VW Golf GTI und Mini Cooper S
Mini Cooper S und VW Golf GTI. Zwei Kumpel, die gern um die Häuser ziehen und den Mädchen schöne Augen machen. Jeder mit seiner ganz eigenen Masche, aber beide mit Turbo-Kraft.
Manchmal trifft man alte Freunde nach Jahren wieder. Themen: Aussehen, Karriere, Zwischenmenschliches. Parameter, die nicht zwingend parallel verlaufen. Bisweilen verschleift sich der Freak von der letzten Bank, der mit rauchiger Stimme stets ein Rudel langmähniger Begleiterinnen zähmte, im Laufe der Zeit zum glattgebügelten IT-Profi mit Seitenscheitel und Reihenhaus-Kleinfamilie.
Nicht so der Mini. Vom beinharten Urtyp – siehe Paddy Hopkirk, Rallye Monte Carlo und so – mal abgesehen, bleibt sich die zweite Auflage des zeitgenössischen Remakes unter BMW-Ägide treu. So kommt das Längenwachstum vorwiegend dem Vorderwagen und nicht dem Kinderwagen zugute: 160 Liter Standardvolumen quasi als rezeptfreie Antibabypille. Dafür scheint man bei Mini kindliche Freude an der Gestaltung von Details zu haben. Wie kann man es sonst wagen, einen so krass gemixten Innenraum-Cocktail zu servieren?
BMW-gemäße Oberflächen, schmeichelnde Lederpolster auf mäßig seitenhaltigen Sportsitzen sowie Chromringe und schwarzer Pianolack am Armaturenbrett konkurrieren mit einem nachlässig geclipsten Dachhimmel, fühlbaren Gussgraten, Montagespalten oder Klimareglern in der Plastikhaptik von Kinderzimmer-Radiorekordern. Und erst der mittig platzierte Monstertacho: ebenso verspielt wie spiegelnd. Oder die Kippschalter, Toggles genannt: Ein Teil von ihnen sitzt sogar im Dachhimmel, um die optionale Ambientebeleuchtung psychedelisch zwischen Blau und Orange changieren zu lassen.
Mischt man den Jungs und Mädels bei Mini was ins Essen? Keineswegs. Hinter dem Stil steckt Kalkül – und Kalkulation. Das zeigt sich spätestens beim Vergleich mit dem Golf GTI. Wieso Golf, spielt der nicht eine Klasse höher? Wenn man den 21 050 Euro teuren Cooper S mit Klimaanlage, Stabilitätskontrolle, Sportlenkrad, 17-Zöllern und einigem mehr auf GTI-Augen höhe bringt, trennen die beiden nur noch ein paar hundert Euro. Und der golftypische Ingenieurs-Habitus.