Manthey Motors M315 im Test
Mit dem Verzicht auf optionale Cup-Reifen und einem klaren „Nein“ zum Motorsport hat das Werk beim Cayman S eine Lücke gelassen. Diese besetzt nun Porsche-Spezialist Manthey Motors mit einer Clubsport-Variante M315 des Zweisitzers – und wir sind ihn gleich im Test gefahren.
Race- und Nordschleifenfans dürfte er ein Begriff sein. In der BF Goodrich-Langstreckenmeisterschaft zählt Olaf Manthey seit Jahrzehnten zu den erfolgreichsten Akteuren – einst am Volant, heute als Klassen- und Gesamtsieg-verwöhnter Team- Chef. Acht Autos gingen im vergangenen Jahr unter der Bewerbung von Manthey Racing in der Eifel an den Start, darunter auch der Gesamtsieger des legendären 24-Stunden-Klassikers. Dass der große Graue mit dem Zwirbelbart seit einigen Jahren auch eine Tuning-Sparte sein eigen nennt, hat sich hingegen noch nicht flächendeckend herumgesprochen. Vielleicht, weil der Meuspather hier nicht um jeden Preis vorn dabei sein will. Erste Vergleichstests von Tuning-Autos gehen nicht selten ohne ein Fahrzeug aus der Manthey Motors-Kollektion über die Bühne. Hier – so das Credo des Eifelaners – geht Qualität vor Schnelligkeit.
Die Clubsport-Variante
Mit dem Gros der primär auf schiere Kraft setzenden Veredler will sich der Meuspather Porsche-Spezialist, der sich selbst explizit als Performance-Tuner versteht, ohnehin nicht messen. Ihm geht Quer- vor Längsdynamik, auch und gerade beim von Haus aus nicht vorrangig für sportliche Einsatzzwecke erdachten Porsche Cayman S. Anders als bei der Elfer-Baureihe sind ab Werk für das Mittelmotorcoupé und dessen offenen Bruder, den Boxster, nämlich nicht einmal Sportreifen zu haben. Eine Lücke, die es zu nutzen gilt.
Dass sich die Sache mit dem bloßen Unterschnallen der entsprechenden Räder allein nicht erledigen lässt, versteht sich dabei von selbst. Andere Gummis, die deutlich mehr Grip aufbauen können, erfordern umfangreiche Maßnahmen am Gesamtpaket – allen voran dem Unterbau. Zusammen mit Fahrwerksspezialist KW wurde deshalb von Manthey Motors auf etlichen in der Eifel und auf der Nordschleife absolvierten Testkilometern ein Performanceorientiertes Gewindefahrwerk entwickelt, das eine Absenkung des Fahrzeugschwerpunkts um 10 bis 30 Millimeter und verschiedene Zug- und Druckstufen-Konfigurationen erlaubt.
1.13,6 Minuten Rundenzeit auf dem Hockenheim
Für die von sport auto beabsichtigten Fahrdynamiktests in Malmsheim und Hockenheim wurde das Fahrwerk kompromisslos auf Sport getrimmt. Das hatte exzellente Ergebnisse im 18-Meter-Slalom (72,8 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit) und auf dem Kleinen Kurs (1.13,6 Minuten Rundenzeit) zur Folge, beeinträchtigte naturgemäß jedoch den Fahrkomfort im Alltag.
Auf dem zumeist eher unebenen Geläuf öffentlicher Straßen erwies sich die gewählte Abstimmung als wenig tauglich. Wer seinen Cayman S multi-medial nutzen will, sollte – sofern er nicht zu den ganz Harten zählt – demnach einer weicheren Einstellung den Vorzug geben. Clubsport-Enthusiasten, die den Zweisitzer primär auf abgesperrtem Terrain bewegen, werden mit dem von Manthey Motors geschnürten Performance- Paket jedoch noch zufrieden sein.
Die 315 PS gibt es ab 60.303 Euro
Das noch eine Spur zackiger gewordene Einlenkverhalten des MM-Cayman S, das aufgrund der durch die bewusste Verwendung leicht bauender Räder und Anbauteile um rund 30 Kilo abgesenkte Gesamtgewicht und die aufgrund der gripfreudigen Michelin-Cup-Pneus deutlich gestiegenen Kurvengeschwindigkeiten sind dazu angetan, die Mundwinkel nachhaltig nach oben gleiten zu lassen. Dass die gestiegene Leistungsbereitschaft nicht mit mehr Zickigkeit im Grenzbereich einhergeht, freut dabei doppelt.
Der Mittelmotor-Porsche im MM-Trim ist neutral und ausgeglichen wie eh und je. Somit bleibt unterm Strich eigentlich nur ein Wehrmutstropfen: Die von der modifizierten Edelstahl-Auspuffanlage nebst Krümmern, Kats und Endschalldämpfer generierten Mehr-PS – 20 an der Zahl – muten in diesem extrem leistungsbereiten Umfeld fast schon etwas spärlich an. Doch besser so als anders herum.