Nissan Micra, Suzuki Swift, VW Polo
Nissan Micra, Suzuki Swift und VW Polo stellen sich dem Vergleichstest. Der neue Nissan Micra belebt die Welt der kleinen Alleskönner. Mit wenig Durst und fairem Preis trifft er hier auf den Suzuki Swift, der ähnlich teuer auf Mini-Flitzer macht. Mit von der Partie: Der Klassenstreber VW Polo, der sowieso alles besser kann. Oder? Nicht ganz.
„Siehst du den VW Polo da vorn?“ raunt der frühlingsgrüne Nissan Micra dem roten Suzuki Swift zu. „Der ist fast 3.000 Euro teurer als ich!“ „Nicht schlecht“, murmelt der Suzuki Swift und fügt etwas kleinlaut hinzu: „Mit Fondtüren koste ich so viel wie der VW Polo.“ Suzuki Swift und Nissan Micra wissen, wie preissensibel die Kundschaft heutiger Kleinwagen ist – und wie winzig die Lücken sind, die der VW Polo ihnen lässt. Wie ein Musterschüler vermiest der VW Polo im Vergleichstest vielen Kleinwagen das Leben. Mit minimaler Ausstattung, 70 PS und vier Türen kostet er ab 13.550 Euro, verliert aber weniger stark an Wert als die Konkurrenz.
Nissan Micra startet bei 10.740 Euro
Umso lobenswerter sind frische Gegenspieler wie der neue Nissan Micra, der im Vergleichstest zwar nicht so eigenständig auftritt wie sein Vorgänger, dafür aber rund 1.000 Euro günstiger ist: Der rundliche Viertürer (einen Zweitürer gibt es nicht mehr) startet als 80-PS-Version mit 10.740 Euro – inklusive vier Türen, guter Sicherheitsausstattung, Zentralverriegelung und CD-Radio. Suzuki stellt sich bei der Preisgestaltung selbst ein Bein. Kostet der zweitürige Suzuki Swift mit 94 Pferden ab 10.990 Euro, bedingt der Viertürer die zweitbeste Ausstattung, was den Preis auf mindestens 13.590 Euro treibt. Wer verdient Lob für kreative Innenraumgestaltung?
Micra kreativ, Swift und Polo mit Innenraum von der Stange
„Ich“, ruft der Nissan Micra und präsentiert stolz sein aufgeräumtes Cockpit. Tacho und kleiner Drehzahlmesser fügen sich übersichtlich ins Bild, nur der hinter dem Lenkrad platzierte Bildschirm lässt sich bei Sonne schlecht ablesen – was schon deshalb stört, weil er auch die Tankanzeige beinhaltet. Angenehm zurückhaltend ist die Mittelkonsole bestückt, zwölf große Tasten sind im Kreis angeordnet, logisch bedienbar. Auch das Navi für 500 Euro (Serie bei Tekna) gefällt, da es nicht nur Wunschziele ausreichend schnell berechnet, sondern auch MP3-Daten im integrierten Radio abspielt und sich mit trendigen Telefonen verbindet. „Schaut doch mal nach hinten“, säuselt der Nissan Micra, faltet seine Rücksitze wie einen Prospekt zusammen und stellt sie gegen die Lehnen der Vordersitze. Auf dem entstehenden ebenen Laderaumboden finden sogar drei Umzugskartons Platz. „Und was kostet das?“ platzt der Suzuki Swift dazwischen, dessen altmodisch klappende Rückenlehne wie die im VW Polo an graue Vorzeiten erinnert. „Eigentlich nichts“, antwortet der Nissan Micra leise, aber nur mit der mittleren Ausstattung Acenta (plus 2.500 Euro).
Polo und Swift besser verarbeitet als Micra./strong>
So markant der Suzuki Swift außen auftritt, so verwechselbar wirkt er innen. Alle Schalter und Uhren sind zwar tadellos angeordnet und die Verarbeitung der Kunststoffe fällt liebevoller aus als im Nissan Micra. doch es fehlt das Besondere, das Eigenständige. „Das hat der VW Polo auch nicht“, kontert der Suzuki Swift. Stimmt. Im VW Polo fühlen sich die Materialien im Vergleichstest zwar noch einen Tick hochwertiger an, die Gestaltung wirkt jedoch ähnlich konservativ. Noch etwas eint VW Polo und Suzuki Swift: Beide haben vorn wie hinten bequeme Sitze. Beim Platzangebot hält der Nissan Micra trotz seiner Kürze gut mit. Allerdings verknappt sein großes Glasdach (nicht zum Öffnen) die Kopffreiheit im Fond um wichtige Zentimeter. Schlechte Nachricht für alle, die größer als 1,85 Meter sind: Hinten kuschelt ihr bei jedem Modell mit dem Dachhimmel.
