Günstiger Einsteiger-Campingbus im frischen Look

Mit der neuen Van-Baureihe im frischen Design steigt Forster in die Riege der Vollsortimenter auf. Kurz nach der Premiere stellt der Van sich dem Supercheck. Was kann der günstige Kasten?
Die Marke Forster ist noch jung und wächst seit der Einführung 2014 beständig. Neben Teilintegrierten, Alkoven und Integrierten fehlte nur noch ein ausgebauter Kastenwagen, um zum Vollsortimenter zu werden. Auf dem Caravan Salon wurde er gerade präsentiert und schon fährt das erste Modell zum Supercheck vor. Als Forster V 599 HB tritt der erste Van des Hauses an, um seine Qualitäten zu beweisen. Die Grundzutaten stimmen. Ein günstiger Einstiegspreis gepaart mit einem frischen Innen-Design und einer guten Basisausstattung machen den V 599 HB zu einem interessanten Angebot.
Der Van läuft im Trigano-Werk in Italien vom Band, wo auch seine Konzernbrüder von Challenger, Chausson, Roller Team und Karmann produziert werden. Der Campingbus mit dem beliebten Querbett-Grundriss ist im Supercheck im doppelten Sinne eine exklusive Premiere. Nicht nur der Forster-Van ist neu, es ist auch der erste Ducato mit dem neuen Euro-6d-Temp-Motor, der sich dem Supercheck stellt. Und beide – Fahrzeug und Motor – sorgen für Überraschungen. So ist der V 599 HB eines der wenigen Fahrzeuge, die bei der promobil-Gewichtsmessung sogar unter der Werksangabe liegen. Bei den Fahrleistungen und beim Verbrauch kann der 120-PS-Basismotor mit guten Werten überzeugen.
Wohnen
Der Forster Van überrascht mit einem sehr luftigen Raumgefühl. Das liegt auch an den hellen Möbeln, aber hauptverantwortlich für diesen Eindruck ist das fehlende Staufach über dem Fahrerhaus. Hier thront zwar kein – wie in vielen 2020er Campingbussen – großes Panoramafenster, sondern eine helle Verschalung mit einer Ablage und zwei Stautaschen, der Effekt ist aber ähnlich. Nichts stört beim Gang vom Fahrerhaus nach hinten. Dreht man die Sitze, finden zwei Personen bequem Platz an der Halbdinette. Die in einem Paket enthaltene Tischverbreiterung verlängert diesen auf knapp 1,35 Meter. So können vier Leute Platz nehmen, wobei es auf der Bank dann etwas kuschelig wird. Auf dieser sitzt man recht aufrecht und der neue Kunstlederbezug ist noch sehr rutschig. Das Bad ragt weit in den Innenraum hinein. So bleibt nur ein gut 40 Zentimeter schmaler Durchgang nach hinten frei.
Der Küchenblock hält drei breite Schubladen für Kochgeschirr und Lebensmittel bereit. Die Auszüge sind allerdings nicht sehr tief, so dass Pfannen und Töpfe mit großem Durchmesser nicht hineinpassen. Bei einem Campingbus ist das aber eher unproblematisch, da auf dem klassenüblichen Zwei-Flamm-Kocher sowieso keine sehr großen Kochgeräte Platz finden. Der Kocher wird piezoelektrisch gezündet und ist leicht zu reinigen, denn es besteht eine direkte Verbindung zum daneben liegenden Spülbecken. Das Becken ist zwar nicht besonders tief, aber unter den kippbaren Wasserhahn passen dennoch hohe Töpfe. Die Arbeitsfläche erweitert ein klappbares Brettchen. Der Absorberkühlschrank fasst 80 Liter und hat ein kleines, fünf Liter großes Gefrierfach. Für große Eisvorräte reicht das zwar nicht, aber mit dem Kühlabteil sollten zwei Personen klarkommen.
Das Badezimmer ist für einen Sechs-Meter-Bus eher groß und die Stehhöhe beträgt rund 1,87 Meter. Ein Fenster sorgt für gute Belüftung und ein verschiebbares Waschbecken soll die Nutzung des Sanitärabteils komfortabel gestalten. Das gelingt allerdings nur halbwegs. Beim Zähneputzen hat man genug Raum, um das Pflegeritual auch bei geschlossener Badtür zu absolvieren. Das gilt auch grundsätzlich für die Benutzung der Toilette. Selbst große Camper finden einen bequemen Platz. Hier stört aber das Waschbecken, egal in welcher Stellung. Ganz links verdeckt es den Spülknopf und erschwert die Benutzung des Klorollenhalters. Schiebt man das Becken nach rechts, klemmt das Bein darunter. Auch die Dusche verlangt Komfortkompromisse. Sie ist schmal und ohne Vorhangberührung kaum zu nutzen. Den Duschkopf muss man quer durch das Bad bis zur Halterung ziehen. So wird der Vorhang durch den Schlauch an den Körper gedrückt.
