Was wäre die Alternative?
Der GP Belgien fand komplett hinter dem Safety-Car statt. Hätte man den Frust der Fans mit anderen Entscheidungen am Sonntag lindern können? Und war es eine Farce, Punkte zu vergeben, oder einfach nur Ohnmacht vor der Gewalt des Wetters? F1-Experte Michael Schmidt kann die Entscheidungen nachvollziehen.
Das ist das Problem von Sportarten, die im Freien stattfinden. Man ist abhängig vom Wetter. Auch der Motorsport und ganz besonders die Formel 1. Weil die im Regen schneller fährt als andere Rennserien im Trockenen. Wenn sie denn fährt.
Hier haben viele schon ein Verständnisproblem. Auch ich ertappe mich manchmal bei der Frage: Ist ein Auto, das man nicht im Regen fahren kann, noch ein Auto? Früher gab es doch auch Regen.ennen. Manchmal mit großen Opfern. 1975 in Silverstone flogen 16 Autos von der Bahn. 1998 in Spa verkeilten sich 13 Rennwagen in der Startrunde zu einem gigantischen Autofriedhof.
Je schneller die Autos wurden, desto unmöglicher wurde es, bei Regen ein Rennen abzuhalten. Wir reden im Fall von Spa von einem sechsstündigen Dauerregen. Nicht die Autos sind das vordergründige Problem, sondern die Sicht. Alle ab Platz 2 fahren im Blindflug. Die Fahrer sehen nicht nur ihre Konkurrenten nicht, sondern auch die Pfützen, auf denen sie aufschwimmen könnten.
Desaster mit Ansage
Hätte man in Spa das Rennen freigegeben, wären Unfälle garantiert gewesen. Ich möchte nicht die Diskussionen hören, die sich die Formel 1 in diesem Falle hätte anhören müssen. Es wäre ein Desaster mit Ansage gewesen. Da ist es mir lieber, dass man jetzt von einer Farce spricht. So kam wenigstens keiner zu Schaden.
Doch, werfen Kritiker ein. Die Zuschauer wurden um eine gute Show betrogen. Sie haben 150 bis 300 Euro dafür bezahlt, dass 20 F1-Fahrer im Gänsemarsch drei Runden hinter dem Safety-Car abspulen und dafür auch noch WM-Punkte bekommen.
Doch was bitte hätte die Formel 1 anders machen sollen? Gleich um 15 Uhr absagen, weil es aussichtslos war? Da hätte man dem Veranstalter vorgeworfen, nicht alles getan zu haben, um den Fans doch noch einen Grand Prix zu bieten.
Hätte man auf das Alibi-Rennen mit den drei Runden komplett verzichten sollen? Dann hätten die Zuschauer an diesem Tag gar keine Autos gesehen. Sobald sich das Feld in Bewegung setzt und zum dritten Mal die Ziellinie kreuzt, gilt der Grand Prix als gewertet. So sagt es das Protokoll.
Punkte als Belohnung für Quali
Ich habe kein Problem damit, dass Punkte verteilt wurden. Es gab ja ohnehin nur die Hälfte. So wurde endlich mal die Leistung in der Qualifikation belohnt. Die war angesichts der Bedingungen am Samstag gar nicht hoch genug einzuschätzen. Mit 309 km/h im Regen durch Eau Rouge: Da kann man nur den Hut ziehen.
Die Fahrer können auch nicht sagen, dass sie für Fehler am Samstag bestraft wurden, weil sie einen schlechten Startplatz am Sonntag nicht mehr korrigieren konnten. Es war schon am Samstag klar, dass die Startaufstellung möglicherweise das Rennergebnis sein könnte. Die Wetter.orhersage kündigte Regen an. Nicht ganz so schlimm, wie er sich dann präsentierte, aber wir kennen ja Spa. Einmal Regen, immer Regen.