Ist Williams noch zu schnappen?
Im Dreikampf um den achten Rang in der Teamwertung scheint in Ungarn bereits eine Vorentscheidung gefallen zu sein. Während Alfa Romeo noch auf eine Wende im Duell gegen Williams hofft, schätzt man die Chancen im Lager von Haas eher als gering ein.
Lange war der Kampf um den achten Platz im Konstrukteurspokal eine enge Angelegenheit. Bis zum zehnten Rennen der Saison hatte Alfa Romeo gerade einmal zwei WM-Pünktchen gesammelt. Williams und Haas dahinter gingen jedes Mal leer aus. Doch in Ungarn änderte sich das Bild dramatisch.
Nicholas Latifi und George Russell rollten nach 70 zum Teil chaotischen Runden auf den Positionen acht und neun ins Ziel. Die nachträgliche Disqualifikation von Sebastian Vettel brachte das Williams-Duo noch jeweils einen weiteren Platz nach vorne, wodurch insgesamt satte zehn WM-Zähler auf das Teamkonto geschaufelt wurden.
"Für uns fühlt sich das wie ein Sieg an", jubelte Teamboss Jost Capito anschließend. "Genau auf dieses Ergebnis haben wir gewartet. Wir haben immer gesagt, dass die Punkte irgendwann kommen werden. Das war die Bestätigung unserer guten Arbeit. Man hat es schon in den Rennen zuvor an der Einstellung der Jungs gemerkt. Mit elften Plätzen waren sie einfach nicht mehr zufrieden."
Der Punkteregen spiegelte den Fortschritt des Traditionsteams endlich auch in der Tabelle wider. Die Vorsaison hatte Williams noch ohne Punkte auf dem letzten Platz abgeschlossen. Jetzt liegt der Rennstall aus Grove plötzlich auf Rang acht, und das auch noch relativ komfortabel. Ob die direkte Konkurrenz in den letzten zwölf Rennen der Saison diese Punkteausbeute noch einmal kontern kann, scheint mehr als fraglich.
Haas sieht kaum noch Chancen
In der Preisgeldtabelle liegt eine zweistellige Millionensumme zwischen Rang zehn und Platz acht. Bei Haas macht man sich keine Hoffnungen mehr auf den großen Geldregen: "Die Chancen sind sehr gering. Da müssen wir realistisch sein. Ich würde nicht darauf wetten, dass wir noch mehr Punkte sammeln als sie", erklärte Teamchef Guenther Steiner in gewohnt klaren Worten.
Trotz Chaos in Ungarn gingen Mick Schumacher und Nikita Mazepin am Ende wieder leer aus. Steiner gratulierte der Konkurrenz dennoch fair: "Williams hat sicher nicht erwartet, zehn Punkte zu sammeln. Aber sie haben gut gearbeitet und waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort, als plötzlich Punkte auf dem Tisch lagen. Das zeigt, dass man in jeder Situation versuchen muss, die bestmögliche Leistung abzurufen."
Obwohl die Lage relativ aussichtslos ist, will Steiner seinen Piloten das Risiko nicht verbieten. Beide dürfen weiter frei gegeneinander fahren, auch wenn die Reparaturkasse diese Saison schon ordentlich geschröpft wurde: "Für uns ändert sich durch das Ergebnis von Williams nichts. Wenn Mick und Nikita auf der Strecke nur gegeneinander kämpfen können, dann sollen sie es machen. Sie müssen ja auch etwas lernen. Es ist aus meiner Sicht kein Sport, wenn ich ihnen sagen würde, dass sie hintereinander fahren müssen."
Alfa Romeo glaubt an Konter
Im Gegensatz zu Haas hat man bei Alfa Romeo die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben. Die nachträgliche Disqualifikation von Sebastian Vettel brachte Kimi Räikkönen wenigstens noch einen Zähler ein, wodurch die Gesamtausbeute der Saison nun bei drei WM-Punkten steht. "Wir hätten schon viel mehr auf dem Konto haben können. Aber leider haben wir aus verschiedenen Gründen jede Menge liegen gelassen", ärgerte sich Rennstall-Oberhaupt Frederic Vasseur.
Alfa-Chefingenieur Xevi Pujolar feuert sein Team an, jetzt nicht zu früh aufzugeben: "Der Abstand zu Williams ist nicht besonders groß. Es sind dieses Jahr noch viele Rennen zu fahren. Wir können es noch schaffen." Sieben Mal landeten Alfa-Fahrer diese Saison schon auf den Plätzen elf und zwölf knapp außerhalb der Punkte. In der zweiten Halbzeit muss der Schweizer Rennstall seine Chancen endlich nutzen.
"Bei normalen Bedingungen schaffen wir es nicht in einem einzigen Rutsch bis zu Williams", so Pujolar. "Aber auf mehrere Rennen verteilt ist das machbar. Wir müssen nach der Sommerpause nur regelmäßig beide Autos im Qualifying in die zweite Runde bringen. Dann sollten sich für uns Möglichkeiten in den Rennen eröffnen. Ich denke für Williams sollte es schwieriger sein zu punkten als für uns."