Der E-Roomster kommt aus Spanien
Für das Elektro-Einstiegsmodell von VW gibt es eine eigene Frontantriebsplattform (MEB Small). Das Skoda Modell auf dessen Basis wird wie der VW ID.2 ein Crossover, aber geräumiger. Nach Milliardeninvestitionen in Spanien wird es im Seat-Werk-Matorell entstehen. Eine erste Skizze gibt es auch.
Schon 1991 begann Volkswagen Anteile am inzwischen 125 Jahre alten Hersteller Skoda zu erwerben, seit Ende Mai 2000 gehört Skoda vollständig dem Wolfsburger Konzern. Von da ab fuhr die tschechische Marke mit VW-Technik von Erfolg zu Erfolg. Meist diente der Unterbau aus dem Konzernregal als Basis für geräumigere Modelle – mehr Auto fürs Geld. So war der Octavia schon immer größer als der Golf und bei den Kleinwagen nutzt man die kleinste Plattform (A0) des MQB (Modularer Querbaukasten) vom Polo etwa nicht nur für den nur 3 Zentimeter längeren Fabia, sondern auch für den fast 30 Zentimeter längeren Skoda Scala, der sogar den Golf bei Länge (plus 7 Zentimeter) sowie Radstand mit 2,65 Meter minimal übertrifft. Vorteil: Mit der günstigeren Technik kann Skoda das eher geräumigere Auto rund 2.000 Euro billiger anbieten.
Das Preisproblem der kleinen E-Autos
Der Preis spielt auch beim Wechsel zum E-Antrieb eine große Rolle. Phasenweise war der Konzern sehr pessimistisch, was bezahlbare E-Autos angeht, das Kleinwagen-Segment unter 20.000 Euro hielt man nicht für kostendeckend darstellbar.
Aber die Voraussetzungen für ein günstiges E-Auto werden besser: Die Batterien haben sich in den letzten Jahren eher verbilligt, parallel werden Verbrenner wohl immer teurer. Volkswagen rechnet mit bis zu 3500 Euro Mehraufwand pro Auto, wenn Neuwagen (der immer noch nicht verabschiedeten) neuen Abgasnorm Euro 7 genügen müssen. Wenn also 2025 wohl auch dank Lithium-Eisenphosphat-Zellen ein E-Auto der 4-Meter-Klasse für 20.000 bis 25.000 Euro darstellbar ist und die E-Auto-Prämie bis dahin durchhält, könnte der Einstieg in die E-Mobilität den Kunden nur mehr etwa 11.000 Euro kosten – so wie die ausverkauften E-Up oder Skoda Citigo iV.
Skoda setzt auch beim Einstieg in die E-Mobilität auf SUVs
Mit günstigen Kleinwagenangeboten sollten die Stromer auch dort angekommen sein, wo sie der besonders nicht nur vom Diesel belasteten Luft am besten täten: in der Stadt.
Der VW-Konzern denkt das kleine E-Auto schon länger in zwei Varianten: Erstens als klassischen Kleinwagen wie den Polo. Darauf gab der Cupra Urbanrebel einen Ausblick. Zweitens: als kurzen CUV, quasi als elektrischen T-Cross. Den deutet das Concept Car ID.Life an. Sein Marktstart 2025 könnte dann mit der Einführung von Euro 7 zusammenfallen und würde dann nicht nur SUV-Freunde ansprechen, sondern gleichzeitig Polo-Interessenten, die dann womöglich kein oder nur mehr ein sehr teures Angebot bei VW finden. Wenig später (2026) wird Skoda sein Modell dazu auf den Markt bringen.
MEB Small hat Frontantrieb und ein Fahrwerk wie im MQB
Am technischen Konzept des bezahlbaren E-Autos hat der Konzern lange geknobelt. Bei der Entwicklung der ID.-Familie, die auf dem neuen Modularen Elektrobaukasten (MEB) aufbaut, spielte ein Kleinwagen noch keine Rolle – man war genug damit beschäftigt, den elektrischen Kompakten bezahlbar zu halten. Nachher erwies sich der MEB als nur schwer kürzbar. Nach einigen Abspeckversuchen mit Umwegen über Seat und China haben die VW-Entwickler das ursprüngliche MEB-Konzept mit Heckmotor und -antrieb umgedreht. Zwar bleibt die 57-kWh-Batterie für etwa 400 Kilometer Reichweite im Fahrzeugboden zwischen den Achsen, aber jetzt hat der MEB Small Frontantrieb.
Vorteile: Von den Kühlern vorn müssen keine Leitungen zu Motor und Leistungselektronik hinten führen und schon das ID.Life-Concept-Car fährt mit millionenfach bewährter (und bezahlbarer) McPherson-Vorderachse und klassischer Verbundlenker-Hinterachse quasi aus dem Polo. Das und der der fehlende Antrieb im Heck lässt im Hinterwagen Platz für Kofferraum sowie Karosserievariabilität.
Längeres, steileres Heck – und der Radstand?
Die wird Skodas ID.2-Pendant stärker ausnutzen, als der VW mit der wenig steil stehenden Heckscheibe. Skoda-Chef Thomas Schäfer spricht von einem "eigenständigen, raumorientierten Fahrzeugkonzept". Damit könnte Skoda die Idee des Roomster (2006 bis 2015), dessen zweite Generation der SUV-Boom verhindert hat. Die Rolle des an sich genialen Konzepts mit den variablen Sitzen übernimmt heute der ähnliche große Crossover Kamiq. Wie der Roomster bietet auch er keinen Allrad- sondern nur Frontantrieb. Das gilt auch für den MEB Small. Übersetzt für den E-Roomster in Crossover-Optik heißt das im Minimum: Zu Gunsten eines größeren Innenraums erhält Skodas ID.2 einen steileren Heckabschluss und mindestens etwas mehr hinteren Überhang oder gar einen längeren Radstand.
Wobei: Schon im ID.2- Concept-Car beträgt der 2,65 Meter – so viel wie beim VW Golf. Oder bei Skodas kleinstem SUV auf MQB-Basis, eben dem Kamiq. Auch wenn der elektrische Frontantrieb auf die Länge bezogen weniger Packaging-Vorteile bieten dürfte als der Heckantrieb des "normalen" MEB, sollte im elektrischen ID.2 von Skoda eher mehr Platz sein als im Kamiq mit Verbrenner. Skodas aktuelles Einstiegs-SUV misst übrigens gut 4,25 Meter – ganz so lang müsste der elektrische Kamiq wohl nicht sein, um dem ID.2 beim Platzangebot eine lange Nase drehen zu können. Technisch allerdings werden sich Elektro-Kamiq oder -Roomster und ID.2 sehr ähnlich. Daher baut der Konzern alle MEB-Small-Autos der drei Marken auch im gleichen Werk in Spanien, wo außerdem einen Batteriefabrik für die Lithium-Eisen-Phosphat-Akkus entsteht. Das Spannendste wird also die Frage nach dem Preis. Selbst wenn der nah am ID. bleibt, wird der Skoda mehr Auto fürs Geld bieten.