Chipmangel, Ukrainekrieg - aber Gewinn verdoppelt
VW hat trotz widriger Bedingungen seinen Gewinn verdoppelt. Die Gründe dafür sind klar. Für die Zukunft warnt VW allerdigs vor "beispiellosen Herausforderungen".
VW legt einen beeindruckenden Start ins Jahr 2022 hin: Die Wolfsburger haben Ihren Gewinn im ersten Quartal fast verdoppelt. Nach Steuern stieg das VW-Ergebnis für den Zeitraum von Januar bis März von 3,4 auf 6,7 Milliarden Euro. Dabei sind die Randbedingungen mit dem immer noch andauernden Chipmangel, Lieferengpässen wegen des Kriegs in der Ukraine und Problemen wegen wiederkehrenden Corona-Lockdowns in China alles andere als einfach.
Gewinn vor Steuern: 8,5 Milliarden Euro
Vor Steuern, Zinsen und Sondereinflüssen aus der Diesel-Affäre stieg der VW-Betriebsgewinn von 4,8 auf 8,5 Milliarden Euro. Dafür sind laut VW vor allen Dingen Absicherungs-Geschäfte verantwortlich, die im Zuge der hochschnellender Rohstoff- und Energiepreise kräftig an Wert gewonnen haben. Aber auch beim Kerngeschäft mit dem Verkauf von Autos lief es gut: Besonders teure Konzernmarken erzielten hier hohe Verkaufspreise – auf Rabatte brauchen Kunden in Zeiten des Mangels nicht hoffen.
Ein Fünftel weniger Autos ausgeliefert
Wegen der Halbleiterkrise baute VW zwölf Prozent weniger Fahrzeuge und lieferte ein Fünftel weniger Autos aus. Trotzdem hat sich der Umsatz sogar leicht um 0,6 auf 62,7 Milliarden Euro erhöht. In den Zahlen enthalten ist auch die Übernahme des US-Lkw-Herstellers Navistar im Juli 2021 für 3,7 Milliarden Dollar (aktuell umgerechnet zirka 3,5 Milliarden Euro).
Diess warnt vor "beispiellosen Herausforderungen"
Die Chipkrise und die explodierenden Energiekosten machen VW beim Blick in die Zukunft jedoch große Sorgen. Vorstandschef Herbert Diess warnt vor "beispiellosen Herausforderungen". Die Versorgung mit Mikroprozessoren und Rohstoffen ist nach wie vor nicht gesichert und dürfte mit Russlands Überfall auf die Ukraine noch schwieriger werden. Und auf VWs wichtigstem Markt China drohen wegen Corona-Lockdowns permanent Produktionsstopps. Außerdem scheint aktuell beim Energiekostenanstieg kein Ende in Sicht. Gegenüber der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung und den Wolfsburger Nachrichten warnte Diess deshalb: "Die Inflation, die dadurch entsteht, kann Europa destabilisieren."
VW-PKW: Weniger Umsatz – mehr Gewinn
Seinen Gewinn zieht VW aktuell aus seinen Oberklassetöchtern und, nach eigenen Angaben, aus hoher Kostendisziplin. Bei den sogenannten Volumenmarken VW, Skoda, Seat und den leichten Nutzfahrzeugen ging der Umsatz von 27,4 auf 24,4 Milliarden Euro zurück. Allerdings schaffte der Konzern vor Sonderfaktoren auch hier noch einen Gewinn in Höhe von 900 Millionen Euro – nach 1,4 Milliarden Euro Anfang 2021. VW-Pkw brach von 17,6 auf 14,9 Milliarden Umsatz ein, der Gewinn stieg aber von 490 auf 513 Millionen Euro.
Premiummarken sahnen ab
Zu VWs Markengruppe Premium gehören Audi, Bentley und Lamborghini. Diese Gruppe hielt ihren Umsatz stabil, legte aber beim Gewinn von 1,5 auf 3,5 Milliarden Euro zu. Porsche steigerte seinen Gewinn ebenfalls: Von 1,2 auf 1,4 Milliarden Euro – der Umsatz ging bei den Zuffenhausenern von 7,0 auf 7,3 Milliarden Euro hoch.
Chips für teure Autos
Die Gewinnsteigerungen erzielte VW hier vor allen Dingen mit sogenannten "höheren Ergebnisbeiträgen". Das heißt: Der Konzern hat im vergangenen Jahr die verfügbaren Prozessoren seinen gewinnstarken Oberklasse-Marken, teuer ausgestatteten Modelllinien und vom Steuerzahler geförderten Elektroautos zur Verfügung gestellt. Die weltweit verknappte Automenge hielt und hält zudem die Preise für Neu- und Gebrauchtwagen oben. Wie der Konzern sein Modellprogramm im Zuge der Umstellung auf den Elektroantrieb umbaune dürfte, sehen Sie in der Bildergalerie.