Kompakt-SUV im Vergleichstest
Offroader aus dem Bilderbuch der Lagerfeuerromantik sind diese vier nicht gerade. Mit 110 bis 120 Diesel-PS, Allradantrieb sowie sehr unterschiedlichen Wesenszügen und Preisen passen sie aber ins Leben vieler Menschen.
Die SUV-Dickschiffe prägen zwar die Wahrnehmung mancher autokritischer Zeitgenossen, wie wir schon ein paar Mal beobachteten. Das Gros auf der Straße machen jedoch die kleineren Exemplare aus, denen man nun wahrlich keinen verantwortungslosen Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten vorwerfen kann. Kompakt-SUV nämlich.
Und hier tat sich einiges. Dacia renovierte seinen günstigen Duster, Skoda bügelte dem Yeti neue Linien ins Blech und frischte ihn technisch mit kühlem Blick fürs Erforderliche leicht auf ("Was sollen wir großartig ändern, er ist doch gut …"). Suzuki schickte den SX4 in Altersteilzeit und brachte den größeren SX4 S-Cross an den Start. Dienstältester ist daher der Mini Countryman, denn er erfuhr die erste Modellpflege seines kurzen Lebens schon Ende 2012.
Wer einen Kompakt-SUV sucht, findet in diesem Vergleich der mild motorisierten Allradler also zwei Normalos, einen Preisbrecher und einen Lifestyler. Auf geht’s!
Kompakt-SUV im Test: Duster ist kein Blender
Er macht schon was her, reckt sich höher als alle anderen, ist auch ein wenig länger und steht da mit seinen ausgestellten Radhäusern, als könne ihn auch ein Ausflug nach Sibirien nicht schrecken. Entsprechend eingerichtet ist er. Schimmernde Ringe um die klar gezeichneten Instrumente und die Ausströmer der Heizung mühen sich um Ambiente. Doch am Ende bleibt dann doch der Eindruck haften, in einem sehr rustikal möblierten Arbeitsgerät gelandet zu sein, das man notfalls auch mal schnell auskärchern kann.
Diese Graubrot-Atmosphäre hat aber viele Freiheiten, sich auszubreiten. Denn der Dacia Duster ist so geräumig, wie er aussieht. Auch auf der Rückbank übrigens, die wie die Einzelsitze vorn nicht wirklich komfortabel geformt ist. Wer die Heckklappe öffnet (Vorsicht, sie öffnet nicht sehr weit, und das Schloss ist scharfkantig!), kann zufrieden auf einen großen, glattflächigen Kofferraum blicken, unter dessen doppeltem Boden sich ein leibhaftiges Ersatzrad befindet. Hier ist es also, das reisetaugliche Auto für fünf samt Gepäck.
Das mit der Fernreise überlegt man sich allerdings recht schnell. Dann nämlich, wenn der kleine Diesel, den man aus Renault-Modellen als leisen Kulturschaffenden zu kennen glaubt, erwacht. Dämmmaterial scheint in Rumänien so teuer zu sein wie Safran, jedenfalls nagelt der Motor unter Last sehr dominant in den Innenraum des Dacia Duster. Reifen und Fahrtwind stimmen freudig ein und tun einiges, das CD-Radio zu übertönen.
Dacia Duster lässt eisernen Sparwillen durchblitzen
Das ist in der Top-Ausstattung Prestige ebenso serienmäßig an Bord des Dacia Duster wie das Navigationssystem mit Touchscreen. Diese spendable Ausstattung kann aber nicht kaschieren, dass an allen Ecken und Enden eiserner Sparwille durchblitzt. Der Sitzheizungsschalter? Irgendwo unten an der Verkleidung. Der Navi-Monitor? Viel zu weit unten, noch weiter darunter die Heizungsregler. Die Lehne steht zu steil. Die Sicherheitsausstattung? Mit vielen Luftmaschen gehäkelt. Die Lehnenverstellung? Kaum erreichbar.
Durch kurz übersetzte, aber hakelig-freudlos zu schaltende Gänge wirkt der Dacia Duster nicht unflott, vollbringt jedoch keine Spar-Wunder (Testverbrauch 7,1 Liter). Sein Temperament bleibt auch aus anderen Gründen freiwillig ungenutzt: In Kurven stellen starkes Karosseriewanken und ein indifferentes Fahrverhalten, das auch noch mit einer gefühllosen Lenkung korrespondiert, die Vertrauensfrage.
Endgültig beantworten möchte man die nicht, zumal das ESP sehr früh eingreift und mit mechanischen Geräuschen irritiert. Immerhin: Es ist nach dem Facelift serienmäßig an Bord. Bei dieser Gelegenheit hätte Dacia dem Duster gleich noch hellere Scheinwerfer spendieren dürfen, denn des Nachts sieht man so viel wie in einem Auto aus früheren Jahrzehnten. Immerhin federt der Dacia auch so gut: Der modische Hang zur Straffheit fehlt ihm komplett, er bügelt Unebenheiten elegant wiegend weg.
Ist er wegen seiner vielen Schwächen ein Blender? Nein. Wer vergleicht, erkennt, dass für rund 18.500 Euro nicht mehr Auto zu erwarten ist − und trotz dieses Preises hier sicher kein vorderer Platz.
Mini Countryman liebt Countryroads
Der Umstieg in den Mini öffnet die Tür in ein Parallel-Universum. Das gilt nicht nur für den Innenraum des Kompakt-SUV, der so stylish eingerichtet wurde, dass das Praktische wohl aus den Augen geriet. Der mittig angeordnete Tacho etwa ist zu groß, um gut ablesbar zu sein. Den Zeiger sucht man ungefähr wie das kleine Segelschiff, das angeblich irgendwo dort hinten am Horizont zu sehen ist. Da hilft nur der Blick auf den Digital-Tacho im Drehzahlmesser direkt hinterm Lenkrad. Auch die Kippschalter am Dach und in der Mittelkonsole sowie die darüber gruppierten kleinen Taster opfern Funktionalität der Pose.