Das Bett gefällt dagegen wieder mit fast schon üppiger Breite. 1,49 Meter reichen für komfortablen Schlaf zu zweit. Die dreigeteilte Matratze liegt, bis auf das schmale Fußteil, auf Lattenrosten und ist sehr bequem. Man sollte sich aber maßgeschneiderte Bezüge besorgen, da unter der linken Teilmatratze ein Stauschrank ist, an den man bei einem Komplettbettbezug nur schwer herankommt. Mit einer Matratzenlänge von 1,84 Meter und noch etwas Luft zur Karosserie können Camper bis 1,90 gerade noch bequem nächtigen.
Beladen
Für eine Überraschung sorgt der Forster Van auf der Waage. Denn mit einem gemessenen promobil-Leergewicht von 2835 liegt der V 599 HB sogar 30 Kilogramm unter der Werksangabe in fahrbereitem Zustand. Somit kann man auch mit dem serienmäßigen 3,3-Tonnen-Fahrgestell auskommen. Einzig die Vorderachszuladung fällt dürftig aus, was sich aber mit beladenem Heckstauraum wieder etwas bessern sollte. Ganz sicher fährt man, wenn man das optionale Maxi-Chassis für 990 Euro bestellt. Dann sind neben einem 3,5-Tonnen-zGG auch die möglichen Achslasten höher. Ein 35-L-Chassis sucht man in der Aufpreisliste allerdings vergeblich.
Die guten Gewichtsreserven kann man in zahlreichen Staumöglichkeiten nutzen. Allen voran lädt der Heckstauraum zum Beladen ein. Da sich auf der rechten Seite nur der Wassertank an den hinteren Radlauf schmiegt, bleibt ein breiter, gut nutzbarer Stauraum übrig. Der Mittelteil des Betts lässt sich einfach hochklappen und an der Decke fixieren. So können sperrige Gegenstände mit auf die Reise. In insgesamt sechs Hängeschränken, einem Unterschrank und einem kleinen Kleiderschrank findet das Gepäck von zwei Campern ausreichend Platz. Der Kleiderschrank unter dem Kühlschrank ist allerdings etwas unkomfortabel zu bestücken und recht niedrig.
Technik
Die wichtigsten Technik-Neuheiten stammen von Fiat. Die Euro-6d-Temp-Motoren kommen jetzt mit einem 19-Liter-Ad-Blue-Tank zur Abgasreinigung vom Band. Der benötigte Platz für die Abgasbehandlungskomponenten geht auf Kosten des Dieseltanks. 75 Liter beträgt die Standardgröße jetzt nur noch, was bei unserem Testverbrauch für über 800 Kilometer Reichweite genügt. Die 90-Liter-Variante kostet 190 Euro Aufpreis. Den 120-Liter-Tank gibt es dagegen gar nicht mehr.
In der kalten Jahreszeit sorgt eine Isolierung aus PE für eine gute Dämmung und eine Truma-Combi-4-D-Dieselheizung für warme Luft. Diese strömt durch neun Ausströmer in den Innenraum. Andere Campingbusse dieser Klasse heizen nur mit fünf oder sechs Luftöffnungen. Optional, für 690 Euro, kann der 90 Liter fassende Abwassertank isoliert und beheizt werden. Die Entleerung des Grauwassers ist nicht optimal gelöst. Der Ventilschieber liegt weit unter dem Fahrzeug und man kommt kaum heran, ohne sich mit dem Knie auf dem Boden abzustützen. Dazu ist der Auslass ebenfalls in der Mitte, was das Entsorgen an vielen Stellplätzen ohne überfahrbaren Bodeneinlass erschwert.
