Diese Batterien machen Verbrenner überflüssig
Der größte Nachteil von E-Autos: zu wenig Reichweite. Die wiederum ist nur ein Problem, weil Energiebunkern im E-Auto viel länger dauert als beim Verbrenner. Genau damit dürften neue Batterien von BYD und CATL Schluss machen.
An den beiden E-Auto-Akku-Giganten lässt sich gerade beobachten, wie Unternehmens-Rivalität technologische Entwicklung zu immer neuen Höhen treibt und wie China so dem Rest der Welt davonfährt.
BYD mit neuer Plattform, CATL mit neuem Akku
Im März 2025 kündigte BYD (Porträt des Herstellers in der Bildergalerie) seine Super e-Platform an. Die völlig neue Architektur für E-Autos soll fast doppelt so schnell laden können, wie alle aktuell marktgängigen Fahrzeuge. Dank Spitzenladeleistungen von 1.000 kW soll damit in nur fünf Minuten Energie für 400 Kilometer Reichweite in die Batterie fließen. Selbst wenn man den chinesischen Messzyklus CLTC in Rechnung stellt und deswegen 20 Prozent abzieht, kommt man in 5 Minuten auf 320 nachgeladene Kilometer – genau so viel wie Mercedes für den CLA (nach WLTP) angibt – in 10 Minuten. Die ersten beiden Modelle (Han L und Tang L) hat BYD bereits vorgestellt. Einstandspreis in China für die 5-Meter-Limousine Han L mit 671 PS und 83-kWh-LFP-Batterie umgerechnet: 25.000 Euro. Das verspricht VW als Einstiegspreis für den gut 4 Meter langen ID.2, der 2026 auf den Markt kommen soll.
Mitte April, im Vorfeld der Auto Shanghai, konterte der größte Batteriehersteller der Welt. Auf einem Tech-Day hat CATL die zweite Generation seiner Shenxing-Batterie vorgestellt. Für die versprechen die Chinesen eine maximale Ladeleistung von mehr als 1.300 kW. Damit soll eine fünfminütige Aufladung für eine Reichweite von 520 Kilometer (ebenfalls nach CLTC-Zyklus – China Light Duty Vehicle Test Cycle) möglich sein. Noch in diesem Jahr sollen 67 Fahrzeugmodelle die neue Shenxing-Batterie bekommen.
Nicht mal die Infrastruktur stoppt Schnellladen
Wird mit solchen Technologien die Ladeinfrastruktur wieder zum Flaschenhals? Nur auf den ersten Blick. Denn die Spitzenladeleistung von 1 MW oder mehr ist nicht entscheidend. Vielmehr kommt die hohe Ladegeschwindigkeit eher von einer Dauerladeleistung von 400 kW und darüber – Ionity hat gerade für die zweite Jahreshälfte 2025 in seinem Netz Säulen mit einer Ladeleistung von 600 kW angekündigt.
Hinzu kommt: Die meisten Ladevorgänge von E-Autos brauchen die hohe Geschwindigkeit nicht – wie die meisten Autos große Reichweiten nur selten brauchen. Entscheidend ist also ein ausreichendes Schnellladenetz entlang von Fernstraßen, wo ultraschnelles Laden Stand- und eventuelle Wartezeiten verringert.
Stromversorgung? Puffern mit Batterien
BYD hat sich außerdem zu passenden Ladesäulen und der Bereitstellung großer Strommengen Gedanken gemacht: Der Autohersteller hat eigene Ladesäulen entwickelt und will zu deren Unterstützung Batterien einsetzen. Ein Prinzip, das Audi bei seinen Charging Hubs schon seit Ende 2021 umsetzt.
Diese Ladeparks brauchen lediglich einen normalen Netzanschluss mit 22 kW. Der und zum Beispiel eine Solaranlage vor Ort speisen Akkus (bei Audi zweitverwertete aus Entwicklungsfahrzeugen) an der Ladestation kontinuierlich mit bescheidenen Mengen an Netzenergie. Kommen Kunden zum Schnellladen (mit bis zu 320 kW), entnehmen die Ladesäulen den Strom schnell aus den Batterien vor Ort. Eine Hochspannungszuleitung nebst Transformatoren ist also nicht notwendig. Ein System, das prima zur volatilen Grünstromerzeugung passt.
E-Autofahrer gehen Tanken
Das Konzept könnte perspektivisch sogar Stadtbewohner ohne eigene Wallbox zu Hause mit Ladestrom versorgen: Auf dem Heimweg von der Arbeit bei der Strom-Tankstelle vorbeifahren, je nach Bedarf binnen Minuten X-hundert Kilometer laden, Fahrt nach Hause fortsetzen. Wie wir es vom Verbrenner gewohnt sind. Wenn zum Beispiel Supermärkte solche Lade-Hubs auf ihren Parkplätzen bereitstellen, wäre die Einkaufszeit sicher länger als die Ladezeit. Vorteil E-Auto: Im Gegensatz zum Tanken muss während des Ladens keiner dabei sein.