Kleiner Nager, große Rettungsaktion

Eichhörnchen, die in Gullydeckeln feststecken. Klingt nach Sommerloch, ist aber ein bekanntes Phänomen. Immer wieder müssen die Nager gerettet werden. Was suchen die Nager eigentlich da unten?
Gullydeckel sind üblicherweise ziemlich passive Verkehrsteilnehmer und werden meist nur dann auffällig, wenn sie schief sitzen oder im Laufe der Zeit absinken und als rumpeliges Schlagloch auf Reparatur warten. Und dann ist da noch die Sache mit den Eichhörnchen. Kein Sommer vergeht, ohne dass einer der Nager in einem Gullydeckel stecken bleibt. Dieses Jahr meldet die Feuerwehr Dortmund den ersten Eichhörnchen-Einsatz. Das Tier schaute laut Feuerwehr nur noch mit dem Kopf aus dem Loch des Gullydeckels. Es hatte vermutlich versucht, aus dem Kanal durch den Deckel vor einer Gefahr zu flüchten und sich in Sachen Körpergröße verschätzt. Da die ausgerückten Einsatzkräfte das Eichhörnchen vor Ort nicht befreien konnten, brachten sie es mitsamt Gullydeckel zu einer Tierarztpraxis, wo der Nager unter Narkose aus dem Loch gezogen wurde. Das Eichhörnchen erlitt leichte Halsverletzungen und blieb zur weiteren Behandlung vorerst beim Tierarzt.
Zu viel Stress fürs Eichhörnchenherz
Auch wenn jedes in einem Gullydeckel steckende Eichhörnchen praktisch umgehend in den sozialen Netzwerken Karriere macht, kann praktisch jede größere Feuerwehr oder Polizeidienststelle von ähnlichen Rettungsaktionen berichten. Nicht immer mit Happy End. 2011 befreite die Feuerwehr in Hamburg mit großem Aufwand ein Eichhörnchen aus einem Gullydeckel befreit, verstarb aber kurz darauf im Tierheim. Am Ende war das Abenteuer wohl doch zu aufregend für ein kleines Eichhörnchenherz. Nicht viel besser erging es einem Jahr später einem Artgenossen in Isernagen bei Hannover. Mit Geduld und Olivenöl hatten Polizisten ein Eichhörnchen aus einem Gullydeckel befreit und zur Genesung in einen benachbarten Garten entlassen. Dort starb es wenigen Stunden nach seiner Rettung.
Tipps für Eichhörnchenretter
Nur in München scheinen die Eichhörnchen etwas härter im Nehmen zu sein. 2016 befreite die Münchner Tierrettung unter Einsatz von sehr viel Olivenöl ein prompt „Olivio“ getauftes Eichhörnchen aus einem Gullydeckel und päppelte es anschließend wieder auf. 2017 kam „Gulliver“ hinzu, der ebenfalls erfolgreich gerettet und nach einiger Zeit wieder gesund „ausgewildert“ werden konnte. Warum die Eichhörnchen überhaupt mit Gullydeckeln in Konflikt kommen, ist nicht immer eindeutig zu klären: „Vielleicht suchen sie dort Nahrung, wollen sich verstecken oder vor einem Auto flüchten!“, schreibt die Münchner Tierrettung dazu. Und natürlich haben die Profis auch Tipps zum richtigen Umgang im Fall der Fälle: „Falls jemand ein Tier im Kanaldeckel oder in einer anderen Falle finden sollte, ist zu empfehlen vorsichtig eine Decke über den Kopf des Tieres zu legen, damit es sich beruhigen kann und weniger verkrampft. Dann sollte schnellstmöglich die Tierrettung oder die Feuerwehr gerufen werden! Es muss darauf geachtet werden, dass sich der Finder mit Handschuhen vor eventuellen Bissen schützt, da sich das Tier in einer extremen Stresssituation befindet und gegebenenfalls sehr aggressiv reagieren kann!“