Diebstahlschutz für den Wohnwagen

Deichselschlösser sollen Langfinger abschrecken oder ihnen das Handwerk schwer machen. CARAVANING hat elf gängige Modelle für drei Kupplungssysteme auf ihre Schutzwirkung getestet.
Caravans erfreuen sich seit Jahren großer Beliebtheit. Und das nicht nur bei Campern. Auch für Diebe scheint es sich in Zeiten hoher Neu- und Gebrauchtpreise zu lohnen, die rollenden Urlaubsdomizile ins Visier zu nehmen. Laut der Statistik des Gesamtverbandes der Versicherer (GDV) aus dem Jahre 2021 steigen die Zahlen der gestohlenen Freizeitfahrzeuge kontinuierlich. Während Reisemobile von der Wegfahrsperre des Basisfahrzeuges profitieren, bringt ein Caravan ab Werk keinerlei Diebstahlschutz mit. Selbst bei verschlossenem Aufbau lässt sich ein Caravan anhängen und mitnehmen.
Um das zu verhindern, empfehlen sich Deichselschlösser. Wie sicher die einzelnen Modelle sind, haben wir mit Hilfe von Özkan Erdem geprüft. Er ist Inhaber von EST Esslinger Sicherheitstechnik und gibt unter anderem Seminare zum Thema Aufsperrtechnik für Schlüsseldienste und Feuerwehr. Bevor wir die Schlösser einer Prüfung mit vom Profi geführten Einfach- und Spezialwerkzeugen sowie roher Gewalt unterziehen, erklären wir aber noch, wie man das passende Schloss findet und worauf es zu achten gilt.
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Test-Ranking der Deichselschlösser
Maximale Punktzahl: 5. Details siehe in der Tabelle oben.
1. Testsieger (4 Punkte):
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2. Platz (3,5 Punkte):
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3. Platz (2,5 Punkte):
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Unterschiede in den Kupplungen
Die Kupplung entscheidet letztlich über die Auswahl der Deichselschlösser, denn diese passen oft nur auf ein bis zwei Modellgenerationen einer Marke. Aus diesem Grund sortieren wir die Übersicht in diesem Test nach den gebräuchlichsten Modellen: Ein Großteil der am Markt befindlichen Neu- und Bestandsfahrzeuge hatte in den letzten Jahren eine Kupplung vom Marktführer Alko. Ebenfalls zur Alko-Gruppe gehört das Unternehmen Winterhoff, dessen WS 3000 seltener und meist an gebrauchten Fahrzeugen anzutreffen ist.
Einziger nennenswerter Mitbewerber auf diesem Gebiet ist der Hersteller Knott. Mit dem Kupplungsmodell KS 30 verlassen die meisten Hobby- und Weinsberg-Modelle die Werke. Auch einige EHG-Baureihen und der Tabbert Pantiga setzen zwischenzeitlich auf Knott.
Größter Unterschied zwischen den drei Herstellern ist die Ausführung der Stabilisierungseinrichtung: Bei aktuellen Alko-Modellen werden die Bremsbeläge über einen separaten Hebel seitlich an die Kupplungskugel gepresst und der Hebel legt sich im geschlossenen Zustand über den Ver- und Entriegelungsgriff.
Knott und Winterhoff verzichten auf den zweiten Hebel und positionieren ihre Bremsbeläge vor und hinter der Kupplungskugel. Das hat Einfluss auf Form und Funktionsweise der Deichselschlösser: Ein Teil der Schlösser deckt den Griff zum Öffnen und Schließen ab und verhindert damit den ungewollten Zugriff. Dabei greifen die kleineren Alko-Modelle in speziell dafür vorgesehene Öffnungen seitlich am gusseisernen Korpus, während das größte und schwerste Modell die komplette Kupplung umschließt.
Bei Winterhoff und Knott, mit je nur einem großen Hebel, wird das Innenleben mit Bolzen gesperrt. Dafür gibt es seitlich Löcher, durch welche die Hebelmechanik blockiert wird. Somit ist der Kupplungsgriff zwar bewegbar, lässt sich im gesicherten Zustand aber nicht vollständig öffnen. Ähnlich funktionieren ältere Alko-Systeme, die hier aufgrund der geringen Relevanz nicht gezeigt werden.
