Ab Frühjahr 2022 können S-Klasse-Kunden den so genannten Drive Pilot bestellen, der ihnen im Stau das Fortkommen abnimmt. auto motor und sport durfte die Technik erstmals auf öffentlichen Straßen ausprobieren.
Treffpunkt: Center of Excellence am Mercedes-Werk Sindelfingen an einem handelsüblichen Freitagnachmittag, schließlich braucht’s ja zumindest zählfließenden Verkehr, damit das Assistenzsystem tatsächlich dem Fahrer das Fahren abnimmt.
Als Basis nutzt die Technik die Sensorik aller schon heute verfügbaren Assistenzsysteme, ergänzt um weitere Sensoren, Kameras, Mikrofone und einen Lidar.
Wichtig: Das System arbeitet ausschließlich auf Autobahnen, tätigt keine Spurwechsel, ausschließlich bis 60 km/h, nur bei Tageslicht, nicht in Tunneln und Baustellen und nur bei Temperaturen über drei Grad Celsius.
Zur eigenen Sicherheit und aufgrund gesetzlicher Vorgaben muss das System zudem ein vorausfahrendes Fahrzeug erkennen, das ebenfalls nicht schneller als 60 km/h fährt.
Ist das System bereit, zeigt das Fahrerinformationsdisplay das vorausfahrende Fahrzeug in einem weißen Kringel mit dem Großbuchstaben A daneben, zusätzlich leuchten je eine LED oberhalb der Bedienelemente des Drive Pilot, die in der oberen Hälfte des Lenkrads stecken.
Jetzt ist alles erlaubt: Hände vom Lenkrad, Blick von der Straße – plus: Mails checken, TV schauen, eine kleine Pantomime aufführen oder – völlig verrückt – sich mit seinen Mitreisenden unterhalten und sie dabei ansehen.
Bimmelnd, rot blinkend gibt der Drive Pilot dem Fahrer bei Übernahme-Situationen ein paar Sekunden Zeit, die Hände ans Lenkrad zu nehmen, beispielsweise wenn die Augen nicht mehr von der Fahrerüberwachungskamera erkannt werden.
Über 13.000 Kilometer kann das System auf deutschen Autobahnen übernehmen. Die Vorgaben für das so genannte autonome Fahren nach Level 3 sind jedoch eingeschränkt und genau definiert.
Der Drive Pilot arbeitet mit bemerkenswerter Selbstverständlichkeit. Die Luxuslimousine bewegt sich mit der ihr eigenen, entspannten Art vorwärts, keine hastigen Manöver, keine ruckartigen Lenkbewegungen, kein Orientierungsverlust. Beim Testfahrzeug wurden die Zügel etwas gelockert, also die Temperaturbeschränkung herausgenommen und die Nässeempfindlichkeit reduziert.
Für das System dürfte wohl ein erheblicher vierstelliger Betrag fällig werden, wenn voraussichtlich im April der Bestellstart erfolgt. Eine gewisse Bereitschaft in Luxus und Technik zu investieren, scheint bei der Kundschaft aber durchaus vorhanden.