Fahrbericht Bentley Continental Supersports
Mit dem Bentley Continental Supersports präsentieren die Briten die letzte Evolutionsstufe des Luxus GT vor dem Generationswechsel. Wir waren unterwegs mit dem 710 PS und 336 km/h schnellen Zweitürer und haben dazu 10 Punkte gesammelt, die uns aufgefallen sind.
Der Nachfolger des Bentley Continental dreht als Erlkönig schon fleißig Testrunden und wird noch dieses Jahr debütieren – mit drahtiger Optik, angelehnt an die Studie EXP 10 Speed 6 und niedrigerem Gewicht. Nach der Test-Fahrt mit der letzten Evolutionsstufe des aktuellen Continental, dem Supersports, haben wir 10 Dinge notiert, die der Bentley Continental hoffentlich nicht mit in den Ruhestand nimmt, sondern an den Nachfolger weiter gibt.
1. Die Größe: Obwohl es längere Coupés als den Continental gibt (4,82 Meter) – an Format hat es ihm nie gefehlt. Auch die Breite sollte nicht über die bestehenden 1,94 Meter hinauswachsen. Das Platzangebot ist üppig, für die Fondpassagiere weniger, aber nun ja, so geht das eben bei einem Zwei-plus-Zwei. Nur die Sitzposition, die darf künftig gerne etwas niedriger ausfallen.
2. Die Detailverliebtheit: Klar, Sie haben schon viel über die Leder-und-Kontrastnähte-Folklore gelesen, auch bei uns. Doch immer wieder tauchen Farbkombinationen auf, die gewöhnliche Schattierungen zu einem wunderbaren Kontrastspiel zusammenfügen. Ice und Imperial Blue beispielsweise im Cabrio oder die Dreifarb-Innenausstattung in Beluga/Hotspur/Porpoise.
3. Das Brillenetui: Herausnehmbar, massiv. Konzernmutter VW würde vermutlich mit dem identischen Materialeinsatz einen Up daraus falten.
4. Die Kraft: Bei seinem Debüt leistete das W12-Aggregat 560 PS und 650 Nm. Jetzt eskaliert die Leistung auf 710 PS, das maximale Drehmoment wird zu einem Massiv von 1.017 Newtonmetern aufgeschüttet, auf dessen Plateau zwischen 2.050 und 4.500 Umdrehungen wilde Beschleunigungsexzesse gefeiert werden können. Um in 7,2 Sekunden auf 160 km/h zu donnern. Oder 336 km/h schnell zu werden. Das Besondere: Selbst als Supersports provoziert er dich nie, etwa weil er zu sehr nach Gaspedalbefehlen giert oder ungeniert hohen Drehzahlen huldigt. Die Kraft ist einfach da, entfaltet sich je nach Wunsch mit sanfter oder bedrückender Gewalt.
5. Das Gewicht: Wie bitte? Das Coupé wiegt ja schon knapp 2,3 Tonnen, das Cabrio gar über 2,4. Klar, der neue muss leichter werden. Doch es wäre schön, könnte er sich jene Solidität bewahren, die im Continental so wunderbar zu Gelassenheit gerinnt - trotz Punkt 4.
6. Der Klang: Natürlich, Bentley will hier nicht zu dick auftragen. Doch mit seiner neuen Titan-Abgasanlage klingt der Supersports so, wie es ein Gran Tourismo mit Zwölfzylinder-Triebwerk ruhig darf. Ernst. Tief. Flächig, ein wenig metallisch, meist aber sanft gewitternd, erst beim Ausdrehen donnernd. Aber ausdrehen? Hm. Siehe Punkt 4.
7. Das Analoge: Okay, das Infotainment ist durch, klar. Zeit für ein neues, schnelleres, aber bitte nicht zu verspieltes. Aus einem Bentley heraus muss man keinen Status in sozialen Netzwerken posten. Man fährt damit schließlich herum.
8. Den Allradantrieb: Klar, wieso sollten sie den auch aussortieren? Aber etwas mehr Agilität wäre wünschenswert. Kommt sicher durch die Gewichtsreduktion. Gerade auf der Bremse schiebt der Supersports brutal zum Kurvenaußenrand, die Carbon-Keramik-Scheiben mit 42 Zentimeter (!) Durchmesser an der Vorderachse erreichen dabei Temperaturen bis zu 1.000 Grad. Beim Herausbeschleunigen erzeugen Bremseingriffe nun an beiden kurveninneren Rädern Impulse, um den Continental in die gewünschte Richtung zu drücken. Funktioniert leidlich für ein Auto, das sich Supersports nennt.
9. Das Verdeck: Beim Cabrio, natürlich. Aber wo gibt es ein Textildach, über das der Hersteller sagt, es halte Regenfälle in Monsun-Stärke ab? Von wegen Understatement. Damit kämen wir zu Punkt 10.
10. Unnützes Wissen: Bei Höchstgeschwindigkeit überquert der Supersports pro Sekunde ein Fußballfeld der Länge nach. Dabei rauschen 3.800 Liter Luft durch den Hauptkühler. In jedem Quadrat der Karierte-Flaggen-Zierleisten sind 12.000 Carbon-Fasern verarbeitet, deren Durchmesser jeweils ein Zehntel eines Menschenhaars beträgt, die aber 100-Mal stärker sind.