Eura Mobil Integra Line 690 HB im Dauertest

42 273 Kilometer hatte der Integra Line 690 HB am Ende auf dem Zähler. Genug, um einmal rund um den Globus zu touren. Er blieb zwar in Europa, reichlich Erfahrung sammelte promobil dennoch damit.
Mit dem Integra Line schlug Eura Mobil Ende 2012 ein neues, hoffnungsvolles Kapitel in der Integrierten-Geschichte der Marke auf. Den glücklosen Vorgänger Terrestra I sollte die neue Baureihe mit typischen Markentugenden wie hochwertiger Aufbautechnik und Doppelboden, aber auch einem komplett neuen, gefälligen Frontdesign, einer serienmäßigen Warmwasserheizung und einem relativ günstigen Preis schnell vergessen machen. Dieses attraktive Gesamtpaket ließ auch die Redaktion aufhorchen, und so war der Plan schnell gefasst, ein Integra-Line-Exemplar aus dem zweiten Produktionsjahr zum Dauertest zu bitten.
Die Wahl fiel auf das Modell 690 HB, das mit seiner ungewöhnlichen Querbett-Gestaltung mit Treppe am Fußende noch einen zusätzlichen interessanten Aspekt mitbrachte. Ausgestattet mit dem agilen 148-PS-Motor sollte der 6,99 Meter lange 3,5-Tonner gut gerüstet sein für die vielfältigen Einsätze im Dauertestbetrieb.
Wie bewährt sich das Basisfahrzeug im Dauertest?
Der Fiat Ducato unter der Eura-Hülle verrichtete seine Arbeit weitgehend unproblematisch. Der Verbrauch lag über die gesamte Testdistanz bei 11,7 Liter pro 100 Kilometer. Bei gemütlichem Reisetempo konnte man aber durchaus mit einer Zehn oder gar Neun vor dem Komma auskommen. Doch der Multijet 150 konnte auch anders. Wenn man bei zügiger Fahrweise seine Mehrleistung forderte, stieg der Verbrauch auf 13 bis 14 Liter an. Alle 8000 bis 10.000 Kilometer mahnte das Kombiinstrument außerdem Ölnachschub an. Insgesamt wurden vier Liter aufgefüllt – etwas mehr als zuletzt bei Dauertestwagen mit 130-PS-Motor.
Im Wintereinsatz fiel der Ducato zwei-, dreimal unangenehm auf, weil der Handbremszug nach einer kalten Nacht festgefroren war. Die Bremse ließ sich dann nur sehr widerwillig lösen. Ein weiteres Phänomen zeigte sich anfangs, gab sich aber dann von selbst: Der 4. Gang rupfte beim Einlegen spür- und hörbar.
Der Scheibenwischer bereitet Ärger
Dauerhaft beschäftigte die Fahrer dagegen ein anderer Problemkreis: die Scheibenwischeranlage. War es zunächst nur das unbefriedigende Wischergebnis, das mokiert wurde, fiel bald die Waschfunktion aus. Wie sich zeigte, rutschte immer wieder ein Schlauch vom Nippel eines Y-Verteilers oben im Motorraum – offenbar eine sehr häufige Störungsquelle, wie uns die Leserzuschriften bestätigten. Im Falle des Dauertestwagens gipfelte das Ganze schließlich noch im Ausfall der kompletten Wischeranlage bei Kilometerstand 35 892.
Wie sich herausstellte, ließ sich der Wischermotor jeweils durch Aus- und Einschalten der Zündung wieder aktivieren – dennoch ein mühsames Unterfangen, wenn man bei Regenwetter noch Hunderte Kilometer auf der Autobahn zurücklegen will. Des Rätsels Lösung: Erhöhte Reibung durch Verschleiß ließ immer wieder den elektrischen Überlastschutz anspringen. Nach dem Schmieren der Wischergelenke trat das Problem nicht mehr auf.
