Rennanalyse GP Ungarn 2016
In unserer Rennanalyse klären wir die offenen Fragen nach dem Rennen in Ungarn. Zum Beispiel, ob Hamilton wirklich den Mittelfinger zeigte. Wie Kimi Räikkönen von 14 auf 6 kam und ob Hamilton nur mit Nico Rosberg spielte.
Wieso hat Red Bull Daniel Ricciardo so früh zum zweiten Stopp reingeholt?
Es war eine der zentralen Fragen des Rennens. Schon in Runde 33 kam Daniel Ricciardo zu seinem zweiten Stopp an die Box. Dabei hatte er erst in Runde 15 gestoppt und Soft-Reifen aufziehen lassen. Nach 18 Runden waren diese noch nicht in die Knie gegangen. Zunächst mutmaßte man, sie experimentieren womöglich mit einer Dreistopp-Strategie. Der frühe Halt hatte stattdessen einen taktischen Hintergrund.
„Als wir Sebastian mit dem Undercut gesehen haben, wollten wir einen Stopp einlegen, um sicherzustellen, dass wir unsere Position auf der Strecke behalten“, sagt Red Bull-Teamchef Christian Horner. „Gleichzeitig wollten wir Mercedes unter Druck setzen.“
Dieses Vorhaben gelang jedoch nicht. Kaum rückte Ricciardo mit den frischen Reifen aus und fuhr schnellere Rundenzeiten, zog auch Mercedes wieder das Tempo an. Die Soft-Reifen der Silberpfeile hatten zu diesem Zeitpunkt knapp 20 Runden auf dem Buckel und trotzdem war man schneller. „Ein Zeichen dafür, dass sie nur gecruist sind“, sagt Horner.
Wie schaffte es Kimi Räikkönen von Platz 14 auf 6?
Der Hungaroring gilt eigentlich als eine Strecke, auf der man nicht überholen kann. Und trotzdem verbesserte sich Kimi Räikkönen von Startplatz 14 auf den sechsten Rang. Womöglich wäre er sogar noch auf den fünften Platz aufgerückt, wenn er sich nicht an Max Verstappen die Zähne ausgebissen hätte.
Der Iceman profitierte zum einen von einer guten Strategie, zum anderen gelang es ihm trotz der schwierigen Voraussetzungen drei Autos auf der Strecke zu überholen. Sergio Perez in Runde 2, Esteban Gutierrez in 5 und später in Runde 31 Fernando Alonso. In Sachen Reifen setzte Räikkönen zu Beginn auf einen langen Stint mit der Soft-Variante, die ihn automatisch nach vorne spülte, als die Konkurrenz früher zum Reifen.echsel reinkommen musste. Nach den Soft-Reifen ließ er zwei Mal Supersoft aufziehen und war damit für Zweikämpfe bestens gerüstet.
Zeigte Lewis Hamilton Esteban Gutierrez wirklich den Mittelfinger.
Zunächst waren sich viele nicht ganz sicher. Hatte Lewis Hamilton den Zeigefinger gehoben oder wirklich den Mittelfinger. Nachdem er beim Überrunden lange nicht an Esteban Gutierrez im Haas F1 vorbeikam und Nico Rosberg immer näher kam, platzte dem Engländer der Kragen. Er schimpfte gestikulierend aus dem Auto heraus.
Nachdem die Aufnahmen mehrmals wiederholt wurden, steht fest: Es war der Mittelfinger. „Nur weil du Weltmeister bist, gibt dir das nicht das Recht, deinen Mitstreitern gegenüber respektlos zu sein, mein Freund Lewis Hamilton“, reagierte Gutierrez anschließend auf Twitter. Der Mexikaner wurde allerdings auch von den Sportkommissaren mit einer 5-Sekunden-Strafe belegt, weil er die blauen Flaggen ignoriert hat.
Hat Lewis Hamilton nur mit Nico Rosberg gespielt?
Nach dem ersten Boxenstopp meldete Lewis Hamilton, seine Pace sei nicht mehr so gut. Betrug der Abstand vor dem Service noch 2,5 Sekunden, schrumpfte er danach auf 1,4 Sekunden. Danach blieb es eng zwischen den beiden, bis Hamilton die Ansage vom Kommandostand bekam, er solle doch bitte Gas geben, sonst hole man Rosberg vor ihm zum nächsten Stopp. Der ein oder andere ging davon aus, Hamilton mache das mit Absicht, um Rosberg unter Druck von Ricciardo kommen zu lassen.
Dem widerspricht Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff: „Er hat ihn sicher nicht aufhalten wollen. Er war einfach nur vorsichtig mit den Reifen. Und er hatte nicht den Überblick, was hinter ihm passierte. Wir haben ihm dann klargemacht, dass es Probleme gibt, wenn er die Pace nicht anzieht.“
Für Rosberg war es schier unmöglich, seinen Stallrivalen zu überholen. Auch wenn er ihm zum Beispiel nachdem man auf Gutierrez aufgelaufen war, auf die Pelle rückte. Denn die letzten drei Kurven auf dem Hungaroring haben einen zu großen Radius, um für die Zielgerade genügend aufschließen zu können.