Corvette C5
Ein charakterstarker Achtzylinder-Sportwagen für moderates Geld - das ist und bleibt die Corvette. Die zwischen 1997 und 2004 produzierte C5 bietet viel Auto bei überschaubarem Risiko.
Die anderen kommen und gehen, die Corvette bleibt. Amerikas Vorzeigesportler wird seit 1953 angeboten und trägt seit 1955 ununterbrochen einen Achtzylinder unter der Haube. Somit zeigt er als einziger wahre Konstanz - anders als bei Mustang, Camaro, Firebird und Co., bei denen auch mal ein Sechszylinder installiert wurde. Dabei darf speziell die Corvette-Generation C5, die zwischen 1997 und 2004 angeboten wurde, als Schnäppchen gelten: Wo sonst bekommt man für rund 25.000 Euro einen ernst zu nehmenden Sportwagen mit 5,7 Liter Hubraum und 344 PS aus acht Zylindern? Für diesen Tarif werden acht Jahre alte Corvetten mit weit unter 100.000 Kilometern Laufleistung offeriert. Ein vergleichbarer Porsche 911 rangiert gut und gern 10.000 Euro darüber. Für unter 20.000 Euro gibt es die ersten C5 von 1997, dann mit allerdings sechsstelligem Kilometerstand. Wer noch weniger investieren will, könnte an US-Modellen für rund 15.000 Euro Interesse finden.
Allerdings muss hier mit einigen Tausendern für den Transport über den Großen Teich gerechnet werden. Doch damit nicht genug, denn den C5 mit amerikanischer Zulassung fehlen gegenüber den EU-Modellen essentielle Features wie die große Bremse, straffere Stoßdämpfer, elektrisch verstellbare Sportsitze, CD-Wechsler oder Klimaautomatik - vom km/h-Tacho und den korrekten Lichtern ganz zu schweigen. "Wenn man eine US-Corvette in eine Europa-Version umwandeln will, kostet das rund 3.500 Euro - die große Bremse und die Klimaautomatik kommen aber extra", so Stephan von Harten, Inhaber des Corvette Center in Mörfelden bei Frankfurt. "Europa-Modelle kosten im Schnitt aber nur zirka 2.000 Euro mehr als ihre amerikanischen Brüder - also lohnt sich der Umbau eigentlich nicht", so von Harten weiter, der sich seit gut 30 Jahren mit der US-Legende beschäftigt - ob Urmodell von 1953 oder brandneue ZR1.
Cabrios sind sehr gefragt
Beim Corvette Center südlich von Frankfurt warten stets einige gut gepflegte US-Sportler auf einen neuen Liebhaber. "Am meisten gefragt sind die Cabriolets, die durchaus bis zu 5.000 Euro über vergleichbaren Coupés liegen können", weiß von Harten. Am meisten zu empfehlen sind seiner Ansicht nach Autos ab Modelljahr 2001. Hier erfuhr das Fahrwerk einen Feinschliff, der sich in deutlich verbesserter Präzision und reduzierten Geräuschen niederschlägt. Zudem konnte die Öltemperatur des Alu-Motors durch den Einsatz einer neuen Ölwanne und einer von 6,2 auf 7,2 Liter vergrößerten Füllmenge dauerhaft gesenkt werden. Angesprochen auf die Schwachpunkte der C5, weiß von Harten, dass "die 99er Modelle Probleme mit dem Lenkradschloss hatten, aber das wurde im Rahmen einer Rückrufaktion behoben."
Generell beachtenswert sind außerdem undichte Stoßdämpfer und Hinterachs-Differenziale. Haarrisse in den vorderen Bremsscheiben können ebenso auftreten wie verschlissene Radlager bei höheren Kilometerleistungen sowie Risse am Flansch zum Auspufftopf. Weitere mechanische Probleme sind unbekannt. Auch Rost ist für den Corvette-Fahrer ein Fremdwort, denn der stabile Rahmen wurde grundsätzlich durch eine Feuerverzinkung gegen Korrosion geschützt.
Ähnliches gilt für die Karosserie, die bekanntlich komplett aus Kunststoff besteht und nebenbei für ein geringes Leergewicht von gerade mal 1,5 Tonnen sorgt. Generell ist die Corvette auf Langlebigkeit ausgelegt. Sie ist keine kapriziöse Diva, "sondern ein Sportwagen, den sich jeder arbeitende Amerikaner leisten kann", wie ein Corvette-Ingenieur einmal zum Besten gab.
