zu Überrunden. Aber bei diesen Dingen sind die Stewards immer sehr streng", beklagte sich der Youngster. Auch in der zweiten Angelegenheit gab sich Verstappen uneinsichtig: "Wir haben uns ein bisschen berührt. Ich war da eigentlich schon vorne. Aber am Ende macht das auch keinen Unterschied. Ich wäre so oder so nicht in die Punkte gekommen."
Doch die beiden Strafen könnte noch ein weiteres Nachspiel haben. Für den Zwischenfall mit Grosjean gab es einen Strafpunkt. Die blauen Flaggen brachten noch 2 weitere Zähler auf das Sünderkonto. Damit hat Verstappen nun schon 8 Punkte gesammelt. Wenn in den ersten 5 Rennen 2016 noch 4 weitere Punkte dazukommen, gibt es laut Reglement automatisch ein Rennen Sperre.
In unserer Galerie zeigen wir noch einmal die Highlights des letzten Rennen des Jahres.