Kurzer Nissan Micra punktet in der Innenstadt
„Einparken, mein Verwöhnprogramm“ summt der Nissan Micra. Kurz und übersichtlich gebaut, verschwindet er am schnellsten in Lücken. Wer dafür den Einparkassistent (500 Euro für Acenta) braucht – Sensoren melden passend große Parkplätze im Display – kommt wohl schon beim Abstellen eines Fahrrads an seine Grenzen. „Kinderkram“, grunzt der Suzuki Swift. Mit fast vier Meter Länge ist er so ausgewachsen wie der VW Polo und nicht ganz so handlich beim Einparken. Der Suzuki Swift verzichtet auf eine Parkhilfe; wer sie will, muss sie vom Händler nachrüsten lassen (für rund 250 Euro). Und erst der VW-Aufpreis: Piepser für das Heck des VW Polo Trendline gibt‘s nur im Paketpreis für 465 Euro.
Suzuki Swift mit höchster Leistung im Vergleichstest
Zeit zum Fahren. „Endlich!“ freut sich der Suzuki Swift und schnurrt leise mit seinem Vierzylinder. Nissan Micra und VW Polo haben kleine Dreizylinder-Benziner, die vor der ersten roten Ampel kernig knurren – Start-Stopp verkneifen sich die drei getesteten Versionen. Traurig! Mit dem Grün der Ampel schießt der Suzuki Swift sportlich nach vorn. Auch auf der Autobahn wirkt sein 94-PS-Benziner lebendiger und munterer. Nullhundert erledigt er in 11,3 Sekunden.
„Starkes Herz“, frotzelt er Richtung Nissan Micra, der mit seinen 80 PS etwas langsamer sprintet, aber nicht zu schwach ist. Sein neuer Benziner hängt gut am Gas, mag jedoch keine hohen Drehzahlen. 13,2 Sekunden braucht er für den Spurt auf Tempo 100. Den versprochenen Topspeed von 170 erreicht unser Test-Nissan Micra nicht – bei Tacho 160 blockiert ihn die Elektronik. „Gemein“, schnauft er, den VW Polo im Rückspiegel.
VW Polo braucht viel Anlauf
Der VW Polo soll 165 km/h rennen, schafft das aber nur mit viel Anlauf. Seinen 70 PS geht schnell die Puste aus, das merkt man vor allem auf der Einfädelspur der Autobahn. Sportlich zieht der VW Polo dafür den Tank leer: Sein Testverbrauch liegt bei 7,1 L/100 km, der des Suzuki Swift bei 6,8 Litern. Sparkönig ist der Nissan Micra, der im Testmittel 6,5 und bei zurückhaltender Fahrweise keine fünf Liter/100 km braucht.
Sicherheit steht bei allen Dreien im Focus
Mit der Sicherheit nehmen es alle drei ernst: Neben zahlreichen Airbags (nur beim VW Polo kosten hintere Kopfairbags Aufpreis) haben sie kräftige Bremsen und ESP serienmäßig – im VW Polo regelt das System unmerklich, im Nissan Micra hölzern und im Suzuki Swift eher grob. „Dämpfer, strengt euch an“, raunt der Nissan Micra. Doch es nützt nichts, größere Schlaglöcher dringen unangenehm bis zum Fahrerrücken und in die Lenkung durch. Der Suzuki Swift fährt komfortabler und gleitet angenehm leicht um Kurven und Kehren – fast so schön wie ein Mini. Seine Lenkung reagiert nicht so ungenau wie die des Nissan Micra, sondern so gefühlvoll und exakt wie die des VW Polo.
Suzuki Swift ist der dynamischste der drei Kleinwagen
Auf kurviger Strecke hat der VW Polo gegen den Suzuki Swift zwar keine Chance, da er nicht so wendig ist, vermittelt aber mehr Fahrspaß als der Nissan. Nach Punkten kommen Nissan Micra und Suzuki Swift nicht an dem VW Polo vorbei. „Macht nichts“, trösten sich beide, sie haben ihre Nische rechts und links vom VW gefunden. Der VW Polo ist ein sehr stimmiges Auto, sammelt Punkte bei der Fahrsicherheit und beim Komfort, verliert aber mit seinem müden und durstigen Motor.
Wer Fahrfreude sucht, nimmt den knackigen Suzuki Swift, der exakt einlenkt und quirlig anschiebt. Der Nissan Micra ist für die Sparfüchse mit Stadtadresse, denen ein pfiffiger Innenraum und gute Ausstattung wichtiger sind als Kurvenjagd und Reisekomfort. „Stimmt genau“, fügt der Nissan Micra vorlaut hinzu.