Die Schwächen des Eura Mobil Integra Line: Licht und Geräusche
Was den Fahrkomfort mit fortschreitender Testdauer jedoch immer mehr trübte, war die Geräuschkulisse. Während sich das Knurren des Motors einigermaßen abgedämmt zeigte, meldeten sich Hubbett und Fahrersitzkonsole, Tischgestell und andere Ausbaukomponenten immer wieder ungebührlich zu Wort – was auch promobil-Leser Reinhard Gavel an seinem Integra Line besonders nervt. Außerdem bemängelt er mit deutlichen Worten die untauglichen Serienspiegel ohne Weitwinkelteil. Dem pflichteten auch die wechselnden Fahrer des Dauertest-Integra-Line bei. Helmut Bale aus der Schweiz behalf sich mit aufgeklebten Zusatzspiegeln.
Licht und Schatten erkannten Leser wie Redakteure bei der Beleuchtungsausstattung. Die Kombination aus stimmungsvollem Ambiente- und hellerem direktem Licht kam gut an. Kritisiert wurde aber, dass die indirekte Beleuchtung nur komplett geschaltet werden kann. Ebenso kritikwürdig war die fehlende Beleuchtung im ansonsten gelobten großen Kleiderschrank unter dem Bett mit seitlichen Regalfächern. Auch im Fahrerhaus fehlte eine passende Lampe, ebenso in der Heckgarage, die zudem ohne Verzurrmöglichkeiten auskommen musste.
Eura Mobil reagiert unverzüglich auf die Kritik
Die für Tourenräder zu knappe Innenhöhe ist bei aktuellen Modellen dagegen passé, seitdem man eine Heckabsenkung vorgesehen hat. Auch an anderer Stelle hat Eura Mobil bereits auf Kritik reagiert und zum aktuellen Modelljahr Änderungen vorgenommen. So wurde der unhandliche Innengriff der Fahrertür umgestaltet und die Verkleidungsteile rund ums Armaturenbrett erhielten eine wertigere Oberfläche. Außerdem können alle Integra-Line-Modelle nun alternativ mit dem hellen Möbeldekor aus dem Chalet-Sondermodell geordert werden.
Eine clevere Ergänzung gibt es zudem für die Küche: Ein einhängbares Verlängerungsbrett am vorderen Ende bringt zusätzliche Arbeits- und Abstellfläche. Aber auch die bisherige Integra-Line-Küche war schon relativ praxisgerecht aufgestellt. An der breiten Schublade schieden sich allerdings die Geister: Die einen fanden sie geschickt, weil der ganze Inhalt mit einem Griff erreichbar war, die anderen sperrig und unhandlich, weil kein Platz mehr zum Stehen blieb.
Für größere Köche konnten zudem die Hängeschrankklappen problematisch werden, wenn sie mit ihren scharfen Ecken in Stirnhöhe offen standen. Den großen 175-Liter-Kühlschrank, der in griffgünstiger Höhe eingebaut ist, nahmen alle gern in Gebrauch.
Das gefiel uns im Eura Mobil Integra Line: Bad und Bett
Überwiegend positiv waren auch die Erfahrungen mit dem Bad. Die Bewegungsfreiheit war gut, die Banktoilette ließ sich einfach putzen, allerdings war der tief heruntergezogene Spiegel hinter dem Waschbecken ständig verspritzt. Die Duschkabine zeigte sich mit einer Faltwand auf der einen, aber nur einem Vorhang auf der anderen Seite etwas zwiespältig eingerichtet. Vielduscher werden sich eher nach einem Modell mit separater Dusche umsehen.
Das Bett mit der Treppe erhielt fast nur gute Kritiken. Der Einstieg gelang tatsächlich deutlich einfacher als bei einem klassischen Querbett. Einzig bei Paaren, die beide groß gewachsen sind, wurde es schwierig, weil die vordere Liegefläche nur 1,82 Meter misst. Das recht große Staufach in der Treppe erwies sich als hilfreich für Schuhe und Badetücher.
