Sauber besser als der WM-Stand
Zuletzt stirbt die Hoffnung. Alfa Romeo liegt nach dem GP Mexiko zwar noch zwölf Punkte hinter Williams, sieht aber noch eine kleine Chance auf den 8. Platz. Weil das Auto besser als der Williams ist.
Das Bild ist fast immer das gleiche. Am Samstag stehen die beiden Alfa Romeo in den hinteren Reihen der Startaufstellung. Am Sonntag fahren sie aus eigener Kraft um WM-Punkte. Nach der Sommerpause fast jedes Mal. Trotzdem liegt der Schweizer Rennstall in der Markenwertung 12 Punkte hinter Williams auf Rang 9. In Mexiko schlug Alfa-Sauber endlich mal wieder Kapital aus einem Auto, das an guten Tagen so schnell ist wie ein Alpine oder Aston Martin.
Es hätten noch mehr als vier Zähler sein können, hätte man Antonio Giovinazzi nicht zu früh an die Boxen geholt. Auch diese Story zieht sich durch diese Saison. Alfa ist das Team der knapp verpassten Chancen. Schon sieben Mal landete ein Fahrer aus dem Rennstall der Eidgenossen auf dem undankbaren 11. Platz. Kein anderer Bewerber holte sich so oft die Holzmedaille.
Ein Auto und Fahrer für den Sonntag
Mexiko hat gezeigt, wie wichtig im Kampf um die letzten Punkteränge gute Startpositionen sind. "Das war der Schlüssel für unser gutes Ergebnis. Es ist einfach ein Unterschied, ob du beim Start auf Platz 10 oder 17 stehst", gibt Team.anager Beat Zehnder zu. Kimi Räikkönen und Antonio Giovinazzi fuhren in Mexiko als Zehnter und Elfter los und lagen von der Startrunde weg in den Top Ten. Räikkönen hat seinen 8. Platz zwischen Sebastian Vettel und Fernando Alonso mühelos gehalten. Das spricht auch für den Speed des Autos.
Für Team.hef Frédéric Vasseur gibt es vier Team., die um die gleichen drei Zehntel kämpfen. "Ein guter oder schlechter Tag machen acht Positionen aus." Alfa Romeo unterläuft am Samstag oft zu viele Fehler. Da fliegt man schnell mal im Q1 raus, während andere bis ins Q3 vorstoßen. Giovinazzi hat mit seinen 7. Startplätzen in Zandvoort und Monza gezeigt, dass man auch auf eine Runde schnell sein kann, wenn alles passt. Vasseur verteidigt sein Team. "Wenn es so eng zugeht, kann es jeden erwischen. Sogar ein Alonso fliegt im Q1 raus, wie Mexiko gezeigt hat."
Räikkönen steht mit der Qualifikation in diesem Jahr auf Kriegsfuß. "Oft will er zu viel. Im dritten Training läuft es noch super, aber dann ist er in der entscheidenden Runde zu aggressiv", heißt es aus dem Team. Dafür ist der Oldie im Rennen nach wie vor ein Ass. "Kaum einer ist so gut im Reifenmanagement. Kimi weiß genau, wann er Gas geben muss oder Tempo rausnehmen soll", verteidigt Zehnder seinen Lieblingspiloten. Ein anderer fasst es so zusammen: "Kimi ist am Sonntag ein anderer Rennfahrer als am Samstag."
Zwölf Mal besser als Williams
Der Meisterschaftsstand entspricht nach Meinung von Vasseur und Zehnder nicht dem wahren Kräfteverhältnis. Deshalb tut es weh, dass Williams mehr als doppelt so viele Punkte auf dem Konto hat. "Wir waren in zwölf der 18 Rennen besser als sie. Sie haben hauptsächlich vom Chaosrennen in Ungarn profitiert, wo Latifi durch das Startchaos 14 Plätze geschenkt wurden und dann auch noch von dem abgesagten Grand Prix in Belgien." Da sahnte George Russell als Zweiter der Qualifikation auch bei halben Punkten groß ab.
Williams hat seine wenigen Chancen mit einem im Schnitt schlechteren Auto besser genutzt. Auf gewissen Streckentypen wie Spielberg, Spa, Monza und Sotschi zählte der FW43B zur Liga des Mittelfeldes, und das hat Russell perfekt umgesetzt. Sauber hatte kaum Ausreißer nach unten, schlug trotzdem weniger Kapital daraus. "Je nach Rennstrecke können wir mit Alpine und Aston Martin mithalten", betont Vasseur. Strecken, auf denen wie in Austin oder Mexico-City viel Abtrieb verlangt ist.
Der Abstand zu Williams ist zwar noch groß, doch Beat Zehnder hat die Hoffnung nicht aufgegeben. "Wenn wir bei den restlichen vier Rennen die gleiche Leistung wie in Mexiko zeigen, gibt das vier mal vier Punkte. Damit wären wir an Williams vorbei." Und mit einem Chaosrennen darf man vielleicht auch noch rechnen. Interlagos bietet sich da am kommenden Wochenende doch gleich einmal an.