Warum nicht einfach die Wahrheit sagen?
Der Unfall von Fernando Alonso in Barcelona hat gezeigt, dass die Formel 1 noch viele Nachhilfestunden bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit braucht. Die Verdunkelungspolitik von McLaren führte dazu, dass die Spekulationen ins Kraut schossen. McLaren hätte sich mit einer offenen Kommunikation viele Probleme ersparen können, meint Michael Schmidt.
Die Formel 1 ist ein Bund von Geheimniskrämern. Die Teams verstecken ihre Autos, kontrollieren die Aussagen ihrer Angestellten und versuchen so wenige Interna wie möglich preiszugeben. Es herrscht ein schon fast manischer Verfolgungswahn, dass der Gegner ja vielleicht davon profitieren könnte.
Dann wundern sich die Teams auch noch, warum das Interesse an der Formel 1 zurückgeht. Das Tarnen und Täuschen läuft allerdings immer dann gegen die Wand, wenn etwas dramatisch schiefgeht. Wie bei dem Unfall von Fernando Alonso am letzten Testtag in Barcelona.
"Normaler Testunfall" endet im Krankenhaus./strong>
McLaren gab ein Musterbeispiel dafür ab, wie man mit so einer Extremsituation nicht umgeht. In der ersten offiziellen Pressemitteilung sprach Teamchef Eric Boullier von einem "normalen Testunfall", und dass alles nur unnötig aufgebauscht wurde.
Wie bitte? Ist es normal, dass der Fahrer mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen wird? Und dass McLaren daraufhin sein Testprogramm abbrechen muss. In einem weiteren McLaren-Statement steht, dass Alonso unverletzt sei. Gleichzeitig wird von einer leichten Gehirnerschütterung gesprochen. Ist das etwa keine Verletzung? Und warum bleibt Alonso dann zwei Nächte zur Beobachtung im Krankenhaus auf der Intensivstation?
Erst mehr als 24 Stunden nach dem Unfall wurden erste Details zum Hergang bekanntgegeben. Da war es längst zu spät. Die Spekulationen hatten zuvor von Stromschlag über Aufhängungsbruch bis zu einem körperlichen Blackout des Fahrers gereicht. Es ist völlig normal, dass über mögliche Ursachen gemutmaßt wird. Bei so einem Unfall besteht ganz einfach Informationsbedarf.
Offenheit verhindert Spekulationen
Wie kann man Spekulationen am besten verhindern? Indem man ganz einfach die Wahrheit sagt. Und das möglichst schnell. Warum präsentierte McLaren nicht direkt die Telemetrieausdrucke der Unfallfahrt? Warum hatte nicht ein Ingenieur auf verständliche Fragen eine Antwort gegeben? Vielleicht hätte man Theorien wie Elektro-Schock oder Batteriedämpfe schon früh im Keim ersticken können.
Selbst wenn McLaren die Unfallursache noch nicht kannte, hätten Experten vom Team gewisse Mutmaßungen bereits ausschließen können. So ist passiert, was McLaren eigentlich verhindern wollte. Einige Fans hatten sogar geglaubt, dass die Teamleitung einen Defekt an Alonsos Auto vertuschen wollte.
Am Montagnachmittag erreichte uns auch das erste Bild von Alonso aus dem Krankenhaus. Manager Luis Garcia Abad sorgte damit bei vielen Fans für Erleichterung. Bei einem angeblich unverletzten Patienten hätte das vielleicht auch etwas früher kommen können.