Kann Red Bull Mercedes schlagen?
Dass Red Bull in Singapur stark sein würde, war zu erwarten. Doch gleich so stark? Daniil Kvyat und Daniel Ricciardo schlugen Lewis Hamilton auf eine schnelle Runde und im Longrun. Auch Sebastian Vettel war schneller. Kann Red Bull die Überraschung schaffen? Wir haben die Zahlen analysiert.
Das war keine Show aus Mitleid für die Gegner. Die ernsten Gesichter der Mercedes-Crew verrieten, dass der erste Trainingstag in Singapur nicht optimal verlaufen ist. Die Bestzeit ging ausnahmsweise nicht an einen Silberpfeil. Daniil Kvyat schlug Lewis Hamilton um deutliche 0,319 Sekunden - und dass im zweiten Anlauf mit gebrauchten Reifen. Und Daniel Ricciardo war im Dauerlauf auch klar schneller als der WM-Spitzenreiter.
Der Australier schaffte auf der Mischung Supersoft über 13 Runden einen Mittelwert von 1.51,415 Minuten. Hamilton setzte zwei Mal an. Seine Durchschnittswerte über Distanzen von 10 und 4 Runden betrugen 1.52,290 Minuten (supersoft) und 1.52,441 Minuten (soft).
Den direkten Vergleich über die ersten 4 Runden gewann Ricciardo mit 1.51,078 zu 1.51,315 Minuten. Der Tagesschnellste Kvyat unterstrich mit einem 1.51,528 Minuten-Longrun die gute Form der Red Bull. Auf den harten Reifen war der Russe über 4 Runden eine halbe Sekunde schneller als Hamilton.
Niki Lauda erklärte den Unterschied zwischen Mercedes und Red Bull. "Auf den harten Reifen sind wir gleich schnell. Auf den weichen kann Red Bull 10 Runden länger fahren als wir und ist obendrein schneller. Wir haben mit den Setup verwachst."
Ganz besonders schlimm erwischte es Nico Rosberg. "Ich habe das ganze Auto umgebaut und bekam Untersteuern. Wenigstens weiß ich jetzt, wie es nicht geht." Rosberg kam im Vierrunden-Schnitt nur auf 1.52,341 Minuten. Am Samstag wird wieder zurückgebaut.
Kann Red Bull mit dem viel geschmähten Renault-Motor diesen Grand Prix vielleicht sogar gewinnen? Teamberater Helmut Marko überlegt kurz und meint dann skeptisch: "Wenn Mercedes keine Qualifikations-Modus hätte ja. Aber ich fürchte, die werden am Samstag wieder aufdrehen. Und wenn du einmal hinten stehst, kommst nur noch schwer vorbei."
Williams-Technikchef Pat Symonds relativiert diese Aussage: "Der Quali-Modus von Mercedes hat auf dieser Strecke einen geringeren Effekt als anderswo." Mercedes-Motorenchef Andy Cowell präzisiert: "Im Vergleich zu Monza ist ein Kilowatt ein Drittel weniger wert."
Auch Ferrari fordert Mercedes heraus
Mercedes droht auch aus der roten Ecke Gefahr. Sebastian Vettel liegt über die ersten 4 Runden mit der weichen Reifen.ischung bei 1.51,119 Minuten. Also ganz knapp an Ricciardo. Räikkönen probierte die härteren Sohlen und erzielte 1.51,944 Minuten im Schnitt.
Vettel war mit seiner schnellsten Runde nicht zufrieden, mit den Dauerläufen dagegen schon. Wie Riccardo wunderte sich der Ferrari-Pilot über die vergleichsweise schwache Form der Mercedes: "Ich weiß nicht, was die gemacht haben, aber ich gehe davon aus, dass die morgen noch zulegen können."
Nico Hülkenberg war über seinen sechsten Platz mit den Supersoft-Reifen überrascht. "Im Auto hat es sich echt nicht so gut angefühlt. Die Upgrades funktionieren, aber ich sehe uns in einem engen Kampf mit Williams, Toro Rosso und McLaren."
Carlos Sainz musste wegen eines Reifen.latzers links hinten nach einem Mauerkuss in Kurve 5 lange pausieren. Als er mit den weichen Reifen wieder auf die Strecke ging, konzentrierte er sich auf die Rennsimulation. Mit 1.52,590 Minuten landete der Spanier knapp außerhalb der Top Ten.
Sauber mit Upgrade fürs Erste zufrieden
McLaren sieht wie erwartet stärker als zuletzt aus. Wenigstens auf eine Runde. In den Longruns liegen Fernando Alonso und Jenson Button dann doch wieder im hinteren Feld. Auch die Williams kamen nicht auf Speed. Felipe Massa klagte über starke Reifen.bnutzung. Valtteri Bottas war langsamer, dafür konstanter. Technikchef Pat Symonds schüttelte den Kopf: "Felipe fühlte sich nur auf den weichen Reifen wohl, Valtteri dafür auf den harten."
Sauber hakte den ersten Tag mit dem runderneuerten C34 als kleinen Erfolg ab. Teamchefin Monisha Kaltenborn bilanzierte: "Der erste Eindruck ist positiv. Wir müssen aber noch am Setup arbeiten. Das volle Potenzial werden wir erst auf anderen Rennstrecken sehen." Marcus Ericsson bestätigte: "Du spürst mehr Abtrieb, aber in den langsamen Kurven ist der Eindruck nicht so stark wie in schnellen. Die gibt es in Singapur kaum. Erst in Suzuka werden wir sehen, was die neuen Teile wert sind."
Felipe Nasr war mit seinem Longrun von 1.52,746 ganz zufrieden. Er lag damit im Bereich seines Landsmanns Massa. Der Brasilianer erzählte über den neuen Sauber: "Er packt auf der Vorderachse besser zu. Wir müssen jetzt noch das Heck stärker machen. Sonst gehen die Hinterreifen zu schnell in die Knie."
Pirelli rechnet mit 2-Stopp-Taktik
Pirelli prophezeit ein Zweistopprennen. Der Supersoft-Gummi ist in der ersten Runde um 1,6 Sekunden schneller als die härtere Mischung. Mercedes-Stratege James Vowles warnt aber, dass 2 Stopps nicht in Stein gemeißelt sind. "Viele Leute werden im Rennen versuchen, durch einen frühen Boxenstopp Positionen zu gewinnen. Andere müssen dann kontern. Wenn das die ersten Stopps stark nach vorne zieht und eine Safety-Car-Phase noch dazwischenkommt, können es auch 3 Reifen.echsel werden."
Seit diesem Jahr bieten wir Ihnen einen noch besseren Longrun-Service an. In der unten stehenden Tabelle vergleichen wir 2 Longruns. Den jeweils längsten, und dann aus diesem herausgelöst den Schnitt einer Minimumzahl von Runden, die jeder Fahrer zurückgelegt hat.
In Singapur waren das jeweils 4 Runden für den Soft-Reifen und für die Supersoft-Garnitur. Dieser Wert ist für den Speed des Autos unter Rennbedingungen repräsentativer, da der Abbau der Reifen sich auf die gleiche Rundenzahl bezieht. Sie finden ihn in der ersten Spalte. Dazu liefern wir Ihnen noch die bei der Rennsimulation verwendete Reifen.orte.