Das Premium-Modell von Knott vereint beide Sperrmethoden, da Einschubbolzen die Mechanik blockieren, während das Gehäuse des Deichselschlosses den Griff umschließt.
Welches Schloss ist das Richtige?
Ist die Kupplungsart bekannt, stellt sich die Frage der Schutzklasse, denn Deichselschlösser gibt es in verschiedenen Preis- und damit Schutzklassen. Ein gutes Beispiel gibt Alko ab, das mit gleich vier Modellen in unserem Test vertreten ist. Die Universalvariante lassen wir bei der Betrachtung außen vor, da sie nicht mit Antischlingerkupplungen kompatibel ist und somit nur für Oldtimer oder sehr kompakte Caravans infrage kommt. Eine der günstigsten Varianten, um die Alko-Kupplung AKS 3004 zu schützen, ist das Modell Alko Safety Compact.
Mit 1,2 Kilogramm vergleichsweise leicht, schneidet es zwar beim Handling gut ab, dafür ist die Schutzwirkung gering. Bereits auf den ersten Blick entlarvt der Fachmann das günstige Scheibenschloss als Schwachstelle: "Das Schloss ist mit einfachen Mitteln in unter 30 Sekunden auf." Bevor er sich da- ran macht, seine Prophezeiungen zu beweisen, werfen wir aber noch einen Blick auf die verschiedenen Methoden der Langfinger.
Spurlos öffnen lassen sich Schlösser mit dem sogenannten Lockpicking. Dabei werden der Schließzylinder auf Spannung und die Sperrpins oder Sperrscheiben mit einem speziell geformten Werkzeug nach und nach in Position gebracht, bis sich das Schloss endlich öffnet. Dennoch gibt Erdem zu bedenken, dass diese Methode in der Praxis wohl keine große Rolle spielt: "Kriminellen geht es vor allem um Zeit. Kollateralschäden wie ein zerstörtes Deichselschloss werden da gern in Kauf genommen."
Wahrscheinlicher ist eine gewaltsame Öffnung, wie sie der Schloss-Profi im Anschluss demonstriert. Mit zwei, drei gezielten Hammerschlägen treibt er einen Schlitzschraubendreher in das Schloss der Alko Compact, das sich anschließend mit etwas Kraftaufwand oder der Unterstützung einer Rohrzange herausdrehen lässt. Seine Einschätzung von unter 30 Sekunden trifft somitvoll zu. Gleiches gilt auch für die günstigen Versionen von Knott und Winterhoff. Auch ihre einfachen, billigen Schließzylinder lassen sich mit gerin- gem Zeit- und Materialaufwand knacken.
Dennoch haben die Schlösser zumindest abschreckende Wirkung, denn Langfinger ohne Fachkenntnisse würden sich eher einen ungesicherten Caravan suchen. Ein weiteres Argument ist die Lautstärke, denn leise gelingt die gewaltsame Öffnung nicht. Wer seinen Caravan nah am Eigenheim parkt, dürfte durch nächtliches Gehämmer alarmiert werden. Anders sieht es aus, wenn sich der Stellplatz außerhalb, etwa in einem Industriegebiet, befindet. Hier spielen Lärm und Zeitaufwand weniger eine Rolle, weshalb sich ein teureres Premium-Schloss hier besonders empfiehlt.
Was macht ein gutes Deichselschloss aus?
Das Premium-Segment zeichnet sich bei allen Herstellern durch massiveres Material und bessere Schlösser aus. Bei Alko selbst hat man die Wahl zwischen dem Safety Plus und dem fast fünf Kilogramm schweren Safety Premium. Da bei beiden das identische Schloss zum Einsatz kommt, reicht es für den Test, eines der beiden gewaltsam zu öffnen. Hierbei setzt der Fachmann auf einen Akku-Geradschleifer mit hoher Drehzahl und Fräsaufsatz. In das Schloss eingeführt, fräst es den gesamten Schließzylinder weg, bis die Sperrstifte freigelegt sind und herausfallen. Mit dem richtigen Fräsaufsatz lassen sich die Alko-Varianten in unter fünf Minuten öffnen. Allerdings nur mit einer immensen Lärmentwicklung und beachtlichem, weit sichtbarem Funkenflug.
