Verstappen vor Ferrari
Max Verstappen hat den ersten Schlagabtausch von Baku für sich entschieden. Der WM-Führende lag im ersten Training vor den beiden Ferrari von Charles Leclerc und Carlos Sainz. Mercedes schwächelte auf den Plätzen sieben und zehn. Sebastian Vettel verfehlte die Top 10 deutlich, was aber auch mit der Reifenstrategie zusammenhängt.
Es war ein ereignisreicher Auftakt auf dem Baku City Circuit. In den ersten 60 Minuten des sechsten Rennwochenendes der Saison fanden die Fahrer eine staubige und deshalb haftungsarme Rennstrecke vor. Die Folge waren zahlreiche Verbremser – vor allem in der komplizierten Kurve 15, wo die Piloten ihre Autos aus hoher Geschwindigkeit verzögern – und einige Dreher.
Alpha-Tauri-Rookie Yuki Tsunoda vertat sich gleich mehrmals. Den einzigen Einschlag produzierte aber ein zweiter Neuling. Drei Minuten vor dem Ende der Session drehte sich Nikita Mazepin in Kurve 16 von der Bahn und kreiselte in die Tecpro-Schutzmauer. Es war kein harter Einschlag für den Haas mit der rechten Fahrzeugseite. Der Russe befreite sich und humpelte in seinem Rennwagen zurück zu den Mechanikern. Der Schaden am Heckflügel dürfte sich in Grenzen halten.
Hamilton nur Siebter zum Auftakt
Die Bestzeit räumte der WM-Führende ab. Max Verstappen umkurvte den Stadtkurs am Kaspischen Meer in 1:43.184 Minuten. Diese Rundenzeit liegt noch rund drei Sekunden über der Pole-Zeit von 2019. Im Vorjahr fiel der Grand Prix von Aserbaidschan der Corona-Pandemie zum Opfer.
Red Bull hat für Baku zwei neue Heckflügel-Versionen für wenig und sehr wenig Anpressdruck aufgelegt. Dazu überarbeiteten die Ingenieure den Frontflügel. Zu Beginn der Trainingssitzung verdonnerten sie Sergio Perez, Vergleichstests zu fahren. Der Mexikaner blühte erst im zweiten Teil auf. Immerhin eroberte der 31-Jährige, der in seiner Laufbahn bereits zwei Mal in Baku auf das Podest gerast war, den vierten Rang. Perez verfehlte die Vorgabe des Teamkollegen dabei um 0,446 Sekunden. Er verliert insbesondere in den ersten beiden Sektoren noch zu viel Zeit.
Die Favoritenrolle hat Red Bull vor dem Rennwochenende an Mercedes abgetreten. Durch den etwas stärkeren Motor sei der Titelverteidiger im Vorteil. Doch Mercedes will ebenfalls nicht als heißester Anwärter auf den Sieg gehandelt werden, und schiebt die Reifen als Grund vor. In Baku könne es wieder schwer werden, die Pirellis schnell anzuzünden. Im ersten Training lief es jedenfalls noch nicht rund für die Mercedes.
Lewis Hamilton büßte sieben Zehntelsekunden auf seinen WM-Rivalen ein. Damit klassifizierte sich der siebenmalige Weltmeister und Sieger des GP Aserbaidschan 2018 nur auf dem siebten Rang. Teamkollege Valtteri Bottas schnitt noch drei Positionen schlechter ab. Der Finne war am Vortag erst mit rund sechsstündiger Verspätung in Baku angekommen, nachdem es technische Probleme mit dem Flieger gegeben hatte. Mercedes leidet vor allem in den vielen 90-Grad-Kurven der Strecke. Da fehlt noch die passende Abstimmung.
Ricciardo verbessert
Ferrari verzichtet auf Upgrades, ist aber trotzdem schnell. Die Piloten stapelten gestern noch tief. "Das wird eine Rückkehr zur Normalität. Wir werden nicht wie in Monaco um Pole und Sieg kämpfen." Die Scuderia fürchtet, dass das Defizit von etwa 20 PS auf Klassenprimus Mercedes auf der fast zwei Kilometer langen Geraden zu viel Zeit kostet.
Doch der SF21 ist ein Ass in langsamen Kurven. Und die überwiegen auf dem Baku City Circuit. So konnte Charles Leclerc beim Auftakt den Anschluss zu Verstappen halten. Der Monegasse war nur 43 Tausendstel langsamer als der Red Bull. Carlos Sainz hinkte seinem Teamkollegen um drei Zehntelsekunden hinterher.
McLaren startete ebenfalls gut in das Rennwochenende. Daniel Ricciardo belegte den fünften Rang, Lando Norris den achten. Ein Highspeed-Dreher des Engländers rund 20 Minuten vor Trainingsende in Kurve 16 blieb ohne Folgen. Ohne den Fehler hätte er aber deutlich besser abgeschnitten. Ricciardo zeigte sich formverbessert nach dem schwachen Auftritt zuletzt in Monte Carlo. Der Australier verbrachte zwei intensive Tage im Simulator, um seinen Fahrstil besser an den MCL35M anzupassen. Die Bremsen bereiten dem Routinier aber weiter Probleme.
Vettel weit weg von Top 10
Wie Alpine, Aston Martin und Alfa Romeo hat McLaren kleinere Upgrades im Gepäck. Wie schon vor zwei Wochen reihte sich Pierre Gasly in seinem Alpha Tauri vor Weltmeister Hamilton ein. Teamkollege Tsunoda hatte nach mehreren Fahrfehlern wieder einmal klar das Nachsehen.
Bei Halbzeit hätte sein Training beinahe geendet. Der Japaner brauchte mehr als zwei Minuten, um nach einem Verbremser den Rückwärtsgang in der engen Auslaufzone zu finden. In die obere Tabellenhälfte arbeitete sich außerdem Fernando Alonso (9.) im Alpine. Der Spanier war der einzige Fahrer aus den Top 10, der seine Zeit nicht auf den weichen Reifen, sondern den Mediums erzielte.
Das bringt uns zu Aston Martin, das sich überwiegend auf die gelbmarkierten Pirellis konzentrierte. Das erklärt zum Teil, warum man nicht weiter vorne lag. Doch das Beispiel Alpine offenbart, dass Sebastian Vettels Rennwagen noch besser werden muss. Der Heppenheimer landete nur auf Position 15. Der zweite Deutsche im Feld, Mick Schumacher, hielt wenigstens Teamkollege Mazepin hinter sich.