„Auto macht nicht was ich will“
Sebastian Vettel hatte in Portimao auf den großen Befreiungsschlag gehofft. Nach zwei Mal 60 Minuten Training auf der Algarve-Achterbahn sieht es aber noch nicht danach aus. Ganz im Gegenteil. Der Heppenheimer kämpfte mit seinem Auto und den äußeren Bedingungen.
Müssen sich die Fans von Sebastian Vettel langsam Sorgen machen? In Bahrain konnte man noch nachvollziehen, dass es nach verkorksten Testfahrten nicht besonders gut lief. Der Crash mit Esteban Ocon und die daraus folgende Strafe war unnötig, hätte am Resultat aber sowieso nichts geändert.
Und auch die zweite Nullnummer in Imola war dem vierfachen Weltmeister schnell verziehen. Zwar verlor er erneut das Quali-Duell gegen Teamkollege Lance Stroll, aber im Rennen stand er mit dem Boxengassen-Start, der Stop-and-Go-Strafe und den Getriebeproblemen unverschuldet auf verlorenem Posten.
Immerhin konnte der Routinier vermelden, dass das Gefühl im Auto langsam besser werde. Also gab es bei den Fans die berechtigte Hoffnung, dass es in Portimao wieder den alten Sebastian Vettel zu sehen gibt, der auf der technisch anspruchsvollen Strecke sein ganzes Können zeigen kann. Doch davon war am ersten Trainingstag leider noch nicht viel zu sehen.
Vettel in der falschen Box
Schon in der Auftakt-Session machte der 33-Jährige keine glückliche Figur. Nach dem ersten Run parkte er seinen Aston Martin kurzerhand vor der McLaren-Garage anstatt vor der benachbarten Aston-Martin-Box. Der Pilot nahm die Slapstick-Nummer mit Humor: "Ich hatte mich schon gewundert, warum da keiner von den Jungs parat stand."
Größer war der Ärger da schon über die Track-Limits in der ersten Kurve, die ihm zwei Mal zum Verhängnis wurden. Doch wen interessieren schon gestrichene Rundenzeiten im ersten Training, wo sich sowieso noch alle Fahrer eingrooven. Erst im zweiten Training wird bekanntlich das Tempo erhöht und ernsthaft für das Qualifying geübt.
Doch dann frischte der Wind auf und plötzlich schienen alle Hoffnungen auf ein gutes Resultat wie weggeblasen. Vettel braucht in der Lernphase konstante Bedingungen, um sich auf sein neues Sportgerät einzuschießen und zu verstehen, wie der AMR01 auf kleine Impulse aus dem Cockpit reagiert. Stattdessen machten dem Piloten die heftigen Böen das Leben schwer.
Probleme auf einer schnellen Runde
Auf die Frage, ob es sich in Portimao besser als in Imola anfühle, konnte Vettel nur den Kopf schütteln: "Unter diesen Bedingungen hat man noch mehr mit dem Auto zu kämpfen. Da fühlt man sich eher unwohler. Deshalb gibt es heute leider nicht viel Positives zu berichten." Das schlechte Gefühl wurde vom Blick aufs Klassement bestätigt. Am Ende fand sich der Neuzugang im Team nur auf Position 15 wieder.
Im großen Rückstand von mehr als sechs Zehnteln auf Teamkollege Lance Stroll sah Vettel aber kein Grund zur Beunruhigung. Das Schwesterauto war mit Upgrade-Elementen bestückt worden, die zumindest einen Teil des Unterschieds erklären.
Vettel erklärte, dass er vor allem auf einer schnellen Runde nicht das nötige Vertrauen aufbauen konnte: "Auf den kurzen Runs bekomme ich es einfach nicht so zusammen. Da war es schwer, die Reifen ins Fenster zu bekommen. Der Wind hat natürlich auch nicht geholfen. Wir haben ein paar Dinge ausprobiert, aber es kam noch nicht das gewünschte Ergebnis heraus. Ich bin mir aber sicher, dass wir uns für morgen steigern können."
Nach der Analyse der Daten werden die Ingenieure das Auto über Nacht noch einmal umbauen. Und auch bei sich selbst sieht Vettel noch Potenzial: "Das Auto macht noch nicht das, was ich will. Ich denke aber, man kann noch etwas mehr mit dem Setup und mit dem Fahrstil rausholen." Die Hoffnung hat Vettel längst noch nicht aufgegeben. Die Fans müssen einfach noch etwas Geduld zeigen.