Van wird zum Voll-SUV ab 43.500 Euro
Renault ändert das Espace-Konzept radikal: Aus dem Minivan wird ein waschechter SUV mit bis zu sieben Sitzen. Er kommt mit Dreizylinder-Hybridantrieb und 199 PS sowie optional in der Sportversion Esprit Alpine. Ab sofort kann bestellt werden.
Ein Trendsetter wird 40 Jahre alt: Im November 1983 debütierte der erste Renault Espace und läutete einen Minivan-Boom in Europa ein. Doch spätestens seit dem Siegeszug der SUV verliert das einst so erfolgreiche Segment an Relevanz. Folgerichtig mutierte der Espace in seiner letzten – der fünften – Generation mit SUV-Anleihen zum Crossover. Doch das inkonsequente Konzept kam bei der Kundschaft nicht an; der Espace war zwar irgendwie noch da, aber längst kein Fixpunkt mehr in Renaults Modellpalette.
Bei der sechsten Generation ist Schluss mit Inkonsequenz, der Espace erhält wieder einen klaren Charakter. Nur eben nicht mehr als Minivan, sondern als SUV klassischen Zuschnitts mit 18 Zentimetern Bodenfreiheit. Die Dimensionen des neuen Flaggschiff-SUV: 4,72 Meter Länge, 1,83 Meter Breite (ohne Außenspiegel) und knapp 1,65 Meter Höhe. Somit ist er 21 Zentimeter länger, 0,5 Zentimeter breiter und knapp drei Zentimeter höher als der stets fünfsitzige Austral. Beim Radstand (2,74 Meter) beträgt der Unterschied gut sieben Zentimeter. In der Modellhierarchie ersetzt der neue Espace den nicht mehr angebotenen Koleos.
SUV auf der CMF-CD-Plattform
Beim neuen Renault Espace dient die CMF-CD-Plattform der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz als technischer Unterbau. Diese größte Darreichungsform des modularen Baukastens hat bereits einige Jahre auf dem Buckel und trug auch Espace Nummer fünf. Sie zeigt aber bei Autos wie dem – natürlich – Austral sowie den aktuellen Generationen des Nissan Quashqai und X-Trail oder beim Mitsubishi Outlander, dass sie durchaus zukunftsfähig ist. Sie ist zudem mitverantwortlich für die Gewichtsersparnis von 215 Kilogramm gegenüber dem Espace-Auslaufmodell.
Anfangs müssen Espace-Interessenten ohne Antriebsalternativen auskommen. Der SUV erhält lediglich einen Vollhybrid-Antriebsstrang mit 146 kW (199 PS). Hier spannen ein 131 PS starker 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner und zwei E-Motoren zusammen. Die Kraft verteilt ein stufenloses Getriebe, die Rekuperation lässt sich mit den Lenkradwippen vierstufig verstellen. Der Spritverbrauch des neuen Renault Espace soll bei 4,7 Litern auf 100 Kilometern und der CO₂-Ausstoß bei 104 Gramm pro Kilometer liegen. Vier Fahrmodi stehen zur Verfügung: Eco, Sport, Comfort und eine personalisierte Abstimmung.
Mit Hinterachslenkung
Grundsätzlich sind mit der CMF-CD-Plattform weitere Varianten möglich: vom mild hybridisierten Benziner-Verbrenner über einen klassischen Diesel bis hin zu Plug-in-Hybrid-Strängen. Eine Allradlenkung ist aber bereits mit dem zum Start erhältlichen Antrieb kombinierbar. Die an einer Mehrlenker-Hinterachse aufgehängten Räder schlagen bei niedrigen Geschwindigkeiten entgegengesetzt und oberhalb von 50 km/h in dieselbe Richtung wie die vorderen Pendants sein. Das soll die Wendigkeit und Agilität verbessern.
Das Assistenzpaket des neuen Renault Espace umfasst bis zu 32 Systeme, darunter ein aktiver Notbrems- sowie Spurhalteassistent, Totwinkelwarner, adaptiver Tempomat mit Stop-and-Go-Funktion, Querverkehrswarner hinten und einiges mehr. Bei entsprechender Ausstattung zählt der "Active Driver Assist" dazu, mit dem der SUV auf geraden Strecken und in leichten Kurven weitgehend selbstständig fahren kann.
