Neue Motorenformel gesucht

Die Hybrid-Formel ist gescheitert. 6 Gründe zeigen, dass die Formel 1 auf dem Holzweg ist. Die FIA sollte die Drohung mit dem Billig-Motor dazu nutzen, gleich eine neue Motoren-Formel für alle einzuführen, meint F1-Experte Michael Schmidt in seinem aktuellen Blog.
Ich gebe zu. Auch ich zählte zu den Befürwortern der neuen Motorenformel, die 2014 in der Formel 1 ein neues Zeitalter eingeläutet hat. Weil sie dem Motor wieder mehr Bedeutung gab. Das Diktat der Aerodynamik wurde dem Wort Motorsport nicht gerecht. Ich kann mit dem Sound leben und auch mit der Komplexität der Antriebsquellen. Die Grundsätze sind nicht so schwer zu verstehen.
Auch der Speed ist okay. Dass die Autos auf den meisten Strecken langsamer sind als in der V8-Ära, liegt nicht an den Motoren sondern an der kastrierten Aerodynamik. Die PS-Zahlen liegen längst deutlich über jenen der Achtzylinder. Und in ein paar Jahre werden die V6-Turbos samt MGU-K und MGU-H an der 1.000 PS-Grenze kratzen. Und das mit 100 Kilogramm Benzin über eine Renndistanz.
Formel 1 in der Motoren-Sackgasse
Trotzdem ist das Experiment gescheitert. Warum? Weil sich die Königsklasse in eine ausweglose Situation manövriert hat. Es gibt sechs Schwachstellen, die nicht zu beheben sind:
- Die Motoren sind zu teuer. Ein Preis unter 10 Millionen Euro nicht darstellbar. Wenn die FIA ihren Wunsch nach 12 Millionen durchboxen will, müsste die Entwicklung auf Schmalspur laufen. Doch dann holen Ferrari, Renault und Honda nie auf. Es ist ein Teufelskreis. Gibt man die Entwicklung frei, wird es zu teuer. Schränkt man sie ein, gewinnt Mercedes in 10 Jahren noch.
- Die Technik ist zu komplex. Für den Normal-Zuschauer, aber viel schlimmer noch für die Motorenhersteller. Undenkbar, dass Cosworth oder Ilmor je so ein Ungetüm bauen. Selbst Renault und Honda sind überfordert. Ferrari hat nur aufgeholt, weil man 5 Mercedes-Ingenieure abgeworben hat. Der Ferrari-Motor ist eine Mercedes-Kopie, wird im Fahrerlager gespottet.
- Der Rückstand auf Mercedes ist mittelfristig nicht aufholbar, auch wenn Mercedes das Gegenteil behauptet. Der Spruch, dass für die Besten die Luft immer dünner wird, gilt nicht für diese Technologie. Sie ist noch viel zu neu. Mercedes-Motorenchef Andy Cowell schließt nicht aus, dass man in den nächsten 10 Jahren 200 PS findet. Das Problem der Verfolger ist nicht das Geld. Auch nicht die Ideen. Die kann man kaufen. Es ist die Zeit. Mercedes hat auf Ferrari ein Jahr Vorsprung, auf Renault zwei und auf Honda drei.
- Die Motorenformel ist unattraktiv für Neueinsteiger. Je länger die Audis, BMWs oder Toyotas warten, umso größer ist der Vorsprung derer, die von Anfang an dabei waren.
- Die Hersteller nehmen den Sport in Geiselhaft. Sie bestimmen die Regeln und damit auch, wer gute und wer schlechte Motoren bekommt. Sie haben es sogar in der Hand, ein Team ganz aus dem Sport zu werfen. Siehe Red Bull. Ein inakzeptabler Zustand.
- Die Hybrid-Formel kommt beim Fan nicht an. Weil sie schlecht verkauft wurde. Es gibt keine Fotos, aus Gründen der Geheimhaltung viel zu wenig Information, und die falschen Kernaussagen. Man wirbt mit einem Verbrauch von 100 Kilo Sprit, doch der Normalmensch kann sich unter der Zahl nichts vorstellen. Man verschweigt die PS-Zahl, und merkt nicht, dass es den Fans genau darauf ankommt. Die Komplexität der Technik provoziert Startplatzstrafen zuhauf, was genauso nervt wie das Spritsparen. Der sichere Betrieb der Hybridmonster ist nur gewährleistet, wenn der Fahrer von der Box ferngelenkt wird. Inzwischen ist das Kind in den Brunnen gefallen. Nicht mal die beste Marketingkampagne kann hier noch helfen. Der aktuelle Formel 1-Motor ist beim Großteil der Zuschauer einfach negativ besetzt.
Mehr PS, besserer Sound, geringere Kosten
Was lernen wir daraus? Die Formel 1 braucht eine neue Motorenformel. Die Einführung eines Paralleluniversums mit einem Billig-Motor ist genauso falsch, wie die Hybridformel bis 2025 fortzusetzen, wenn die Hersteller in der Preisfrage einlenken. Und wie soll der Neubeginn aussehen?
Hybrid, Effizienz und guter Rennsport schließen sich nicht aus. Wie wäre es mit einen kleinen Biturbo und einem leistungsstarken KERS, das nur der Fahrer bedient? Wir hätten 1.000 PS und einen besseren Sound. Spritlimit und 4 Motoren pro Auto können bleiben. Der Motor soll ja nicht mehr als 10 Millionen Euro kosten. Und er muss auch von einem unabhängigen Hersteller gebaut werden können.