Zusammenbruch auf 68-Jahres-Tief

In Italien ist die Fahrzeugproduktion im ersten Quartal 2025 auf den Stand von 1956 gefallen. Da die meisten Fahrzeuge dort vom Stellantis-Konzern kommen, ist dieser von dem Rückgang am stärksten betroffen.
Die Fahrzeugproduktion von Stellantis in Italien ist im ersten Quartal 2025 auf den niedrigsten Stand seit 1956 gefallen. Nach Angaben der Gewerkschaft FIM-CISL (FIM: Federanionen italiana metalmeccanici – Metallgewerkschaftsverband, Mitglied im Gewerkschaftsbund CISL: Confederazione Italiana Sindacati Lavoratori) hat die italienische Fahrzeugindustrie zwischen Januar und März lediglich 109.900 Fahrzeuge gefertigt. Dies entspricht im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einem dramatischen Rückgang um 36 Prozent. Fiat allein hat in den 1960er-Jahren pro Quartal mehr Fahrzeuge gebaut. Betroffen sind sowohl Pkw als auch Nutzfahrzeuge. Die FIM-CISL-Verantwortlichen sind entsetzt: "Wir haben keine schnelle Erholung erwartet, aber wir dachten nicht, dass es so schlimm werden würde."
Die Gewerkschafter sprechen von einem "perfekten Sturm" aus sinkender Nachfrage, dem anhaltenden Umbruch hin zu Elektrofahrzeugen sowie den neuen US-Zöllen auf in Europa produzierte Autos. Stellantis-Vorstandschef John Elkann, der nach der Abberufung von Carlos Tavares interimistisch die Konzernleitung übernommen hat, hält zwar an Investitionsplänen in Höhe von zwei Milliarden Euro für den Standort Italien fest, warnt aber auch vor den Auswirkungen erhöhter Handelsbarrieren. Diese könnten den Effekt der Investitionen dämpfen.
Reaktion mit Produktions-Verlagerungen
Vom Auftragsrückgang sind in Italien mehrere Stellantis-Werke betroffen, darunter das traditionsreiche Werk Mirafiori in Turin. Aufgrund rückläufiger Produktionszahlen im Werk in Modena verlagert die Konzernleitung die Produktion der prestigeträchtigen Modelle Maserati GranTurismo und GranCabrio künftig vom Werk Mirafiori zurück nach Modena. Die Fertigungsstätte in Modena gilt als passend für Maserati, weil sie nicht für eine Massenproduktion ausgelegt ist – im Gegensatz zum Turiner Werk, wo der Fiat 500e vom Band läuft.
Die Gewerkschafter sind in Sorge: Sollten sich Nachfrage und Rahmenbedingungen nicht verbessern, droht der italienischen Automobilproduktion ein weiteres schwaches Jahr – mit möglichen Auswirkungen auf globale Lieferketten.