Rosberg rehabilitiert
Nico Rosberg ist mit einem blauen Auge davon gekommen. Der Mercedes-Pilot behält seine Pole Position. Die Sportkommissare entschieden nach Einsicht der Daten, dass Rosberg bei doppelt geschwenkter gelber Flagge ausreichend vom Gas gegangen war.
Nico Rosberg war bereits bei einer Mercedes-Wohltätigkeitsveranstaltung im Dörfchen Fot, rund 15 Minuten vom Hungaroring entfernt, als um 19.18 Uhr sein Telefon klingelte. Teammanager Ron Meadows zitierte den WM-Spitzenreiter an die Rennstrecke zurück, weil sich die Sportkommissare dazu entschlossen hatten, den Vorfall mit der gelben Flagge zu untersuchen.
Rosberg rettet Präzedenzfall
Rosberg hatte in seiner Pole Position-Runde bei doppelt geschwungener gelber Flagge in Kurve 8 nach einem Dreher von Fernando Alonso seine Zeit im zweiten Sektor verbessert. In dem Minisektor jedoch, in dem die Flagge gezeigt wurde, ging Rosberg vom Gas. Die Mercedes-Datenauswertung ergab, dass Rosberg auf einer Strecke von 30 Metern gelupft hatte. Die Geschwindigkeit in der 180 km/h schnellen Kurve fiel um 20 km/h. Der Zeitverlust gegenüber der Runde davor betrug 0,12 Sekunden.
Rosberg stand im Verdacht, sich eines Vergehens gegen Paragraf 2.4.5.1 b) des Sportgesetzes schuldig gemacht zu haben. Die Sportkommissare Gerd Ennser, Baham Lekhal, Lajos Herczeg und Alan Jones ließen sich von der Datenauswertung und der Aussage des Fahrers überzeugen. Auch wenn ein Tempoverlust von nur 20 km/h vielleicht nicht dem entspricht, was die Regel bezweckt. In besagtem Paragraf heißt es: Bei doppelt geschwenkter gelber Flagge muss der Fahrer sein Tempo signifikant reduzieren, darf nicht überholen und muss sich bereithalten, das Auto entweder anzuhalten oder die Richtung zu wechseln.
Im Prinzip konnten die Schiedsrichter gar nicht anders entscheiden. Es gibt nämlich drei Präzedenzfälle vom GP Österreich vor drei Wochen. Da wurde unter anderem Nico Hülkenberg vom gleichen Vorwurf freigesprochen, als er bei doppelt Gelb die Geschwindigkeit in einer 300 km/h-Passage um 6 km/h reduziert hatte. Renault-Einsatzleiter Alan Permane hält deshalb das Urteil für gerechtfertigt. „Wenn Rosberg wirklich 20 km/h langsamer war, dann ist das viel. Es ist bei einer immer schneller werdenden Strecke sowieso unheimlich schwierig festzustellen, wie schnell er eigentlich hätte fahren können, wenn er voll draufgehalten hätte. Wahrscheinlich sogar mehr als die 20 km/h.“
Fünf Fahrer trotz verfehlter Quali-Hürde im Q2
Nachdem der Fall Rosberg innerhalb von nur 25 Minuten überraschend schnell über die Bühne ging, beschäftigte der zweite Fall die Sportkommissare noch 70 Minuten länger. Am Ende von Q1 hatten 11 der 22 Autos die 107 Prozent Qualifikationshürde nicht geschafft. Für Jolyon Palmer, Felipe Massa, Kevin Magnussen, Marcus Ericsson, Pascal Wehrlein und Rio Haryanto war danach Endstation. Sie dürfen trotzdem starten, weil sie in den Runden vor und zwischen den vielen roten Flaggen gezeigt hatten, dass sie bei einem ordnungsgemäßen Ablauf des Trainings die Hürde locker geschafft hätten.
Die Sportkommissare legten fest, dass sie in der Reihenfolge des dritten Trainings an den Start gehen müssen. Und die ist kurioserweise mit der Rangliste des Q1 identisch. Ericsson wird wegen eines Chassis-Wechsels aus der Boxengasse starten.
Komplizierter lag der Fall bei den fünf Fahrern, die trotz der nicht geschafften Quali-Hürde ins Q2 aufgerückt sind. Dazu zählen Sergio Perez, Valtteri Bottas, Nico Hülkenberg, Daniel Ricciardo und Max Verstappen. Verschiedene Teamchefs waren der Ansicht, dass diesen Fahrern im Nachhinein alle Zeiten ab dem Q2 gestrichen werden müssten. Das hätte für die beiden Red Bull, die zwei Force India und Bottas die Startplätze 12 bis 16 bedeutet. Die Sportkommissare entschieden jedoch wegen der ungewöhnlichen Umstände im Q1 mit vier roten Flaggen, dass die 5 Überlebenden ihre Startpositionen behalten dürfen.