Cadillac XT5 im Fahrbericht (2016)
Das Thema SUV ist bei Cadillac längst nicht mehr wegzudenken – den meisten dürfte hier der riesige Escalade ein Begriff sein. In den USA sehr beliebt, zeigt er sich auf deutschen Straßen doch etwas zu ungelenk. Jetzt bringt die amerikanische Luxusmarke ab dem 5. September den kleineren XT5 nach Deutschland und zwar als Konkurrenten von BMW X5 und Mercedes GLE.
Da der Cadillac XT5 ungefähr die Abmessungen eines BMW X5 oder Mercedes GLE hat, tritt er für hiesige Verhältnisse entsprechend souverän auf. Auf den deutschen Markt kommt der XT5 ausschließlich mit einem 3,6-Liter-V6-Sauger (314 PS sowie 368 Nm) samt Allradantrieb. Bereits jetzt konnten wir uns einen Tag mit dem XT5 beschäftigen und stießen dabei auf zehn Dinge, die erst bei einer längeren Testfahrt auffallen.
1. Der XT5 trägt uramerikanische Gene in seinem Chassis – und zwar deutlich mehr als die Oberklasse-Limousine CT6, die zeitgleich auf den deutschen Markt kommt. Von der Lenk-Präzision eines BMW X5 ist der Cadillac-SUV weit entfernt, bietet zu wenig Gespür fürs Chassis und den Aufbau.
2. Das serienmäßige adaptive Fahrwerk mit zwei Grundkennlinien zeigt sich im so genannten Tour-Modus den Federungs-Anforderungen in der Stadt ebenso gewachsen wie auf dem Land, tariert Bodenwellen aus, ohne hilflos unterdämpft zu wirken. Sport reduziert zwar die Wankbewegungen des Aufbaus, gibt aber Unebenheiten zu wenig gefiltert weiter.
3. Allzu viel Elan darf man vom 3,6-Liter-Sauger nicht erwarten, er hat schließlich mit seinen maximal 368 Nm Drehmoment rund zwei Tonnen Gewicht zu stemmen (so schwer sind die Konkurrenten übrigens auch), muss sich bei höheren Drehzahlen hörbar anstrengen. Wohler fühlt sich der großvolumige Benziner beim Cruisen, säuselt dann angenehm. Sollte es sportlich vorwärts gehen, müsste Cadillac eine aufgeladene Version bringen.
4. Der XT5 basiert auf einer Frontantriebs-Plattform, was er sich auch deutlich anmerken lässt. Die Testfahrt fand zum Teil auf nasser Straße statt; beim Anfahren scharrten die Vorderräder gripsuchend, was nicht so recht zu einem Fahrzeug dieser Größe passen will. Prinzipiell kann der SUV sein Drehmoment auch an die Hinterachse leiten, dafür muss allerdings der Modus Allrad aktiviert sein. Wer auf Tour unterwegs ist, fährt rein vorderradgetrieben.
5. In Sachen Variabilität lassen die amerikanischen Entwickler nichts anbrennen. Die Rücksitzbank ist dreigeteilt umklappbar, faltet sich dank ausgeklügelter Mimik flach zusammen – und in der Länge verschiebbar. Ladung lässt sich mit einem stabilen Aluminium-Gestänge, das in zwei Schienen läuft, sichern. Und die Heckklappe surrt nach einer Kickbewegung unters Heck automatisch hoch. Somit bietet der XT5 fast die Funktionalität eines Vans.
6. Das mit Alcantara bezogene Armaturenbrett des Testwagens verbreitet subtil luxuriöses Flair im Innenraum. Auf den ersten Blick schmeichelt großzügig ausgelegtes Leder dem Auge. Allerdings ist die Verarbeitung nicht ganz so gekonnt wie in der Oberklasse-Limousine CT6 – unter dem Armaturenbrett finden die Finger beispielsweise Versatzstücke des Obermaterials, an der Ladekante stimmen die Passungen noch nicht hundertprozentig. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau.
7. Eine etwas eigenwillige Logik verfolgt der Wählhebel des Automatikgetriebes: Um den Rückwärtsgang zu aktivieren, muss man einen Entriegelungsknopf drücken, anschließend den Wählhebel nach links schieben. Das ist ungewohnt, stellt aber nach einigen bewussten Betätigungen kein Problem mehr dar.
8. Beim Abblenden des Rückspiegels erscheint die Darstellung zweier Kameras im Heckdeckel. Das verbreitert das sichtbare Bild enorm, hat allerdings einen großen Nachteil: Es fehlt die dreidimensionale Wirkung eines Spiegelbildes; man kann Entfernungen nicht wirklich abschätzen. Zudem muss das Auge von der Ferne des Verkehrsgeschehens auf die Nähe des Rückspiegel-Bildschirms fokussieren, was länger dauert und anstrengender ist als bei einem tatsächlichen Rückspiegel.
9. Das Chassis des XT5 wurde gegenüber demjenigen seines Vorgängers SRX um 68 Kilogramm leichter; nun liegt der Cadillac laut Werksangeben etwa auf dem Niveau seiner Konkurrenten. Besonders leicht(füßig) fühlt er sich beim Fahren dennoch nicht an (siehe Punkt 1).
10. Beim Preis-Ausstattungs-Verhältnis lässt der XT5 seine deutschen Premium-Konkurrenten blass aussehen. Schon die Luxury genannte Einstiegsversion ist für 48.800 Euro alles andere als karg ausgerüstet. Vorzuziehen wäre allerdings die mittlere Linie Premium für 56.800 Euro, dann mit 20-Zöllern, adaptiven Stoßdämpfern, Navigationssystem, Bose-Anlage, belüfteten Vordersitzen sowie Assistenz-Paket.