Deshalb sollten Sie Tesla noch nicht abschreiben
Der norwegische Automobilclub NAF hat die Ergebnisse seines neuesten Reichweitentests veröffentlicht. Ausgerechnet Tesla-Modelle präsentieren sich beispielhaft.
Der Reichweitentest "El Prix", den der norwegische Automobilclub NAF regelmäßig veröffentlicht (jedes Jahr im Sommer und im Winter), ist eine wertvolle Standortbestimmung. Denn er zeigt jedes Mal aufs Neue, wie sich die Elektroautos fast aller Marken in dieser Hinsicht weiterentwickeln. Und zwar nicht auf dem Papier, sondern in der Realität: Der NAF fährt mit echten E-Modellen über echte norwegische Straßen – und zwar so lange, bis sie ohne Saft liegen bleiben. Die 2025er-Sommer-Ausgabe des "El Prix" brachte erneut interessante Ergebnisse zutage.
Tesla-Modelle als Musterschüler
Zum Beispiel, dass die oft stark kritisierten und von der Käuferschaft zunehmend verschmähten Tesla-Modelle durchaus Musterschüler sein können. Das gilt insbesondere für das Tesla Model Y Long Range mit Allradantrieb. Während des NAF-El-Prix kam es 652 Kilometer weit; dabei soll es laut WLTP lediglich 586 Kilometer schaffen. Das Plus von 11,3 Prozent setzt den amerikanischen Elektro-SUV an die Spitze dieser Wertung (siehe Fotoshow und Grafik am Ende des Artikels). Da das Tesla Model 3 in der Long-Range-Variante mit Hinterradantrieb ebenfalls mit 2,7 Prozent im Plus liegt, ernten die Produkte von Elon Musk seltenes Lob.
Ebenfalls auffällig ist das gute Abschneiden der chinesischen E-Auto-Fraktion im aktuellen NAF-Reichweitentest. Der Zeekr 7X (+ 9,6 %), der BYD Tang (+ 7,9 %) und der MG S5 (+ 5,8 %) landen in der Probe aufs Exempel ebenfalls weit vorn im Tableau. Wobei die Elektromobile generell eine Lanze für ihre Spezies brechen: Mit 15 von 27 getesteten Modellen kam mehr als die Hälfte weiter als per WLTP-Norm erwartet. Bei den meisten ist es nicht einmal besonders knapp.
Licht und Schatten beim VW-Konzern
Licht und Schatten zeigen sich im VW-Konzern. Im vorderen Viertel landet der VW ID.7 GTX Tourer, der seiner WLTP-Reichweite von 568 Kilometern einen Realwert von 595 Kilometern gegenüberstellt – macht ein Plus von 4,8 Prozent. Der Porsche Macan liegt eb3enfalls auf der guten Seite der Tabelle (+ 0,9 %). Anders sieht es beim VW ID. Buzz (- 0,4 %), Skoda Elroq 60 (- 0,5 %) und Audi A6 Avant E-Tron (-1,1 %) aus, wobei dieses Trio so knapp am Zielwert vorbeischrammt, dass es fast zu vernachlässigen ist. Schlechtestes VW-Konzernmodell in dieser Wertung ist der Audi Q6 E-Tron, der seinen WLTP-Wert um 3,3 Prozent verpasst (563 statt 582 km).
Für Stirnrunzeln sorgt außerdem der Lucid Air Grand Touring. Die elektrische Oberklasse-Limousine unterschreitet die WLTP-Angabe mit Abstand am stärksten: Minus 13,7 Prozent sind eine viel größere negative Abweichung als bei den sich ebenfalls als WLTP-Underperformer präsentierenden Modellen Volvo EX90 (- 5,3 %) und Ford Explorer EV (- 5,1 %). Auf der positiven Seite steht für den Lucid Air die größte absolute Reichweite im NAF-Reichweitentest. Von seinem enormen WLTP-Wert von 960 Kilometern bleiben in Wahrheit 829 Kilometer übrig – damit kam er von den 28 Modellen im Testfeld mit Abstand am weitesten.
Viele Höhenmeter bei angenehmen Temperaturen
Grundsätzlich war es beim NAF-Sommer-El-Prix 2025 so, dass die Probanden nicht geschont wurden. Die Tour mit den 27 E-Autos fand am 4. Juni zwischen 7 und 23 Uhr statt und führte den Tross von der Hauptstadt Oslo nach Norden bis in die Stadt Enden. Das Streckenprofil gestaltete sich durchaus hügelig und führte die Stromer von knapp über dem Meeresspiegel bis hinauf auf knapp 1.000 Meter. Dafür kamen die Temperaturen zwischen 7 und 18 Grad den Akkus entgegen; in diesem Bereich fühlt sich die Zellchemie erfahrungsgemäß am wohlsten.