Rennen der Wahrheit in Silverstone
Red Bull führt beide Weltmeisterschaften souverän an und hat das schnellere Auto. Mercedes gibt sich keinen Illusionen hin. Im zweiten Österreich-Rennen droht die nächste Niederlage. Das Rennen der Wahrheit findet zwei Wochen später statt. Silverstone ist seit 2014 das Revier der Silberpfeile.
Die Not stachelt den Weltmeister an. Hamilton. itemprop="name" />Lewis Hamilton./span> machte zwischen den Rennen sogar einen Abstecher in den Mercedes.Simulator, um nach Fortschritten zu fahnden. Eigentlich verabscheut der siebenmalige Titelträger das Drehen von virtuellen Runden. Doch in der Situation, in der sich der Abonnement-Weltmeister der Formel 1 derzeit befindet, muss Mercedes alle Möglichkeiten ausreizen, um sein Rennauto zu verbessern.
Hamilton tüftelte am Setup, um dem W12 Beine zu machen. Die Motivation ist hoch. "Meine Grundeinstellung ist positiv. Meine Jungs und ich geben Vollgas. Wir suchen nach Wegen, um das bestehende Paket zu verbessern. In welche Richtung wir mit dem Setup gehen müssen, um schneller zu werden."
Red Bull mit Vorteilen
Es wäre nach acht Rennen, nach dem ersten Saisondrittel zu früh zu sagen, Mercedes stehe schon mit dem Rücken zur Wand. Doch die Leichtigkeit der vergangenen Jahre ist verflogen. Red Bull hat seit der fünften von 23 Runden dieses Schwergewichtskampfs die Oberhand gewonnen. Siege in Monaco, Baku, Frankreich und Österreich haben den Limonade-Hersteller in beiden Weltmeisterschaften in Führung gebracht. Im Konstrukteurs-Pokal liegt Red Bull inzwischen 40 Punkte vor Mercedes. In der Fahrer-WM ist Max Verstappen mit 156 zu 138 Punkten vor Rivale Hamilton.
Das zweite Österreich-Rennwochenende verspricht auf dem Papier keine großen Möglichkeiten für Mercedes zu empfindlichen Gegentreffern. Der Erzrivale war letzte Woche zu überlegen. Zweieinhalb Zehntel in der Qualifikation und pro Runde im Rennen war das dunkelblaue Auto schneller als das schwarze. Die Ingenieure befürchten das nächste komplizierte Wochenende. Weichere Reifenmischungen allein sollten Red Bull nicht aus dem Tritt bringen. Zumal der RB16B beim Grand Prix der Steiermark auch pfleglicher mit den Reifen umging.
Mercedes verlor auf den Geraden und holte in den Kurven nicht auf. Der Red Bull Ring ist mehr eine Red Bull-Strecke. Verstappens Siege 2018, 2019 und letzten Sonntag untermauern das. Deshalb könnte es für Mercedes wieder um Schadensbegrenzung gehen. Und falls der Gegner doch unverhofft schwächelt, muss man so nah dran sein, um zuzuschlagen.
Blick geht zum GP England./strong>
Upgrades hat der Titelverteidiger für den GP Österreich nicht parat. Dafür aber sollen Entwicklungsteile in zwei Wochen ans Auto kommen. Zum Grand Prix von England. Sie befinden sich gerade in Produktion und sollen auf dem Papier ein bisschen was bringen. Das Mercedes.Lager spricht von Kleinteilen. Die Zeiten von Paketen, die das Auto um drei bis vier Zehntel pro Runde verbessern, seien lange vorbei. Klar: Dieses Reglement läuft aus.
Der Blick geht nicht nur wegen der antizipierten Neuteile bereits zum GP England. Für Mercedes wird der übernächste Lauf zum Rennen der Wahrheit. Silverstone ist seit 2014 mit wenigen Ausnahmen fest in Händen der Mannschaft aus Brackley. Mercedes räumt auf der Highspeed-Strecke seit sieben Jahren jede Pole Position ab und gewann bis auf 2018 und den Jubiläums-Grand Prix (GP 70 Jahre) 2020 jedes Rennen.
Man könnte sagen: In Österreich wäre ein Mercedes.Sieg bei der aktuellen Form von Red Bull eine kleine Überraschung. Silverstone wird ein Rennen, das Mercedes unbedingt gewinnen muss. Dort ist der amtierende Champion Favorit. Eine Niederlage dort wäre für die Moral des Titelverteidigers ein herber Dämpfer. Und für Red Bull so wirksam wie ein Turbo-Boost, weil Silverstone mit seinen vielen schnellen und flüssigen Kurvenfolgen maßgeschneidert ist für die Charakteristik des Mercedes.
Gleiche Hardware, mehr Leistung
Die Silberpfeile sind optimistisch, diese Saison noch drehen zu können. Mit kleineren Updates in Silverstone und nach der Sommerpause in Zandvoort, sowie über Feintuning bei Setup und Motor. Das Potenzial des W12 hat Mercedes auch nach acht Rennen nicht voll ausgeschöpft. Und auch sonst sind hier und da noch ein paar Prozent herauszukitzeln: beim Verständnis der Reifen, bei den Boxenstopps, bei der Optimierung von Abläufen.
Hondas Herausforderung auf der Motorenseite nimmt sich der Weltmeister an. Mercedes hat vor, mit der bestehenden Hardware mehr aus der Power Unit zu quetschen. Dafür soll man nicht bis zur Einführung des dritten Motors der Saison warten müssen. Stellen Sie sich das so vor: Den ersten Marathon läuft ein Athlet so schnell, dass er sicher ins Ziel kommt. Beim zweiten hat er eine Referenz und kann daraufhin schneller laufen. Je mehr Marathons er bestreitet, desto näher bewegt er sich ans körperliche Limit, bleibt aber immer derselbe Sportler.