VW Polo 1.4 16V, VW Polo 1.4 TDI
Für die Polo-Kundschaft ist die Sache klar: Sie greift mehrheitlich zu den Ottomotoren. Zwei Drittel aller neuen Polo auf unseren Straßen sind benzinbetrieben.
Auch zwischen dem 1,4-Liter-Vierzylinder und dem gleichvolumigen TDI fällt das Votum eindeutig aus. Nur 8,4 Prozent – wenn man die Sparversion Blue Motion mit einbezieht – wählen den Dreizylinder- Selbstzünder, während 27 Prozent Superbenzin tanken. Wird da etwa ein Genie verkannt? Schließlich ist der 1,4-Liter-TDI aus dem Hause VW nach auto motor und sport-Verbrauchsmessungen einer der sparsamsten Diesel der Welt. Allerdings will er im Polo auch 2075 Euro teurer bezahlt werden als sein Benziner-Pendant. Berücksichtigt man zudem die leicht höheren Kosten für Steuer und Versicherung, lohnt sich der Diesel trotz eineinhalb Liter Verbrauchsvorteil pro 100 Kilometer, günstigeren Kraftstoffpreisen und besserem Wiederverkaufswert erst bei einer jährlichen Fahrleistung von zirka 15 000 Kilometern.
Bevor kühle Rechner bereits an dieser Stelle ihren Sieger küren, darf der Blick ins Datenblatt natürlich nicht fehlen. Dort steht für den TDI ein ungleich höheres Drehmoment, das er dank Turbolader bereitstellt.
Ein K.o.-Schläger ist er zwar nicht, entwickelt aber bei niedrigen Touren und nach Überwindung seiner Anfahrschwäche den kräftigeren Punch. Der Benziner hat dem trotz williger Gasannahme zunächst nichts entgegenzusetzten. Seine Stunde schlägt obenheraus. Drehfreudig und mit 62 Kilogramm Gewichtsvorteil gesegnet, kauft er dem Diesel im Tempo-100- Spurt den Schneid ab. Interessant ist dabei vor allem auch das Wie. Im Gegensatz zum rauen, aufdringlichen Pumpe-Düse-Dreizylinder ist der Vierzylinder-Otto ein kultivierter und ruhiger Vertreter seiner Zunft. Allenfalls ab 4000/min frisst er sich langsam in die Ohren der Passagiere.
Der Diesel nervt hingegen schon direkt nach dem Start und lässt mit kräftigem Nageln und unruhigem Lauf den vierten Kolben schmerzlich vermissen. Wer die Geräuschkulisse halbwegs angenehm gestalten will, muss sich zwangsläufig schnell durch die präzisen Gassen der Schaltkulisse zappen und am besten im fünften Gang im Verkehr mitfließen.
Das gelingt so lange, bis leichte Steigungen oder enge Kurven zu meistern sind. Fällt beides zusammen, ertappt man sich mitunter dabei, den ersten Gang einlegen zu wollen, um nicht unterhalb von 1800/min ewig im Turboloch zu versauern. Aber nicht nur deshalb fühlt man sich im Benzin-Polo insgesamt deutlich besser aufgehoben. Sowohl das geringere Gewicht als auch die ausgewogenere Achslastverteilung tragen dazu bei, dass er sich leichtfüßiger über kurvige Landstraßen bewegen lässt.
Außerdem spricht seine Federung wegen der geringeren Zuladung des Benziners feinfühliger an. Fahrkomfort und günstigerer Einstiegspreis triumphieren also am Ende über geringeren CO2-Ausstoß, partikelgefiltertes Abgas und kleinere Tankrechnungen – der Sieger steht damit fest. Es ist der VW Polo 1.4 16V. Etwa 10 200 Käufer, die sich in den ersten sechs Monaten des Jahres für diese Motorvariante entschieden haben, können eben schlecht irren.