Halbleiter für Elektrowerkzeuge und Autos
Bosch hat in Dresden eine der modernsten Chipfabriken der Welt eröffnet. In den neuen Fertigungsstandort hat der Konzern rund eine Milliarde Euro investiert.
Mikroelektronik ist heutzutage Grundlage für nahezu jede zukunftsträchtige Technologie. Auch im Automobilbau spielen Mikrochips eine immer wichtigere Rolle.
Jede Menge Chips im Auto
Noch 1998 betrug der Wert der Mikroelektronik in einem Neuwagen 120 Euro. 2018 lag dieser Wert bereits bei 500 Euro, und 2023 wird er voraussichtlich 600 Euro übertreffen (Quelle: ZVEI). 2016 hatte weltweit jedes Neufahrzeug im Schnitt mehr als neun Chips von Bosch an Bord, zum Beispiel im Airbagsteuergerät, im Bremssystem oder im Parkassistenten. 2019 waren es bereits mehr als 17. Das bedeutet nahezu eine Verdopplung binnen weniger Jahre. Die stärksten Zuwächse sehen Experten in den kommenden Jahren bei Fahrerassistenzsystemen, im Infotainment sowie in der Elektrifizierung des Antriebs.
Damit sind Halbleiter ein Wachstumsfeld auch für Bosch. Der Automobilzulieferer setzt dabei auch auf sein Know-How aus der Autobranche, denn an Halbleiter für den Automobilbau werden besonders hohe Anforderungen an die Zuverlässigkeit gestellt – die Chips sind über die gesamte Dauer eines Fahrzeuglebens starken Vibrationen und Temperaturschwankungen ausgesetzt. Zudem komplettiert Bosch seine Stärke in der Entwicklung und Fertigung von Halbleitern mit seinem System-Know-how in den Bereichen Elektronik und Software.
Mit dem neuen Werk in Dresden stärkt Bosch hier seine Kapazitäten. Die neue Fabrik ist zudem die größte Einzelinvestition in der Firmengeschichte von Bosch.
"Es ist für Bosch von strategischer Bedeutung, Halbleiter als eine Kerntechnologie selbst zu entwickeln und zu fertigen. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz heben wir in Dresden die Produktion von Halbleitern auf ein neues Level", sagte Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH. "In Dresden eröffnen wir damit unsere erste AIoT-Fabrik: von Beginn an vollvernetzt, datengesteuert, selbstoptimierend."
Digitaler Doppelgänger
Eine weitere Besonderheit des Halbleiterwerks ist, dass es doppelt existiert – einmal in der realen Welt und einmal in der digitalen. Man spricht vom "digitalen Zwilling". Alle Teile der Fabrik und alle relevanten Bauwerksdaten wurden dafür in Form eines dreidimensionalen Modells visualisiert. Damit lassen sich Prozessoptimierungen, aber auch Umbauarbeiten simulieren, ohne in die laufende Fertigung einzugreifen. Auch Wartungsarbeiten lassen sich via Datenbrille und Augmented Reality sogar aus der Ferne realisieren.
Die Produktion in Dresden startet bereits im Juli – ein halbes Jahr früher als geplant. Ab dann kommen die im neuen Werk produzierten Halbleiter in Bosch-Elektrowerkzeugen zum Einsatz. Für den Bedarf der Automobilindustrie beginnt die Chip-Produktion im September und damit ein Vierteljahr früher als geplant.
Heute arbeiten im Halbleiterwerk in der sächsischen Landeshauptstadt bereits rund 250 Menschen auf einer Fläche von 72.000 Quadratmetern. Die Zahl der Beschäftigten soll in der Endausbauphase des Standorts auf 700 Mitarbeiter anwachsen.