1, 2 oder 3?

Max Verstappen ließ sich als Sieger feiern. Gewertet wurde nur eine Runde, weil nach einem Abbruch die vorletzte Runde zählt.
Der GP Belgien dauerte nicht lange, warf aber viele Fragen auf. Wieso wurde 3 Runden gefahren, aber nur eine gewertet? Die Antworten in der Analyse.
Was war das für ein seltsames Rennen! Oder darf man den GP Belgien überhaupt Rennen nennen? Drei Runden hinter dem Safety Car waren schließlich nicht gerade repräsentativ. Und trotzdem warf die gesamte Organisation drumherum viele Fragen auf, die sicher auch in Zukunft noch diskutiert werden. Max Verstappen war das erstmal egal. Er bekam die halbe Punktzahl für seinen Rennsieg in Spa – mit recht wenig Anstrengung.
Warum konnte man eigentlich kein Rennen fahren?
Die Formel 1 ist nicht aus Zucker. Regen sollte also grundsätzlich kein Problem darstellen. Und das tut es auch nicht. Wir haben ja auch das Qualifying in Spa im Regen gesehen, wo fast mehr Wasser auf der Strecke stand. Warum ist man dann am Sonntag so zurückhaltend gewesen, das Rennen zu starten? Das konnten viele nicht verstehen. Das Problem am Sonntag war aber nicht der Regen von oben, sondern die schlechte Sicht durch die Gischt. Im Qualifying fahren die Autos nicht direkt hintereinander. Im Rennen schon.
"Ich konnte auf der Geraden nicht Vollgas geben, weil ich nicht wusste, wo George war, ob er bremste, um eine Lücke zum Vordermann zu bekommen, weil er das Auto vor ihm nicht sehen kann", sagte Lewis Hamilton. "Und es gab Momente, in denen ich dachte: "Ich bremse ab", weil ich nicht sehen kann, wo sie sind, und wer weiß, wo das Auto hinter mir ist? Und dann war Eau Rouge ziemlich knifflig. Das Schlimmste wäre gewesen, wenn wir einen Unfall gehabt hätten, so wie wir es gestern mit Lando gesehen haben. Wenn man den Hügel hinauffährt, dann kann man nicht sehen, ob ein Fahrer mitten auf der Straße steht."
Warum ist man nicht früher gefahren oder am Montag?
Diese Frage dürften sich viele Fans gestellt haben. Schließlich zog man den GP Japan vor ein paar Jahren wegen einer Taifun-Warnung schon einmal vor. Aber F1-Boss Stefano Domenicali gibt zu bedenken: "Diesmal war die Wettervorhersage nicht so klar wie damals in Japan. Die Startzeit können außerdem nur die Sportkommissare ändern."
Manche sprachen sich während der Pause auch dafür aus, das Rennen einfach auf Montag zu verschieben. Zum Beispiel Red Bull-Sportchef Helmut Marko. Der meinte, das sei zumindest in Sachen Transport-Logistik nicht unmöglich. Schließlich findet das nächste Rennen am kommenden Wochenende in Zandvoort statt. Alfa Romeo-Teammanager Beat Zehnder schloss diese Option hingegen gleich aus. Und auch Domenicali sah da keinen Spielraum. "Das geht schon bei den Streckenposten los. Das sind freiwillige Helfer, die nicht einfach so einen Tag später Zeit haben", sagte er.
Renndirektor Michael Masi betonte, dass es keinerlei wirtschaftliche Interessensgespräche während des Prozederes gab. "Wir wollten den Fans einfach noch die Chance auf eine Show bieten."
Warum wurde zwischendrin das Event pausiert?
Es gibt die Regel, dass eine Veranstaltung nicht länger als drei Stunden dauern darf. Die Startzeit war für 15 Uhr angesetzt, damit wäre spätestens um 18 Uhr Schluss gewesen. Doch die Sportkommissare zogen ein Ass aus dem Ärmel. Sie machten um 17 Uhr von ihrem Recht Gebrauch, die Veranstaltung zu unterbrechen. Man drückte sozusagen die Pause-Taste und hielt den Countdown bei einer Stunde an. Das leitet sich aus Artikel 11.9.3.o aus dem FIA International Sporting Code ab. Der Grund: Höhere Gewalt. Hätten sie diesen Joker nicht gezogen, wäre die Zeit ausgegangen. Nur so war es möglich, das Rennen erst um 18.17 Uhr zu starten. Man kaufte sich also Zeit.
Wieso durfte Sergio Perez trotz des Unfalls starten?
Sergio Perez wäre nach seinem Crash auf dem Weg in die Startaufstellung sicher am liebsten im Erdboden versunken. In Kurve 7 erwischte er Aquaplaning und bohrte sich mit der Nase seines Red Bull in die Reifenstapel. Marko hatte danach keine Gnade mit seinem Schützling: "Die Bedingungen waren grenzwertig, aber sowas sollte nicht passieren." Der Sonntag wäre für den Mexikaner damit gelaufen gewesen. Er wollte auch direkt abreisen.
Doch dann witterte Red Bull durch die andauernde Startverzögerung eine Chance, den RB16B doch wieder flott zu machen. Eigentlich muss ein Auto aus eigener Kraft zurück an die Box kommen, um am Rennen noch teilnehmen zu dürfen. Doch in diesem Fall ergab sich eine Lücke, weil das Rennen noch gar nicht angefangen hatte. Die zwei Formationsrunden um 15.25 Uhr zählten nicht als Start des Rennens.
Tatsächlich dauerte es aber eine Weile, weil sich weder Renndirektor Michael Masi noch Red Bull-Teammanager Jonathan Wheatley ganz sicher waren. Und auch die Sportkommissare mussten noch einmal nachschauen. Die Mechaniker schafften es schließlich sogar, die Reparatur vor dem Start um 18.17 Uhr hinzubekommen. Gebracht hat es aber nichts, denn hinter dem Safety Car blieb er ja am Ende des Feldes.
Wie kam es zu den unterschiedlichen Rundenzahlen?
1, 2 oder 3? Nein, hier geht es nicht um die bekannte Fernsehshow. Sondern um die verwirrenden Rundenzahlen zu diesem Mini-Grand-Prix. Denn nach dem Rennen wurde darüber eifrig diskutiert. Gefahren wurden insgesamt drei Runden. Zwar wurde nach der absolvierten zweiten Runde die rote Flagge gezeigt, aber die dritte Runde mit Überfahren der Kontroll-Linie in der Boxengasse beendet. Gewertet wurde im offiziellen Ergebnis aber nur eine Runde, weil zur Wertung immer die vorletzte Runde vor dem Abbruch herangezogen wird.
Für die Vergabe der Punkte, war wiederum unabhängig davon eine andere Marke maßgeblich. Hier zählt Artikel 6.5. Der Führende hat die Kontrolllinie dreimal überquert. Somit wurde die Anforderung erfüllt, dass der Führende mehr als zwei Runden absolviert haben muss, damit halbe Punkte vergeben werden können. Ab der 33. Runde wären die 75 Prozent Renndistanz erfüllt gewesen und es hätte die volle Punktzahl gegeben.