„Zielzeit in Hockenheim ist 1.05,9 Minuten“, hatte Nicki Raeder,
Geschäftsführer von Manthey-Racing, damals vor Testbeginn mit
motorsportverdächtiger Analytik prophezeit.
Der Manthey-Porsche 911 GT3 RS MR hatte das vermeintlich
Unmögliche möglich gemacht: Mit einer Rundenzeit von 1.05,8 Minuten
schlug der modifizierte RS auf dem Kleinen Kurs den dortigen
Supertest-Spitzenreiter Porsche 918 um eine halbe Sekunde.
Ende März 2017, kaum war der Hockenheim-Test im Kasten, klingelt
das Telefon erneut. Die nächste Idee des Porsche-Werksteams aus
Meuspath lässt nicht lange auf sich warten.
Wie wäre es mit einem Supertest auf der
Nürburgring-Nordschleife? „Wir denken, dass unser GT3 RS auf 7.10
min kommt - mit Christian Gebhardt am Steuer.“
Der 911 GT3 RS MR kommt mit seinem Vierliter-Sauger im Vergleich
zum stärkeren V8-Biturbo des AMG GT R fast schmächtig daher. Der
Längsdynamikvorteil ist auf der Nordschleife nicht zu
unterschätzen. Auf der Döttinger Höhe stürmte der AMG bis auf 295
km/h.
Was soll den Manthey-RS zum neuen Nordschleifen-Überflieger
machen? Zentraler Punkt: Die Technologie und der Aufbau der von
Manthey entwickelten und von KW hergestellten Dämpfer des 911 GT3
RS MR sind dieselben wie beim Rennwagen GT3 R.
Ähnlich wie der 918 Spyder oder demnächst auch der GT2 RS trägt
der RS MR Magnesiumräder. Die von Manthey entwickelten
Leichtbauräder sparen 12,6 Kilo im Vergleich zum Serienradsatz des
GT3 RS.
Prinzipiell können diese Felgen auch problemlos im Alltag
genutzt werden, Kantsteinparker sollten beim Brötchenholen aber
besser nicht den Gegenwert eines VW Golf Trendline vergessen.
Manthey-Racing verbessert die Abtriebswerte unter anderem durch
eine geringere Fahrhöhe. An der Hinterachse sorgen der steiler
gestellte Heckflügel sowie der vom 911 R stammende Diffusor für
mehr Abtrieb.
Statt des serienmäßigen Michelin Pilot Sport Cup 2 N1 rollt der
Manthey-RS auf dem Cup 2 mit der Kennung N0 – dem offiziell für den
Porsche 918 Spyder entwickelten Reifen.
Platz 8 der schnellsten Supertestkandidaten auf der
Nürburgring-Nordschleife: Der Manthey-Porsche 911 GT3 RS MR hat im
Supertest 9/2017 den Nürburgring in einer Zeit von 7:10 Minuten
umrundet (mit Sportreifen).
Den Kleinen Kurs von Hockenheim frühstückte der RS MR mit rundum
3,5 Grad Negativsturz ab. Für den Nordschleifen-Besuch stimmte
Manthey das Fahrwerk nun weniger aggressiv ab.
Auch wenn sich der RS MR mit dem Nordschleifen-Set-up recht
alltagstauglich fährt, rät Manthey aufgrund der Sturzwerte
beispielsweise von längeren Autobahnfahrten mit 300 km/h ab.
Während der RS MR auf dem Kleinen Kurs von Hockenheim sofort mit
einfacher Fahrbarkeit glänzte, war mir das Fahrverhalten bei
unserem ersten gemeinsamen Nordschleifen-Besuch noch etwas zu spitz
ausgelegt.
Manthey hat den Vierliter unangetastet gelassen. Der
Sechszylinder-Boxer unterbietet mit 497 PS seine Nennleistung von
500 PS ganz knapp, was aber völlig in Ordnung geht, da die
Prüfstandstoleranz des Herstellers Maha schon mit 2 Prozent
angegeben wird.
Im Windkanal des Entwicklungszentrums Weissach wurden für den RS
MR mit Hockenheim-Set-up (steilste Flügelstellung) bei 200 km/h 45
kg Abtrieb an der Vorderachse und 149 kg Abtrieb an der Hinterachse
ermittelt.
21. Platz: Manthey-Porsche 911 GT3 RS MR, Bremsweg aus 100 km/h
warm: 31,5 Meter. Bremsscheiben (v.h.): 410/390 (Keramik). Reifen:
Michelin Pilot Sport Cup 2 N0.
Satte drei Sekunden nimmt der modifizierte RS dem AMG GT R hier
ab. Ein Zeitvorteil, der auch dem subjektiv eher untermotorisierten
Manthey-RS auf dem abschließenden Highspeed-Sektor mit der
Döttinger Höhe reicht, um ...
Nordschleife: Vor allem die Kombination aus verbessertem
mechanischen und aerodynamischen Gripniveau verhilft dem
Manthey-Porsche 911 GT3 RS zur neuen Supertest-Bestzeit auf der
Nordschleife. Ganz so schnell wie im Mercedes-AMG GT R baut man
aber auch im Manthey-RS nicht Vertrauen am Limit auf.
Hockenheim: Sowohl beim Anbremsen als auch beim Einlenken nickt
beziehungsweise rollt der Manthey-RS spürbar weniger als das
Serienmodell um die Quer- beziehungsweise Längsachse. Die
Karosseriebewegungen konnten deutlich reduziert werden, ohne das
der RS MR durch übertriebene Fahrwerkshärte auffällt.