Hohes Niveau der Ersatzteilpreise
Da drängt sich sogleich die Frage nach den Ersatzteilpreisen auf. Sie liegen in etwa auf Porsche-Niveau, was die These des Corvette-Ingenieurs entkräftet und abermals bestätigt, dass ein günstiger Kaufpreis allein nicht glücklich macht. Speziell nicht bei einem PS-starken Sportwagen. Hinzu kommt im Fall aller US-Autos, dass sich die Preise für Ersatz- und Verschleißteile aufgrund der hohen Energiekosten aktuell im Aufwind befinden. Im Klartext: Der Transport von den USA nach Europa kostet mittlerweile richtig Geld.
Vergleichsweise günstig kommen Corvette-Besitzer bei den laufenden Kosten weg. Der Verbrauch der simpel konstruierten, aber effizienten V8-Small-Blocks pendelt sich bei 11 bis 15 Litern Super bleifrei ein. Ein kleiner Service kostet rund 350 Euro, ein großer Komplettcheck muss mit 600 Euro beziffert werden.
Der große Hubraum von knapp 5,7 Liter verlangt jedoch einen Extra-Obulus beim jährlichen Steuerbescheid. Wer nicht so sehr aufs Geld achten muss und seine Vette für den Rennstreckenbetrieb fit machen möchte, findet ein breites Angebot von Tuning-Parts. Stephan von Harten: "Angefangen beim Zusatzölkühler über größere Bremsscheiben samt Rennbremsbelägen bis hin zu Tieferlegungs-Kits oder Spurverbreiterungen - es gibt eine breite Auswahl."
Empfehlenswert für die Hatz über die Rundstrecke sind auch eine höherwertige Bremsflüssigkeit, ein leistungsfähigeres Motoröl sowie der Einbau anderer Sensoren, die ein schnelleres Ansprechen des Kühlerventilators garantieren. Nicht zu vergessen ist der Einsatz gripfreudigerer Reifen, die die Serien-Runflat-Pneus mit dem Zusatz EMT ersetzen. Schließlich besitzt die Corvette C5 genügend sportliche Talente, die sich mit gezielten Modifikationen nochmals spürbar steigern lassen. Das unterscheidet sie von all ihren Vorgängern - und auch von der versammelten US-Konkurrenz.
Die ersten Corvette C5 kamen als Coupé mit demontierbarem Targadach und mit Automatik über den Großen Teich, 1998 folgte die C5 auch mit manueller Sechsgangbox und als Cabriolet. Ein Zugeständnis an den europäischen Geschmack.
Sonderedition Z06
Das Kürzel Z06 trägt die anfangs 385 und später 405 PS starke Sonderedition der C5. Obwohl das Topmodell offiziell nie in good old Germany angeboten wurde, entdeckt man ab und zu auch hier eine gebrauchte Z06.
Geburtstagswünsche in Form eines Sondermodells
Zum fünfzigsten Jubiläum der Sportwagen.Legende erschien 2003 die Anniversary Edition. Das limitierte Sondermodell wurde nur in Knallrot angeboten und verfügt über Stoßdämpfer mit Magnetic-Selective-Ride-Control.
Commemorative Edition
Passend zu den Le Mans Siegen 2001 und 2002 erschien 2003 die „ Commemorative Edition“. Sie verfügt über das straffere Fahrwerk der Z06, die auch spezielle Goodyear-Reifen und die verstärkte Bremsanlage beisteuert. Von der finalen Sonderserie zum Auslauf der C5-Modellreihe wurden nur 150 Exemplare nach Europa geliefert.
Preise
Egal ob vom Händler oder von Privat, die Preisvorstellungen für die C5 in den bekannten Internetportalen schwanken zum Teil erheblich. Daher gilt ganz grundsätzlich, erst einmal zwischen US- und EU-Versionen zu unterscheiden. Oftmals werden auch umgerüstete US-Modelle angeboten, die aber nicht in allen Details den Europa-Varianten entsprechen. Probleme mit schlechten Bremsen und mieser Dauerhaltbarkeit sorgen schnell für Frust.
Trendsetter
Das Head-up-Display - eine deutsche Erfindung aus dem 21. Jahrhundert? Nicht doch! Die Corvette C5 besitzt dieses System nämlich schon seit 1999 und war damit das erste Serienfahrzeug mit dieser Technik überhaupt. Halbseidenes Klientel in der Corvette? Das war einmal. Heutzutage kutschieren zwielichtige Gestalten ihre Gespielinnen längst in orangen Gallardo und weißen F 430ern durch die Metropolen.