In Maranello läuten die Glocken
Sebastian Vettel gewann bereits im zweiten Rennen für Ferrari. Michael Schumacher musste 1996 sieben Grand Prix warten. Bei beiden deutschen Triumphen spielte das Wetter eine Rolle. Schumacher brauchte vor 19 Jahren den Regen. Vettels Helfershelfer war die Hitze.
Für Sebastian Vettel ging nicht nur ein Traum in Erfüllung. "Es waren gleiche mehrere." Erst der Vertrag mit Ferrari, dann der dritte Platz beim Debüt, jetzt schon der erste Sieg im zweiten Rennen. "Mir fehlen die Worte. Es ist ein phänomenaler Tag. Für Ferrari, für mich. Es fühlt sich unglaublich an."
Ferrari musste 35 Rennen auf einen Sieg warten. Bei Vettel waren es 21. "Es tut unheimlich gut, mal wieder ganz oben zu stehen, den Champagner zu schmecken, die deutsche und italienische Hymne zu hören." Wie bei seinem ersten Sieg im Toro Rosso 2008 in Monza.
Vettels großes Vorbild Michael Schumacher musste zwei Grand Prix auf das erste Podium und sieben Anläufe auf den ersten Sieg in Rot warten. "Er hatte 1996 auch das schlechtere Auto", relativiert Vettel.
Auch vor 19 Jahren gab es ein überlegenes Auto. Den Williams-Renault von Damon Hill und Jacques Villeneuve. Schumacher brauchte ein Regenrennen, um die übermächtige Konkurrenz zu schlagen. Die Sintflut kam beim GP Spanien. Sie dämpfte die ersten kritischen Stimmen in Italien. Da hat es Vettel besser. Ferrari wird nach dem guten Saisonstart von Welle des Wohlwollens getragen.
Drei Vorteile für Ferrari: Reifen, Aero, Motor
Vettel spielte die Hitze eine Trumpfkarte zu. Da konnte der Ferrari seine Vorteile ausspielen. Das Auto geht netter mit den Reifen um. Ferrari musste die Verkleidung weniger öffnen als die Mercedes. Damit schrumpfte der aerodynamische Vorteil der Silberpfeile. Und Mercedes traute sich in der Hitze nicht, allzu aggressive Motoreinstellungen zu fahren. Ferrari riskierte auf der Motorseite mehr. Da ist im Augenblick mindestens Gleichstand erreicht.
Zum Schluss taktierten Ferraris Strategen auch noch besser. Mercedes war zu einer Dreistopp-Strategie gezwungen. Die wäre bei einem normalen Rennen auf dem Papier um sechs Sekunden schneller gewesen. Doch das Safety-Car brachte den Plan der Melbourne-Sieger ins Wanken.
Statt die Taktik zu splitten, verfuhr der Kommandostand in beiden Fällen nach Plan A. Mercedes./span> rechnete nicht damit, dass sich so viele Autos zwischen den Ferrari und sie selbst schieben würden. Als Hamilton und Rosberg freie Fahrt hatten, war ihr Rückstand schon zu groß. Und Vettels Ferrari hatte einen zu guten Rennspeed. Das Fazit des Siegers: "Wir haben die Schwäche unseres Gegners perfekt ausgenutzt."
Shanghai pro Mercedes, Bahrain pro Ferrari
Melbourne und Sepang stellten zwei Extreme dar. In Australien war Mercedes haushoch überlegen. Die extreme Hitze von Malaysia machte sie verwundbar. In Shanghai kann schon wieder alles ganz anders sein. "Die Temperaturen werden niedriger sein. Und Shanghai bietet eine andere Streckencharakteristik. Ich erwarte Mercedes dort wieder extrem stark", fürchtet Vettel.
In Shanghai ist der Vorderreifen der limitierende Faktor. In der Vergangenheit half das Mercedes. Diesmal möglicherweise auch. Williams-Technikchef Pat Symonds hatte schon bei den Rennsimulationen in Barcelona bemerkt: "Sobald es wärmer wird, bekommen die Mercedes mit ihren Hinterreifen Probleme. Das erinnert mich an ihre Schwierigkeiten in den Jahren 2010 bis 2014."
In Bahrain dagegen könnte das Pendel schon wieder Richtung Rot ausschlagen. In dem Wüstenstaat ist Hitze garantiert. Auch wenn Ferrari aus heutiger Sicht lieber ein Rennen am Tag als in der Nacht hätte. Damit Mercedes mehr leidet.