Überrascht zeigt sich der Fachmann beim Öffnungsversuch der Robstop-Plus von Winterhoff. Das Schloss mit Aufbohrschutz enthält diverse Materialien, was das Aufbohren erschwert. Zudem schützen zwei Metallplatten den Schließzylinder, welche selbst teure Spezialbohrer zum Glühen bringen. Aber auch hier gibt es Mittel und Wege: Dem Akku-Trennschleifer schließlich kann auch dieses Schloss nur kurz standhalten. Wo er angesetzt wird, verraten wir freilich nicht. In der Praxis wirken die Faktoren Lärm und Arbeitsposition natürlich abschreckend auf Kriminelle und der Einsatz von schwerem Gerät klappt bei der Trockenübung im Schraubstock deutlich besser als kopfüber am montierten Schloss.
Tubular-Schlösser, auch Rohrschaftschlösser genannt, gehören laut Özkan Erdem zu den sichersten Varianten im Testfeld. Statt eines normalen Schließzylinders sind die Sperrriegel dabei im Kreis angeordnet und der Schlüssel gleicht einem kleinen Rohr, da er in der Mitte hohl ist. Auf diese Art des Schlosses setzen Knott bei seiner Premiumvariante und der englische Hersteller Fullstop, dessen Testmuster dankenswerterweise Camping Wagner zur Verfügung gestellt hat.
Nicht im Testfeld vertreten ist der bekannte englische Hersteller Milenco, da sich sowohl die Verfügbarkeit hierzulande als auch die Kontaktaufnahme mit der Firma als unmöglich herausstellten.
Zurück zu den Tubular-Schlössern: Im Praxisversuch musste der Sperrriegel des Saracen Ultra herhalten. Mit Hammerschlägen vorbereitet, hielt er dem Fräser lange genug stand, bevor die Sperrvorrichtung aufgab. Ähnlich gut dürften sich laut Erdem die anderen Tubular-Schlösser schlagen, die wegen des enormen Materialverschleißes nicht allesamt gewaltsam geöffnet wurden.
Diebstahlschutz: Ergänzungen und Alternativen
Ein Schloss allein bietet noch keinen umfassenden Schutz, weshalb es immer im Verbund mit anderen Sicherungsmaßnahmen eingesetzt werden sollte. Eine einfache, günstige und sinnvolle Ergänzung zu jedem Deichselschloss ist der sogenannte Safety-Ball. Grund: Bei den meisten Schlössern bleibt die Kugelpfanne frei.
Mit einer auf deutliches Untermaß abgeschliffenen Kupplungskugel, ein gängiger Trick von Profidieben, um den Caravan sachte in ein Versteck zu ziehen, wo dann das Schloss geknackt wird, gelingt das Ankuppeln daher trotz aufgesetztem Deichselschloss. Um das zu verhindern, wird der Safety-Ball vor dem Anbringen des Schlosses in die Kupplung eingespannt, die er blockiert. Bei den Einhebel-Kupplungen von Winterhoff und Knott wird er unbedingt gebraucht, damit sich die Kupplungen schließen.
Das günstigste Schloss im Test ähnelt dem Safety-Ball. Landläufig als "Ei des Kolumbus" bezeichnet, ist es eine aufspreizbare Kugel, die das Kupplungsmaul von innen blockiert. Nachteilig ist dabei, dass die Anwendung fummelig ist und nicht ohne schmutzige Finger durch den Bremsstaub der Antischlingerkupplung gelingt. Ist das Ei des Kolumbus im Kupplungsmaul, wird der drehend gelagerte Schließzylinder entnommen und der Spreizmechanismus mit dem beiliegenden Inbusschlüssel bedient.
