Die große Angst vorm Graining

Mercedes führt auch im letzten Rennen des Jahres die Rangliste an. Auf eine Runde und im Longrun. Zweite Kraft hinter den Silberpfeilen im Abu Dhabi-Dauerlauf war Ferrari, dicht gefolgt von Red Bull. Ein rennentscheidender Faktor könnte das Graining der Reifen werden.
Mercedes hat gute Chancen, beim Saisonfinale neue Rekorde aufzustellen. Der zwölfte Doppelsieg und das Knacken der 701-Punkte-Marke wäre die statistische Bestätigung dafür, dass Mercedes noch überlegener ist als im Vorjahr. Der Trainingsschnellste Nico Rosberg ließ den Überraschungs-Dritten Sergio Perez im Force India 0,627 Sekunden hinter sich. Red Bull-Pilot Daniel Ricciardo fehlten 0,664 und Sebastian Vettel im schnelleren der beiden Ferrari 0,734 Sekunden auf Rosberg.
Im internen Duell könnte der WM-Zweite auch im sechsten Rennen in Folge seinen Höhenflug fortsetzen. Die erste Trainingssitzung ging noch an Lewis Hamilton. Die schnellste Runde im Abendtraining drehte Rosberg. Um 0,138 Sekunden schneller als der Teamkollege.
Gleiches Bild bei den Longruns. Rosberg führte den Fünfrunden-Vergleich mit 1.46,822 Minuten klar an. Hamilton war 7 Zehntel langsamer. Dabei musste Rosberg wegen des hohen Kilometerstandes seines Motors in einem gemäßigteren Modus fahren. Das allein soll ein Zehntel Unterschied zu Ungunsten des Trainingsschnellsten ausgemacht haben.
Harter Reifen im Longrun besser als weicher
Rosbergs Rennsimulation stand Pate für viele seiner Kollegen. Die härtere Mischung ist im Dauerlauf schneller als die weiche. Es geht zwar langsamer los, bleibt aber einigermaßen konstant. Nach 11 Runden stand der Durchschnitt von Rosberg immer noch bei 1.46,841 Minuten. Nur zwei Hundertstel langsamer als nach 5 Runden. Sein Longrun mit den Supersoft-Sohlen war im Fünfrundenvergleich mit 1.47,402 Minuten deutlich langsamer. Und über 13 Runden ging die Schere mit 1.47,655 Minuten noch weiter auf.
Die Mercedes.Piloten rapportierten auf beiden Reifen.ischungen starkes Graining. Das kam überraschend. "Im letzten Jahr hatten wir es nur auf der Mischung soft und auch nicht so stark", berichtete Strategiechef James Vowles. Seiner Meinung nach könnte der Grad des Körnens das Rennen entscheiden. "Es wird mit mehr Gummi auf der Fahrbahn besser werden, aber wir können jetzt noch nicht abschätzen um wie viel und wer es dann besser oder weniger gut in den Griff bekommt."
Es liegt auch am Fahrstil, wie die Reifen bei konstanten Asphalttemperaturen von 30 Grad reagieren. Sebastian Vettel zum Beispiel schaffte es das Graining gut zu kontrollieren. Der Ferrari-Pilot deutete mit einem Longrun-Schnitt von 1.47,031 Minuten über 5 Runden und 1.47,366 Minuten über 17 Runden an, dass mit ihm am Sonntag zu rechnen sein wird. Vettel beschränkte seine Rennsimulation auf die härteren Reifen. Kimi Räikkönen probierte beide Mischungen aus, war auf der härteren mit 1.47,100 Minuten aber deutlich schneller als mit den Supersoft-Gummis.
Red Bull hat keine Probleme mit Körnen
Auch die Red Bull rechnen sich im Renntrim gute Chancen aus. Daniel Ricciardo war mit 1.47,406 Minuten auf den härteren Reifen bei der Musik. Daniil Kvyat musste wegen Bremsproblemen den besseren seiner beiden Longruns abbrechen.
Teamberater Helmut Marko zog eine positive Bilanz beim Vergleich der Longrun-Zeiten über die gesamte Distanz: "Ricciardo ist in den Longruns die Nummer 2 hinter den Mercedes. Wir profitieren hier von einem Auto, das gut auf der Straße liegt, eine gute Traktion hat und gut mit den Reifen umgeht. Im Gegensatz zu den anderen hatten wir keine Probleme mit dem Graining. Das macht unser Top-Speed-Defizit fast wett. Unser Problem wird wieder die Qualifikation sein. Da können Mercedes und Ferrari die Power aufdrehen und wir nicht."
Während Red Bull auch auf eine Runde mit Ferrari mithalten konnte, kämpfte das Schwesterteam Toro Rosso mit der schnellen Runde aus dem Stand. Max Verstappen und Carlos Sainz belegten nur die Plätze 13 und 14. Dafür waren die beiden Youngster in der Rennsimulation voll da. Verstappen knackte im Longrun sogar die 1.48er Marke und rangierte mit 1.47,872 Minuten auf Rang 8. Sainz war mit 1.48,049 Minuten nicht viel schlechter. Bis der Spanier sein Auto wieder mal am Streckenrand parken musste. Wie in Brasilien schaltete einfach der Motor ab.
Alonso auf eine Runde besser als im Longrun
Toro Rosso ließ in den Dauerläufen die Williams hinter sich. Force India ist noch ein bisschen ein Rätsel. Sergio Perez konnte die drittschnellste Zeit im Longrun nicht bestätigen. Ein Bremsproblem links hinten stoppte den Mexikaner nach 8 Runden. Bis dahin stand die Uhr nur bei 1.49,495 Minuten. Bei Nico Hülkenberg war es umgekehrt. Der deutsche war Achter in der Trainingsrangliste, legte dafür aber mit 1.48,012 Minuten auf den harten Reifen einen Longrun im Bereich der Toro Rosso auf die Bahn.
Eine Überraschung lieferte Fernando Alonso mit dem neunten Platz und einer Zeit von 1.42,955 Minuten ab. Das war weniger als eine Sekunde langsamer als Rosberg. Beim Longrun wurde McLaren-Honda wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Alonso kam im Schnitt nur auf 1.49,849 Minuten nach 5 Runden auf den Supersoft-Reifen.
"Im Renntrim büßen wir wieder für unsere Probleme, die elektrische Leistung abzurufen. Es ist eine lange Runde, und da geht uns früh der Saft aus. Aus eigener Kraft in die Top Ten zu fahren wird schwierig", fürchtet Teamchef Eric Boullier.
In unserer Galerie haben wir die Highlights vom Trainingsfreitag.
Longrun-Zeitentabelle
Seit diesem Jahr bieten wir Ihnen einen noch besseren Longrun-Service an. In der unten stehenden Tabelle vergleichen wir zwei Longruns. Den jeweils längsten, und dann aus diesem herausgelöst den Schnitt einer Minimumzahl von Runden, die jeder Fahrer zurückgelegt hat.
In Abu Dhabi waren das jeweils 5 Runden für den Medium-Reifen und für die Soft-Garnitur. Dieser Wert ist für den Speed des Autos unter Rennbedingungen repräsentativer, da der Abbau der Reifen sich auf die gleiche Rundenzahl bezieht. Sie finden ihn in der ersten Spalte. Dazu liefern wir Ihnen noch die bei der Rennsimulation verwendete Reifen.orte.