Das alles gerät aber zur Nebensache, wenn die Straße ruft. Denn der Countryman ist naturgierig auf Kurven, saugt sie lüstern auf und wirft sich den Fliehkräften in die Arme. Seine ungemein direkt übersetzte, rasant ansprechende Lenkung passt der Generation Playstation perfekt. So geht Mini – die von einem billardkugelgroßen Knauf gekrönte Kurzweg-Schaltung (die jedoch eine bessere Rückwärtsgangsperre dringend benötigt) inklusive.
Diese fordernde Fahrdynamik stellt den Motor vor Aufgaben, denen er nur bedingt gewachsen ist. Denn der Mini Countryman lechzt nach mehr Power als den 112 PS des 1,6-Liter-Diesels, zumal der nur müde Elastizitätswerte ermöglicht und diesseits von 1.500 Umdrehungen ein mittelgroßes Turboloch klafft. Darüber hängt er aber gut am Gas und liefert mit 6,9 L/100 km auch einen akzeptablen Testverbrauch. Alltagsnützlich ist der Countryman durchaus. Trotz der Dynamik-Orientierung liefert er nur bei hoher Zuladung unerwünscht detaillierte Straßenzustandsberichte und darf als vollwertiger Viersitzer gelten. Denn auf der verschiebbaren Rücksitzbank ist durchaus Platz für lange Kerls, wobei der Kofferraum klein und das Raumgefühl nicht wirklich gut ist.
Das gilt auch für den Qualitätseindruck. Der korreliert schlicht nicht mit dem Anspruch des Hauses, der Serienausstattung und dem Grundpreis des Testwagens. Nachlässig entgratete Türablagen hinten oder ein schlecht schließender Tankdeckel etwa sind Dinge, derer man sich annehmen könnte, selbst wenn man nicht von quälendem Perfektionswahn besessen ist.
Kompakt-SUV im Test: Skoda Yeti, der verlässliche Typ
Wie kommen wir beim vielleicht etwas harten Stichwort Perfektionswahn auf den Skoda Yeti? Ach ja. Weil bei ihm jedes Detail so wirkt, als sei es in der Konzern-Qualitätsprüfung immer und immer wieder durchdacht, optimiert und vielleicht sogar neu gemacht worden.
Dabei brachte die Modellpflege dem tschechischen Pfiffikus ja gar nicht so viel Neues. Er schaut nun, wie im letzten Heft beschrieben, ernster auf die Welt, bei deren Eroberung in nah und fern er seiner Besatzung ein verlässlicher, angenehmer Kumpel ist. In dieser Vergleichstestrunde punktet er mit dem besten Raumangebot, zeigt sich mit den hochvariablen Rücksitzen bereit für jede Aufgabe und lässt auch sonst nichts anbrennen. Bis auf ein nerviges Stuckern auf hoppeligen Autobahnen federt er klasse, erfreut mit viel Sitz- und Geräuschkomfort, lässt sich intuitiv bedienen und tut in allen anderen Belangen mindestens so viel, wie man von einem guten Kompakt-SUV erwartet.
Selbst der auf 110 PS gedrosselte Zweiliter-Motor macht seine Sache gut. Bäume reißt er nicht aus mit seiner gedämpften Leistungsentfaltung, aber er macht den Yeti ausreichend flott, damit man sich gut motorisiert fühlt. Leise und vibrationsarm läuft er außerdem, nur der Testverbrauch ist mit 7,3 Liter ein wenig hoch. Wer sollte diesem Skoda, der mit einem Grundpreis von 26.490 Euro kein Schnäppchen ist, gefährlich werden?
Suzuki SX4 S-Cross: Preise sind relativ
Der Suzuki jedenfalls nicht, denkt man beim Blick auf den Grundpreis von fast 29.000 Euro für das Topmodell Comfort Plus. Doch Zahlen sind ja nur aussagekräftig, wenn man die Wahrheit dahinter kennt.
Und die heißt Vollausstattung. Vom Bi-Xenon-Licht über beheizte Ledersitze, Navigationssystem und Panoramadach ist mehr an Bord, als andere gegen Aufpreis liefern können. Das Glasschiebedach kostet den S-Cross Comfort Plus allerdings Sympathien und Punkte, denn es schränkt die Kopffreiheit auf der bequemen, jedoch seitenhaltfreien Rücksitzbank spürbar ein.
Davon und von der mittelprächtigen Materialqualität abgesehen ist der Suzuki ein angenehmer Allrounder. Er fährt sich zwar nicht so inspirierend wie der Countryman oder so geschliffen wie der Yeti. Doch er macht aus Schlaglöchern oder Bodenwellen kein Drama, tost und brummt einem nicht die Ohren voll und kultiviert in der Bedienbarkeit guten japanischen Standard. Trotz seiner um die Mittellage fast schon giftigen Lenkung ist er zudem fahrdynamisch talentiert mit guter Fahrstabilität und zeigt mit vier Allradantriebs-Modi Ambitionen für ernsthafteres Gelände.
Auf dem Weg dahin sorgt er für Fahrspaß mit aufgeweckten und gesitteten 120 PS, die ihm die besten Beschleunigungswerte und eine ziemlich beeindruckende Elastizität bescheren. Auch an der Tankstelle macht dieser Motor Freude. 6,4 Liter Testverbrauch sind ein Wort. Das letzte Wort jedoch hat der Skoda Yeti.