Anschließend blockiert der wiedereingesetzte Schließzylinder den Zugang zum Mechanismus. Von der Sicherheit dieser simplen Lösung zeigt sich der Fachmann positiv überrascht: "Durch den drehend gelagerten Schließzylinder ist es kaum möglich, das Schloss aufzudrehen oder aufzubohren. Im montierten Zustand müsste der Dieb ja liegend und über Kopf arbeiten." Nachteilig ist allerdings, dass diese Variante keinen der Bolzen zwischen Kupplung und Deichselrohr schützt. Ist der Dieb vorbereitet, könnte er die ganze Zugvorrichtung lösen und kurzerhand gegen eine mitgebrachte austauschen.
Die CARAVANING-Testwertung
In die Handling-Wertung fließen neben dem Gewicht des Schlosses auch der Montageaufwand ein. Absolut simpel lassen sich die Alko-Varianten abgesehen vom Premium installieren. Das Premium ist mit 4,9 kg mit das schwerste Modell im Test. Ähnlich einfach gelingt die Montage der Knott- und Winderhoff-Modelle. Beim Saracen Gullwing muss vorab eine Adapterplatte mit drei Schräubchen montiert werden und beim Ultra müssen die Schalen fluchten, damit sich der abschließbare Bolzen durchführen lässt. Mit Abstand am aufwendigsten ist die Montage vom Ei des Kolumbus. Wer clever ist, entnimmt den Schließzylinder schon vor dem Einspannen. Das Verspannen erfolgt dann quasi blind, weil kopfüber mit dem Inbusschlüssel.
Ein strittiges Thema ist die Deichselschlossnutzung während der Fahrt. Einige Modelle lassen dies zu, nähren damit aber Zweifel, ob sich der Caravan im Notfall noch schnell genug abkuppeln lässt. Wer auf Nummer sichergehen will, montiert es daher lieber kurz bei Pausen, statt es während der Fahrt zu nutzen.
Kurz-Interview mit dem Sicherheits-Experten
CARAVANING hat nachgefragt bei Özkan Erdem, Firmeninhaber und Techniker bei EST Esslinger Sicherheitstechnik.
Was ist Ihrer Meinung nach der Schwachpunkt der meisten Deichselschlösser?Wenn Sie sich in einen Kriminellen hineinversetzen. Wie würden Sie ein Deichselschloss knacken?Bei vielen der getesteten Schlösser ist es der Schließkern. Einige der günstigen Schlösser werden auch an Briefkästen eingesetzt, die ja bekanntlich keinen allzuhohen Sicherheitsstandard haben. Anders sieht es mit den Tubular-Schlössern aus. Sie sind wirklich ein Highlight. Es gibt zwar spezielle Tubularfräser, aber die Art des Schlosses gehört dennoch zu den sichersten Varianten am Markt.
Wie würden Sie Ihren eigenen Caravan sichern?Vor allem schnell und ohne Rücksicht auf materielle Verluste. Das Deichselschloss ist ohne den passenden Schlüssel ja ohnehin wertlos für einen Kriminellen.
Haben Sie noch einen abschließenden Tipp für die CARAVANING-Leser?Deichselschlösser mit Tubular-Schloss sind meine Favoriten. Allerdings nicht allein. Bei jedem Diebstahlversuch geht es um Zeit, daher würde ich verschiedene Hürden kombinieren und beispielsweise zusätzlich eine Radkralle verwenden. Ergänzend würde ich eine Alarmanlage von Ajax verbauen, die mich im Notfall über mein Handy kontaktiert und im besten Fall in der Lage ist, direkt ein Foto des Einbrechers mitzuschicken.
Den habe ich tatsächlich, denn oftmals werden Schlösser mit klassischem WD40 gepflegt. Das macht die Schließzylinder aber auf Dauer kaputt, da der lösende, feuchtigkeitsverdrängende Film auch die Schmierung angreift. Für Schlösser gibt es daher vomWD40-Hersteller ein eigenes Schließzylinderspray.