Pläne für elektrische GT-Serie

Die FIA will eine rein elektrische GT-Serie an den Start bringen. Die Eckpunkte des Technik-Reglements stehen bereits fest. Wir haben die Details ...
Unter dem Dach der FIA soll eine neue, rein elektrische GT-Serie entstehen. Der Automobil-Weltverband hat nun erste Elemente des geplanten Technik-Reglements vorgestellt. Im Gegensatz zur Formel E sollen die Hersteller bei der Entwicklung mehr Freiheiten bekommen.
Die Formel E ist schon seit einigen Jahren erfolgreich in den Städten dieser Erde unterwegs. Nun werden von der FIA neue Pläne geschmiedet, eine rein elektrische GT-Serie an den Start zu bringen. Ein solches Vorhaben gab es vor einigen Jahren schon einmal. Doch der von einer privaten Initiative angekündigte Markenpokal mit Tesla GT-Rennern kam nie über den Status von Testfahrten hinaus.
Nun soll das Projekt mit dem Knowhow der FIA und unter Einbindung der Hersteller endlich zur Vollendung gebracht werden. Der Plan sieht vor, dass Autobauer ihre Serienfahrzeuge individuell für den Einsatz auf der Rennstrecke umbauen dürfen – ähnlich wie es auch in der GT3-Kategorie der Fall ist.
Die Ingenieure dürften dabei Kreativität und Hochtechnologie einsetzen, heißt es, gleichzeitig will man aber auch die Kosten im Blick behalten. Besonders im Fokus haben die FIA-Verantwortlichen neue Elektroauto-Hersteller, die bisher noch keine Erfahrung im Motorsport gesammelt haben und nun eine neue Plattform suchen, um ihre Produkte vorzustellen.
Batterie-Zellen von SAFT
Die ersten Eckpunkte des neuen Elektro-Reglements wurden am Mittwoch (21.4.) veröffentlicht. So sollen die GT-Renner in einem Gewichtsfenster von 1.490 bis 1.530 Kilogramm liegen – also etwas höher als bei aktuellen GT3-Fahrzeugen. Damit soll dem zusätzlichen Gewicht der Batterien Rechnung getragen werden. Außerdem will man vermeiden, dass die Hersteller teure Leichtbau-Materialien verwenden müssen.
Die maximale Leistung liegt bei 430 kW. Damit lassen die Autos bei der Beschleunigung und auf einer schnellen Quali-Runde sogar ihre Pendants mit Verbrenner-Antrieb hinter sich. Der Sprint von Null auf 100 km/h soll in 2,4 Sekunden absolviert werden. Als Top-Speed werden 300 km/h angepeilt.
Im Gegensatz zur Einheitsserie Formel E müssen die Teilnehmer keine standardisierten Batterien verwenden. Stattdessen will die FIA den Ingenieuren die Freiheit geben, die Energiespeicher individuell auf die verschiedenen Karosserieformen anzupassen.
GT-Rennen mit Lade-Boxenstopps
Einen Haken gibt es dabei allerdings: Alle Hersteller müssen auf die Speicherzellen vom französischen Batterie-Spezialisten SAFT zurückgreifen. Die Firma hat bereits spezielle Lithium-Ionen-Zellen entwickelt, die auf die besonderen Bedürfnisse der neuen Rennklasse ausgelegt sind. Sie sollen beim Rekuperieren und beim Schnellladen eine maximale Geschwindigkeit von 700 kW ermöglichen.
Der Plan sieht vor, dass während der Rennen Boxenstopps zum Tanken von Strom durchgeführt werden. Nach Angaben der Verantwortlichen sollen sich die Energiespeicher dank der hohen Ladegeschwindigkeit innerhalb von wenigen Minuten auf 60 Prozent ihrer Kapazität füllen lassen. Dazu muss allerdings noch die nötige Lade-Infrastruktur entwickelt werden. Die Pläne sehen sowohl fest eingebaute als auch mobile Ladestationen vor, je nachdem, wie die Voraussetzungen an den einzelnen Strecken aussehen.
Auch beim restlichen Antriebsstrang sollen die Hersteller Freiheiten bei der Entwicklung bekommen. Zur Wahl steht der Einbau von entweder zwei oder vier Elektromotoren. Damit können sich die Ingenieure entscheiden, ob ihre Autos mit Zweirad- oder Allrad-Antrieb betrieben werden sollen. Zudem wird es erlaubt sein, die Leistung je nach Fahrzustand gezielt an die einzelnen Räder abzugeben, um das Handling zu verbessern – ähnlich wie beim Torque-Vectoring.
Hersteller beim Reglement mit im Boot
Laut Leena Gade, der Präsidentin der FIA GT Kommission, gibt es schon jetzt sehr viel Interesse an der geplanten Elektro-GT-Serie: "Der Markt für leistungsstarke Elektro-Fahrzeuge wächst stetig. Deshalb war es dringend nötig, eine Plattform zu schaffen, auf der die Hersteller ihre Technik präsentieren können. In den vergangenen 18 Monaten hat unsere FIA GT Kommission dieses Reglement erschaffen. Dabei haben wir in den technischen Arbeitsgruppen auch immer Rücksprache mit den Herstellern gehalten. Von dieser Seite gibt es bereits reges Interesse."
FIA-Technikchef Xavier Mestelan Pinon skizziert noch einmal die wichtigsten Punkte bei der Entwicklung des neuen Reglements: "Die größte Herausforderung der Hersteller liegt bei der Batterie-Entwicklung, der Batterie-Integration und der Schnelllade-Technologie. Deshalb war es wichtig, dass die Autobauer in diesen Punkten nicht auf Standard-Komponenten zurückgreifen müssen. Mit der Nutzung und der Anpassung der GT3-Plattform können wir zudem die Kosten unter Kontrolle halten."
Details über mögliche Teilnehmer oder zu den Plänen, wann die neue elektrische GT-Serie ihre ersten Rennen austragen könnte, wurden noch nicht bekanntgegeben.