Dieser Motor verbrennt jeden Kraftstoff

Ein neuer Zweitaktmotor aus den USA kann mit zahlreichen Kraftstoffen betrieben werden – von Benzin bis Wasserstoff. Entscheidend dafür ist nicht die Mechanik, sondern eine adaptive Softwaresteuerung.
Ein Motor, der ohne Umbau und Leistungsverluste Benzin, Diesel, Ethanol, Wasserstoff oder gar Ammoniak verdaut – was nach Wunschdenken klingt, könnte bald Wirklichkeit werden. Nicht wegen eines revolutionären Brennverfahrens oder neuartiger Materialien, sondern dank innovativer Software. Beim Zweizylinder-Zweitakter REV Force des US-Unternehmens Alpha-Otto übernimmt die Steuerung die Hauptrolle und macht aus einem klassischen Konzept einen Multibrennstoff-Wandler.
Der REV-Force-Motor wirkt auf den ersten Blick wie ein Kompaktaggregat aus dem Katalog: Zweizylinder, Kompressoraufladung, Trockensumpfschmierung. Doch unter der Haube arbeitet kein starres Konzept, sondern ein hochflexibles Steuerungssystem. Die Software regelt Luftzufuhr, Zündung, Verdichtung und Einspritzung, jeweils angepasst an den aktuell eingespeisten Kraftstoff.
Die Basis bildet ein elektrischer Drehschieber, der das klassische Auslasssystem ersetzt. Im Zusammenspiel mit der Einspritzung nach dem Ventilschluss verhindert er unverbrannten Kraftstoff im Abgas – ein typisches Manko früherer Zweitakter. Dass der REV-Force sein Gemisch nicht über das Kurbelgehäuse bezieht, sondern direkt durch den Kompressor ansaugt, erlaubt zudem eine klassische Öl-Schmierung wie bei Viertaktern. Damit entfallen Ölverbrauch und die charakteristische blaue Wolke.
Brennstoffwahl per Softwareprofil
Der Motor denkt mit. Je nach Tankfüllung – ob Benzin, Diesel, Kerosin oder kohlenstofffreie Alternativen wie Ethanol, NH₃ oder H₂ – passt sich die Steuerung in Echtzeit an. Möglich macht das eine Sensorik-Kombination aus Druck-, Temperatur- und Detonationssensoren, gekoppelt mit einer eigens entwickelten Kalibrationssoftware. Sie regelt das Verdichtungsverhältnis, steuert die Einspritzdauer und optimiert den Zündzeitpunkt.
Ein aktueller Wert: 10:1 Verdichtung bei Benzinbetrieb. Wird Wasserstoff eingespeist, regelt das System automatisch auf ein dem Brennwert entsprechendes Setup herunter. Ohne dass mechanisch etwas verändert werden müsste.
Flugzeuglogik auf der Straße
Was in der Luftfahrt längst Standard ist, zieht nun in kompakte Verbrenner ein. Turboprop-Triebwerke und Jet Engines passen ihre Leistungsparameter permanent an Umweltbedingungen an – von der Flughöhe über die Temperatur bis hin zur Treibstoffqualität. Die Philosophie: Ein Triebwerk muss flexibel sein, nicht perfekt für einen einzigen Einsatz.
Alpha-Otto überträgt diesen Ansatz auf den Automobilbereich. Der REV Force ist kein klassischer Verbrennungsmotor mehr, sondern ein Brennstoffkonverter, optimiert per Software und gesteuert wie ein Jet.
Der eigentliche Clou: Der REV-Force-Motor ist updatefähig. Das bedeutet, Dinge wie neue Emmissionsnormen oder ein anderer Kraftstofftyp sind kein Hindernis. Das kann alles im Nachhinein per Update aktualisiert werden. Die Trennung von Hardware und Betriebsstrategie macht den Motor anpassbar und damit zukunftssicher.
Dass der Wirkungsgrad bei bis zu 50 Prozent liegen soll, unterstreicht die technische Reife. Und auch die kompakten Abmessungen – 48 Kilogramm bei 175 PS – eröffnen neue Einsatzfelder. Vom Range-Extender im Plug-in-Hybrid bis zum Stromaggregat im Off-Grid-Szenario.