Fahrverbote in Österreich für Urlauber
Österreich macht dicht: Seit vergangener Woche gelten samstags und sonntags Fahrverbote für Landstraßen in Tirol, die beliebte Mautumfahrung-Strecken sind.
Österreich ist nicht nur ein beliebtes Urlaubsland sondern für viele, die Richtung Süden wollen, ein Transitland. Daher kommt es im Sommer und zu Ferienzeiten häufig zu Staus. Diese betreffen mitterweile nicht nur die mautpflichtigen Autobahnen, sondern auch Umfahrungsstrecken abseits der Inntal- und Brennerautobahn.
Fahrverbot auf Maut-Ausweichstrecken an Wochenenden
Als Gegenmaßnahme führte Österreich am vergangenen Donnerstag, 20.6.2019, ein Fahrverbot ein, das bis Mitte September an allen Wochenenden gilt. Jeden Samstag ab 7 Uhr bis Sonntag um 19 Uhr dürfen Durchreisende an den Autobahnausfahrten zwischen Hall in Tirol./span> und Zirl auf der Inntalautobahn A12 nicht mehr abfahren. Nur Anwohner und Touristen, deren Ziel in Innsbruck oder im Umland liegt, werden von den Wochenendfahrverboten ausgeschlossen. Dasselbe gilt auch für die Strecke zwischen Gries und Patsch auf der Brennerautobahn A13. Außerdem sind viele weitere Landstraßen für den Durchreiseverkehr gesperrt. Große Ausnahme: Die Bundesstraße B182 am Brenner ist mit keinem Fahrverbot belegt.
+++ Update: Weitere Sperrungen +++
Ab dem 6. Juli weitet die Tirol.r Landesregierung die Fahrverbote rund um Kufstein und Reutte aus. Außerdem gibt es verschiedene Dosierampeln, die für ein gemäßigtes Verkehrsaufkommen sorgen sollen.
Reutte: Fahrverbote gelten für den Durchzugsverkehr bei Abfahrten Reutte Nord und Vils.
Kufstein: Hier gilt eine Kombination aus Fahrverbot und Verkehrsdosierung, d.h. pro Stunde darf nur eine bestimmte Anzahl von Fahrzeugen auf bestimmten Straßen fahren.
Kirchbichl: Von Richtung Innsbruck ist die Ausfahrt Kirchbichl gesperrt (Kreisverkehr MPreis L 211 Unterinntalstraße Fahrtrichtung Kufstein) und die Gemeindestraße zum Krankenhaus beim Kreisverkehr Kufstein Süd.
Dosierampeln an Bundesstraßen:
- Dosierampel auf der B 171 Tiroler Straße für Verkehr aus Richtung Kirchbichl kommend in Fahrtrichtung Norden/Kufstein beim Kreisverkehr Inntaler
- Dosierampel auf der B 171 Tiroler Straße bei Kilometer 1,44 für den Verkehr aus Richtung Deutschland
- Zwei Dosierampeln auf der B 172 Walchseestraße bei Niederndorf und bei Walchseestraße werden bei Bedarf aktiviert
- Dosierampel auf der B 175 Wildbichlerstraße für den aus Richtung Kufstein kommenden Verkehr in Fahrtrichtung Ebbs-Niederndorf.
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Die Fahrverbote werden laut der Verkehrsabteilung der Tirol.r Landesregierung von der Polizei überwacht. Mehr als 100 Autofahrer sollen deshalb am vergangenen Wochenende (22./23.6.2019) bereits zurück auf die Autobahn geschickt worden sein. Grundsätzlich werden Fahrer zu Beginn der Fahrverbote zurück auf die Autobahn geschickt, ein Bußgeld wird hier noch nicht fällig. Wenn ein Fahrer allerdings das Fahrverbot missachtet – „weil zu diesem Zeitpunkt zufällig keine Polizeistreife vor Ort ist und er dann im Fahrverbot von der Polizei angehalten wird, so kann eine Anzeige erfolgen und ein Bußgeld in der Höhe von bis zu 60 Euro von der Behörde verhängt werden.“, so die Info aus der Verkehrsabteilung Tirol.
Das Verbot gilt für Pkw, Wohnmobile, Lkw und Motorräder. Laut Tirol.r Landesregierung haben Navigationssystem-Betreiber Daten über die Sperrungen bekommen, damit die Navis keine Ausweichrouten mehr bei Stau vorschlagen. Die österreichische Autobahn-Gesellschaft Asfinag informiert auf den elektronischen Anzeigetafeln entlang der Autobahn zu den Sperrungen.
Reaktionen auf die Sperrungen in Tirol./strong>
In Bayern protestierte die Landesregierung umgehend gegen diese Maßnahme, da das Verhalten europarechtswidrig sei, sagte der bayrische Ministerpräsident Söder dem Münchner Merkur. Das deutsche Bundesverkehrsministerium ist dabei eine Klage gegen Österreich vorzubereiten. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer verurteilt die Maßnahme als „zutiefst diskriminierend“, so Tagesschau, vor allem im Hinblick auf die österreichische Klage gegenüber den Plänen zur Maut auf deutschen Autobahnen.
In Österreich hingegen gilt schon seit 1997 Mautpflicht auf den Autobahnen für alle Pkw. Fahrzeuge bis 3,5-Tonnen maximales Gesamtgewicht zahlen für eine 10-Tagesvignette 9,20 Euro. Seit 2004 müssen auch Lkw Straßennutzungsgebühren bezahlen. Alle Fahrzeuge über 3,5 Tonnen Gesamtgewicht, auch Reisemobile, müssen eine GoBox oder eine ähnliches technisches Gerät an Bord haben, um die Maut via elektrischem Pre- oder Post-Pay-Verfahren zu entrichten.
Tirols Landeshauptbmann Günther Platter verteidigt das Fahrverbot gegenüber der österreichischen Nachrichtenagentur APA jedoch als EU-rechtlich gedeckt: „Wir haben diese Maßnahmen nicht aus Jux und Tollerei verhängt, es sind vielmehr Notmaßnahmen, um die Verkehrs- und Versorgungssicherheit in unserem Land zu gewährleisten.“
Das Thema Stau ist schon lange ein Thema zwischen Bayern und Tirol. Deutschland kontrolliert an der Grenze bei Kiefersfelden und schafft so Staus auf österreichischer Seite, Österreich wiederum hält mit Lkw-Blockabfertigungen den Verkehr auf bayrischer Seite auf.