Der Eckhängeschrank hier war dagegen nur dazu brauchbar, den eingebauten Ausgleichsbehälter des Heizkreislaufs zu verbergen. Für die praktische Nutzung sind die Rüttelkanten zu niedrig. Zudem öffnet die Tür auf die falsche Seite, und ihre Aufhängung war früher oder später mit dem Gewicht der Tür samt schwerem Spiegel überfordert.
Insgesamt zeigte sich das Stauraumvolumen aber als gar nicht so knapp, wie man zunächst vermutete. Zwei Fächer im Doppelboden und ein weiteres in der Seitenbanktruhe standen für Ladegut bereit. Auch die spitz zulaufenden Hängeschränke unten am Hubbett fassten einiges an Kleinkram wie Reiseführer, Handyladegerät und Co.
Das Hubbett selbst ließ sich sehr leicht erklimmen und war durchaus für zwei Personen tauglich. Zur Entriegelung muss ein zentraler Griff gedreht werden, der über Bowdenzüge Bolzen rechts und links zurückzieht. Beim Dauertestwagen löste sich diese Wirkungskette allerdings einmal an einer der Schraubverbindungen auf, und das Hubbett ließ sich nicht mehr absenken. Gut, wenn man dann nicht zwei linke Hände hat.
Der Nutzer war auch bei der Bordtechnik gefordert
Die Bedienteile sind im ganzen Fahrzeug verstreut und teils recht versteckt. Der stets schmutzige Abwasserablauf etwa musste praktisch blind unter dem Heck ertastet werden. Eine Neuordnung der Bordtechnik wäre darum einer der Wünsche, die Leser wie Redakteure Eura gerne ins Lastenheft schreiben würden. Die inzwischen optionale Warmwasserheizung empfanden die Winternutzer als angenehm. Vom weniger gut beheizten Cockpit, wie es Leser Reinhard Gavel bemängelt, war dabei kaum etwas zu merken, wohl weil die wirkungsvolle Alde-Bodenheizmatte nachgerüstet war.
Upgrades für den Integra Line: So bewährte sich das nachgerüstete Zubehör
Die Warmwasserheizung ist ein besonderes Ausstattungsmerkmal des relativ günstigen Eura Mobil Integra Line. Diese gute Grundlage lässt sich noch verbessern durch Nachrüstung der Original-Alde-Heizmatte für den Fahrerhausboden. Dadurch wird dieser kaum isolierte Bereich zum einen nachgedämmt und zum anderen gezielt beheizbar. Im Dauertestwagen war für den Einbau der Matte inklusive der Integration in den Wasserkreislauf ein halber Arbeitstag nötig. Danach strömte das warme Wasser auch durch die Gummischläuche der Matte. Diese Fußbodenheizung wärmte das Cockpit ordentlich auf und speicherte die Temperatur lange. Dadurch machte sich der Wärmeverlust durch den Boden beim Wintercamping kaum noch bemerkbar. Da die Matte zudem weich ist, wirkte der Cockpitboden auch wohnlicher. Für Wintercamper ist die Nachrüstung der 450 Euro teuren Heizungserweiterung empfehlenswert.
Ähnliches gilt für die Alde-Smart-Control. Die zugehörige Steuereinheit (375 Euro) im Mobil ermöglichte die Fernbedienung der Heizung per Smartphone und schickte Störungs- und Statusmeldungen auf das Test-Handy. Das System im Dauertester reagierte schnell und störungsfrei auf die Anweisungen. Erst als das Guthaben auf der SIM-Karte in der Empfangseinheit zur Neige ging, war mit der Fernsteuerung Schluss.
Einem ganz anderen Zweck diente der nachgerüstete Moving Hotspot von der Telekom und Eura Mobil. Dank des fest eingebauten LTE-Routers ging das Internet quasi mit auf Tour. Sogar während der Fahrt konnten Passagiere Filme aus dem Netz streamen. Auf den Markt wird das mobile Internet für Reisemobilisten allerdings nun mit einem tragbaren LTE-Router kommen.