Jaguar XK8 Cabrio gegen Mercedes SL 500
Eine frische Brise weht durch das schmale Segment der Edel-Cabrios. Der betagte SL von Mercedes, in der Vergangenheit Bestseller, trifft auf den neuen Jaguar XK8. Sie wollen beide das gleiche: eine verwöhnte Kundschaft weiter verwöhnen.
Ein bißchen erschrickt man schon, wenn man nachliest, wie lange es den SL schon gibt – seit 1989 nämlich. Das große, schwere Schiff, optisch immer ein wenig wie ein rollender Kontoauszug wirkend, war mit seinem vollautomatisch öffnenden und schließenden Verdeck eine kleine Sensation. War es das, was so viele Käufer faszinierte? Nein, es war das gesamte Paket, das so unerwartet gut ankam. Der SL entwickelte sich zu einem Verkaufsschlager, und noch heute, sieben Jahre nach seinem Debüt, ist er nicht abgeschlagen.
In der Halbjahresbilanz 1996 erreicht der nun schon in der Basisversion gut 120 000 Mark kostende Zweisitzer innerhalb der gesamten Offengilde einen Marktanteil von fast fünf Prozent. Der populäre und nur ein rundes Drittel kostende Mazda MX-5 liegt mit 3,7 Prozent klar dahinter. Es mag für die immer noch strammen Verkaufszahlen durchaus eine Rolle spielen, daß der SL einen vom Charakter her passenden Konkurrenten nie hatte – auch nicht in Gestalt des Porsche Carrera Cabrios.
Nun wird das anders; der neue XK8 aus England ist in Offenversion der wahre Gegenpol zu dem schwäbischen Dauerbrenner. Präziser gesagt haben sich die Engländer unter anderem genau auf das deutsche SL-Publikum eingeschossen. Zwei Golfbags passen in den XK8, vermerkt Jaguar stolz, in den SL bringt man nur einen hinein.
Alles klar? Natürlich nicht. Jaguar XK8 und Mercedes SL 500 müssen bei diesem Vergleich mehr offerieren als nur die Volumina ihrer Heckabteile. Da ist der Jaguar in der Tat im Vorteil mit jenen 307 Litern, die über den 260 des SL rangieren. Kleinlich soll man ja bei Luxusgeschöpfen nicht sein, aber fraglos hat man auch ohne Golf-Ausrüstung mehr von dem Volumen des formschönen Jaguar-Hecks. Der kurze, knapp geschnittene SL-Stauraum resultiert auch aus einer nicht unbedeutend geringeren Gesamtlänge. Der SL ist fast 30 Zentimeter kürzer als der britische Konkurrent, dem seinerseits aus den zusätzlichen Zentimetern nicht nur optische Stattlichkeit, sondern auch ein winziges Rücksitzabteil erwächst.
Eigentlich ist er ein 2+2-Cabrio, aber eben nur eigentlich. Denn obwohl die kleinen Sitze hinten schön geformt sind, obwohl auch Dreipunktgurte zum Anschnallen einladen – wo soll man hin mit den Beinen?