Opel Zafira Life im Fahrbericht
Mit dem neuen Zafira Life bringt Opel einen großen bis sehr großen Van auf den Markt, der im Bulli-Segment räubern soll – ohne klassische Van-Kunden zu verprellen. Ob er dem Job gewachsen ist?
Reichlich Einfühlungsvermögen und ein hohes Maß an Erklärungskompetenz sollten Opel-Händler ab Herbst an den Tag legen. Denn dann kommt der neue Zafira Life in die Verkaufsräume, und der „klassische“ Zafira, einst Vorreiter bei den Kompakt-Vans, wird eingestellt. Selbst wenn dieser zuletzt immer weniger Freunde fand, wird ihn so manch einer vermissen – insbesondere beim Anblick des voluminöseren neuen Life, der als weitere Ableitung der Großraum-Vans von PSA im Grunde seines Herzens ein Vivaro ist und bleibt. Jedenfalls hört die Nutzfahrzeugvariante weiter auf den inzwischen bekannten Namen.
Angeboten wird der rund 1,90 Meter hohe Großraumwagen von Opel als Small mit 4,61 Metern Länge (sechs Zentimeter weniger als der klassische Zafira), als Medium mit 4,96 Metern sowie als 5,31 Meter langer Large. Entsprechend variiert das maximale Ladevolumen zwischen 3.600, 4.200 und 4.900 Litern. Die Preise des Zafira Life starten bei 34.660 Euro.
Das klingt interessant, denn der 5,10 oder 5,41 Meter lange VW T6 fasst 4.300 Liter bis 5.000 Liter und sortiert sich preislich als Multivan Trendline knapp unter 39.000 Euro ein – teurer also als der besser ausgestattete Opel.
Das Interieur ist wertig und die Sitze bequem
Nun ist schieres Volumen ja nicht alles. Vielmehr gilt es auch, seine Passagiere gut unterzubringen und sich in puncto Variabilität nicht allzu störrisch zu geben. Hier offenbarte der bisherige nutzfahrzeuglastige Vivaro oftmals Schwächen. Der Zafira Life macht es deutlich besser. Der fein ausstaffierte Testwagen, ein Life Innovation, wartet mit sauber eingepassten Alu-Schienen im Fahrzeugboden, leicht verschiebbaren Einzelsitzen in der zweiten Reihe sowie einer ein Drittel zu zwei Dritteln umklapp- und verschiebbaren Sitzbank in Reihe drei auf, was ebenso wenig Mühe bereitet.
Zugleich wirkt er sehr solide verarbeitet; die mit Leder bezogenen Sitze sind bequem, breit ausgeformt und fassen sich gut an. Kindersitze lassen sich überall im Fond per Isofix anbringen. Gut zu handhaben ist auch der auf Schienen bewegliche Tisch (650 Euro), der sich mühelos ein- und ausklappen lässt. Dazu garniert Opel den Zafira Life mit netten Features wie einer separat öffnenden Heckscheibe, einem zweiteiligen Panoramaglasdach und elektrischen Schiebetüren, die per Fußgeste öffnen und schließen. Nur mit drehbarem Gestühl kann der Opel im Fond nicht dienen.
Auffallend günstig ist der Zafira Life dann allerdings nicht. Vielmehr verlangt Opel für einen kurzen Innovation mindestens 47.650 Euro. Die mittellange Version kostet 650 Euro mehr. Dass ein ebenbürtiger Multivan 2.0 TDI Comfortline mit mindestens 49.985 Euro zu Buche schlägt, tröstet da wenig.
Ohne Adaptiv-Dämpfer trotzdem komfortabel unterwegs
Genug gerechnet und gepackt – derartige Kleinbusse sind schließlich auch häufig auf großer Tour und sollten somit auch einen annehmbaren Fahrkomfort spendieren. Hier haben die Entwickler gute Arbeit geleistet. Der Zafira Life gibt sich keine Blöße, er federt selbst ohne Beladung recht geschmeidig, meistert Querfugen gelassen und stört auch akustisch nicht mit Rumpelei.
Beim Antrieb setzt Opel auf Selbstzünder aus dem PSA-Konzernregal. Als Basisaggregat dient ein 1,5 Liter großer Turbodiesel mit 120 PS, der ab 1.750 Touren ein respektables Drehmoment von 300 Nm aufbaut. Dennoch halten sich die Fahrleistungen in Grenzen 0-110 km/h: 14,3 s, 170 km/h Vmax). Flotter voran geht es mit dem Zweiliter-Diesel, der es auf 150 oder 177 PS bringt. Letzterer stand auch für unseren ersten Ausflug zur Verfügung. Mit seinem maximalen Drehmoment von 400 Nm macht der kräftige Vierzylinder seinen Job zwar nicht besonders leise, aber gut. Gekoppelt an eine angemessen schnell reagierende Achtgangautomatik, die die Drehzahlen gut portioniert, bringt er den mindestens 1,8 Tonnen schweren Siebensitzer locker in Schwung und erweckt den Eindruck, auch einer Tonne mehr an Bord gut gewachsen zu sein. Das zulässige Gesamtgewicht liegt bei rund drei Tonnen. Die durchaus erreichbare Höchstgeschwindigkeit bei 185 km/h.