Optisch ein Austral im XL-Format
Beim Design gibt ebenfalls der Austral die Richtung vor. Bei den breiten Scheinwerfern, die sich bis weit in die Frontschürze ziehen, bilden die Tagfahrleuchten einen Rahmen. Dazwischen platzieren die Designer einen großen Renault-Rhombus im Kühlergrill. Dieser unterscheidet sich je nach Modellversion: Mit vertikalen Streben in den Linien Iconic und Techno oder mit Schachbrettmuster-Einsatz bei der Dynamik-Version Esprit Alpine. Die Heckleuchten greifen das Design der vorderen Pendants auf, fallen jedoch niedriger aus. Das obere Lichtband zieht sich bis weit ins Zentrum.
Der neue Renault Espace verfügt über eine ausgestellte Schulterpartie und massiv wirkende Kunststoffelemente an den Radläufen. Die untere Fensterlinie steigt nach hinten an; an der C-Säule präsentiert der neue Espace eine Art Hofmeister-Knick. Die Dachpartie mündet in einen Heckspoiler, während sich die Dachreling vom oberen Windschutzscheibenrahmen bis zur hinteren Klappe zieht. Das Heck fällt steil ab, um die dritte Sitzreihe unterzubringen. Die Räder messen je nach Ausstattung 19 oder 20 Zoll.
Infotainment mit Google-Software
Auf dem Armaturenbrett sitzt eine Bildschirm-Landschaft, die aus einem horizontalen und individualisierbaren Fahrer-Informations-Display (12,3 Zoll) und einem vertikal ausgerichteten Infotainment-Screen (zwölf Zoll) besteht. Google liefert hier sowohl das Betriebssystem als auch die Navigations-Software; Updates sind over-the-air möglich. Gegen Aufpreis bietet Renault ein 9,3 Zoll großes Head-up-Display an, das die Informationen direkt in die Windschutzscheibe projiziert. Optische Highlights sind die Ambientebeleuchtung und das optionale, 1,33 lange und 84 Zentimeter breite Panorama-Glasdach.
Der Automatik-Wählhebel sitzt am Lenkrad, was Platz auf und in der breiten Mittelkonsole schafft. Im gesamten Interieur summieren sich die Ablageflächen auf 39 Liter. Die in Längsrichtung um 22 Zentimeter verschiebbare Sitzbank in der zweiten Reihe verfügt über eine neigbare Lehne, die sich im Verhältnis 60:40 umklappen lässt. Als Fünfsitzer schluckt der neue Espace zwischen 777 und 1.818 Liter Gepäck. Mit aufgestellter dritter Sitzreihe verbleiben 159 Liter, das Maximalvolumen liegt bei 1.714 Liter.
Preise und Ausstattungen
Ab Juni 2023 soll der neue, im spanischen Werk Palencia gebaute Espace zu den Händlern kommen. Als Grundpreis für den neuen Espace, der in den die sechs Farben Perlmutt Weiß, Black Pearl Schwarz, Dolomit Grau, Nacht Blau, Dezir Rot und Dolomit Grau Satiniert angeboten wird, nennt Renault 43.500 Euro. Dafür bekommen Kundinnen und Kunden die Techno-Basisausstattung. Das Einstiegsmodell ist an seinen 19-Zoll-Rädern sowie Karosserieakzenten in Chrom und Aluminium zu erkennen. Darüber rangiert der Espace Iconic mit seinen 20-Zoll-Felgen und schwarzen Anbauteilen. Hier starten die Preise ab 48.300 Euro. Der Esprit Alpine rollt ebenfalls mit schwarzen Akzenten und auf 20-Zöllern vor, die allerdings ein anderes Design präsentieren. Der Espace für dynamische Ansprüche kostet wenigstens 46.300 Euro.
Im Interieur präsentiert das sportliche Topmodell ebenfalls ein abgewandeltes Design. Alpine-Schriftzug und -Logo finden sich auf den Einstiegsleisten und den Kopfstützen. Er erhält ein Nappaleder-Alcantara-Lenkrad mit blau, weiß, roten Ziernähten. Alcantara mit blauen Akzenten findet sich darüber hinaus auf Sitzen, Instrumententräger, Türverkleidungen und Mittelkonsole. Sicherheitsgurte mit blauen Nähten und Aluminium-Pedale runden den versportlichten Auftritt des Espace Esprit Alpine ab.