Renault büßt 11 Milliarden Dollar ein

Renault muss einen Verlust von elf Milliarden Dollar wegen seines Anteils an Nissan verbuchen. Die Lage für Nissan ist wegen massiven Verkaufsrückgängen dramatisch.
Die Allianz zwischen Renault und Nissan bröckelt. Wie Reuters berichtet, muss Renault einen Verlust in Höhe von 11 Milliarden Dollar (9,34 Milliarden Euro) auf sein Investment in Nissan verbuchen. Die Probleme bei Nissan haben sich in den letzten Jahren immer weiter zugespitzt. Das Unternehmen leidet unter sinkenden Verkaufszahlen und einer veralteten Fahrzeugflotte. Besonders auf dem für den japanischen Hersteller wichtigsten Markt, den USA, verdampft Nissans Marktmacht zusehends. Nissans US-Vertriebsleiter Vinay Shahani bezeichnet die Verkäufe des zweiten Quartals schonungslos als "absolute Katastrophe".
US-Umsatz bricht weg
Der US-Umsatz des Unternehmens sank im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um 6,5 Prozent. Die Kernsparte Nissan verzeichnete ein Minus von 6,1 Prozent, während die Umsätze der Luxustochter Infiniti um 12,7 Prozent zurückgingen. Im vergangenen Geschäftsjahr (bis Ende März 2025) musste Nissan einen Nettoverlust von rund 4,5 Milliarden Dollar (3,82 Milliarden Euro) hinnehmen. Die Zahlen spiegeln das Versagen der japanischen Marke wider, sich in der immer schneller entwickelnden Welt der Elektromobilität zu behaupten. Hinzu kommt die schwere Krise, die Nissan nach dem spektakulären Rücktritt und der Verhaftung seines früheren Vorstandschefs Carlos Ghosn im Jahr 2018 durchlebt – Ghosn hatte einst Nissan aus einer existenzbedrohlichen Krise gerettet.
Doch der Verlust von elf Milliarden Dollar für Renault ist nur das jüngste Symptom einer viel tiefer liegenden Problematik: Die französische Automarke und Nissan, die über zwei Jahrzehnten hinweg eine enge Allianz pflegten, entfernen sich zunehmend voneinander. Renault reduziert allmählich seine Anteile an Nissan (im Teaserbild ein Nissan Patrol Nismo) und passt den Wert seines Engagements regelmäßig an die Börsenkursentwicklungen des japanischen Unternehmens an. Dieses Vorgehen spiegelt die wachsende Unsicherheit wider, die die Beziehung beider Firmen kennzeichnet. Renault gehören derzeit 35,7 Prozent von Nissan, wobei die Franzosen 17,05 Prozent direkt und der Rest über Firmenzusammenschlüsse (englisch Trusts) halten.
Nissan am Rande des Abgrunds
Der dramatische Verlust durch die Nissan-Beteiligung ist aber nicht das einzige Anzeichen der Krise bei Nissan. Das Unternehmen sieht sich anscheinend sogar gezwungen, sein Hauptquartier zu verkaufen. Und Nissan hat einige seiner Zulieferer um Unterstützung gebeten, um Zahlungen aufschieben zu können – auch das berichtet Reuters. Diese finanzielle Notlage zeigt, dass Nissan in den kommenden Jahren erhebliche Herausforderungen meistern muss, um überhaupt wieder auf die Beine zu kommen.
Für Renault wird es zunehmend klar, dass die Zukunft vielleicht nicht mehr in einer tiefen Partnerschaft mit Nissan liegen wird. Viel glücklicher sind die Franzosen aktuell mit ihrer rumänischen Budget-Marke Dacia. Diese Marke hat sich zu einem profitablen Standbein für Renault entwickelt. Der Fokus auf kostengünstigere Modelle könnte in Zeiten von Unsicherheit und globaler Wirtschaftskrise der richtige Weg sein, während die Probleme bei Nissan nur schwer zu lösen scheinen.