Formel E: Rasen für die Zukunft
Die Namen lesen sich wie das Who-is-Who der Formel-1-Altmeister: Senna, Prost, Piquet, Villeneuve, auch Heidfeld. Aber diese jungen Herren mit Vornamen Bruno, Nicolas, Nelson jr., Jacques und Nick repräsentieren die surrende Zukunft des Motorsports: Formel E, der Flüster-Formel. Anfang Oktober beginnt die neue, leise Saison.
Die Formel E hat trotz aller hörbaren Unterschiede mit der Formel 1 eines gemeinsam: Das Entwickeln, Testen und Optimieren neuer Bauteile mit zehn Teams, zwanzig Rennfahrern und vierzig Rennwagen. Was sich im Renneinsatz bewährt hat, findet sich irgendwann in Serienautomobilen wieder. Der große Unterschied zu anderen Rennserien: bei der Formel E werden während der Rennen die Autos getauscht, da die Batterien nur rund 30 Minuten, also die Hälfte der Distanz, durchhalten. Das ist ein ziemliches Spektakel, denn die Fahrer rollen beim Boxenstopp in die Garage, springen aus den Elektro-Flitzern und hüpfen in den Zwillingsrenner daneben.
Zwei Sekunden schneller: Mehr über die neuen Formel-1-Reifen sehen Sie in diesem Video auf Clipfish
Schon ab der Saison 2018/2019 sollen die Batterien bei gleicher Baugröße soviel mehr Power beinhalten, dass es für ein Rennen reicht. Das ist zwar schlecht für die mitfiebernden Zuschauer, aber gut für den Fortschritt der Elektromobilität. Das Ziel, dass Serien-E-Autos 500 Kilometer am Stück fahren können, egal ob im Sommer bei plus 30 Grad oder im Winter bei minus 15 Grad, scheint nah.
Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hängt das Thema Elektromobilität in Deutschland weit zurück. Lange passten zukunftsweisende Technologie und Politik nicht zusammen, was auch daran lag, dass sich die Automobilbranche bis heute nicht auf einen gemeinsamen Nenner einigen konnte. Nach wie vor gibt es zwischen Flensburg und Garmisch - abgesehen von wenigen Großstädten - kaum Lademöglichkeiten für das lokal emissionsfreie Fahren in Elektromobilen. Langsam ändert sich das, mit der Formel E ist das Auto 2.0 auch auf den Rennstrecken angekommen. Die leisen Rennwagen ziehen immer mehr Fans an, auch Eltern mit Kindern. Der Verzicht auf Ohrstöpsel und Lärmschutz-Kopfhörer macht den Rennbesuch familienfreundlich.
Saisonstart der Formel E mit ingesamt 10 Läufen ist am 24. Oktober in Peking. Das Volkswagen/Audi/Abt-Team ist wieder mit der erfolgreichen Vizemeister-Fahrerpaarung Lucas di Grassi und Daniel Abt am Start. Um die umweltfreundlichste und sparsamste Rennserie, die ausschließlich in Innenstädten gastiert, weltweit erfolgreich fahren zu lassen, wurden neben London, Berlin, Los Angeles, Hongkong, und Buenos Aires auch Marrakesch, Mexico-Stadt und New York als weitere Austragungsorte in den Rennkalender aufgenommen.
Technische Daten: Formel-Elektro-Rennwagen mit einem Sitzplatz, Länge: 5,00 Meter, Breite: 1,80 Meter, Höhe: 1,25 Meter, Gewicht: mindestens 888 Kilogramm mit Fahrer, Elektromotor mit Rekuperation und drei Vorwärtsgängen, Leistung: 270 PS (Qualifying), 231 PS (Rennen), 0-100 km/h: unter drei Sekunden, Höchstgeschwindigkeit: ca. 220 km/h, Reichweite: ca. 30 Minuten oder 200 Kilometer, Batterieladezeit: ca. 45 Minuten.