Deutlich komfortabler geht das Frischwasserbunkern von der Hand. Der Einfüllstutzen hinter dem rechten Hinterrad mündet in ein kurzes, gerades Schlauchstück. Hier kann das Wasser auch mit hohem Druck eingefüllt werden, da es sofort in den 100-Liter-Tank fließt und nicht aus dem Einfüllstutzen zurückschwallt. Aber auch bei diesem Tank erfordert das Entleeren Geduld, denn das erfolgt, durch ein Ventil unter dem Kleiderschrank geregelt, über einen Schlauch mit sehr kleinem Durchmesser. Serienmäßig versorgt eine Druckpumpe die Armaturen mit Wasser. Die Pumpe ist ebenfalls unter dem Kleiderschrank montiert und arbeitet erfreulich geräuscharm. Auch bei mehreren geöffneten Wasserhähnen liefert die Pumpe ausreichenden Wasserdruck.
Die Heizung, der Frostwächter und die 80-Ah-Blei-Gel-Aufbaubatterie befinden sich gut erreichbar im Sitzkasten der Rückbank. Hier finden sich unverständlicherweise auch die Gasabsperrventile für Kocher und Kühlschrank. Sie sind versteckt zwischen den Heizungsrohren kaum zu sehen und schlecht zu bedienen. Eine Platzierung im Küchenblock wäre praktischer. Vorbildlich gelöst ist die Abdichtung des Toilettenschachts. Hier kann im Falle des Falles keine Flüssigkeit in das Fahrzeug geraten und die Holzkanten sind mit einer Silikonschicht geschützt.
Lichtcheck
Die Ausleuchtung am Tisch mit im Schnitt 212 Lux ist gut. Der Maximalwert von 265 könnte zum Lesen aber noch besser sein. Nur durchschnittliche Werte in der Küche. Mit 150 Lux nur die Hälfte der geforderten 300 Lux für einen Küchenarbeitsplatz. 362 Lux am Spiegel reichen im Badezimmer voll und ganz aus. Im schummrigen Heck sind die Lesespots mit 126 Lux zu dunkel.
Fahren
Was kann der Einstiegsmotor wirklich? Das war die spannende Frage im ersten Supercheck mit dem 120-PS-Ducato. Die Messwerte geben eine deutliche Antwort. Er kann viel, der Basisdiesel. Die Beschleunigungswerte sind sehr gut. Sogar besser als von manchen 150-PS-Euro-6b-Diesel – allerdings in aufgebauten Mobilen – der letzten Superchecks. Der Verbrauch von 9,1 Liter auf 100 Kilometer liegt ebenfalls im unteren Bereich und auch der Bremsweg fällt mit 45,6 Metern niedrig aus. Das Basisfahrzeug funktioniert also tadellos. Mal sehen, ob wir hier ein Modell mit guter Streuung nach oben erwischt haben oder ob sich die Werte in den nächsten Tests manifestieren.
Der Forster ist mit dem 990 Euro teuren Fahrassistenz-Paket ausgerüstet, was auch den Notbremsassistenten beinhaltet. Dieser warnt mit einem Piepston vor einer drohenden Kollision, bremst, falls vom Fahrer keine Reaktion folgt, selbstständig ab und versucht, einen Unfall zu vermeiden. Ein absolut sinnvolles Sicherheitssystem, im Testwagen ertönte die akustische Warnung aber oft schon nervig früh. Der Ausbau hält sich während der Fahrt mit Geräuschen weitestgehend zurück. Ein leises metallisches Klappern aus Richtung der Schiebetür – wahrscheinlich vom Rollokasten – ist das einzige wirklich störende Geräusch im Testmobil. Auch das Gepäckfangnetz vom Heckstauraum macht sich ab und an akustisch bemerkbar.
Preise
Auch in der neuen Ducato-Generation muss für vieles Extra bezahlt werden. Wichtige Sicherheitsausstattungen und praktische Details packt Forster in vier Pakete, von denen zumindest eines als Pflichtoption gesehen werden muss. Denn im 690 Euro teuren Sicherheitskomfortpaket steckt auch der Beifahrer-Airbag. Aber auch die anderen drei Pakete beinhalten sinnvolle Extras. De facto wird wohl kaum ein Forster Van ohne diese vier Pakete das Werk verlassen. Mit ein paar weiteren Kreuzchen kommt man dann auf den Testwagenpreis von gut 44.000 Euro.
Grundpreis: 38.350 Euro(Fiat Ducato 33L, Motor 89 kW/120 PS) mit TÜV und Zulassungsbescheinigung II Testwagenpreis: 44.280 Euro
Das fiel uns auf
(+) Der Toilettenschacht ist sehr gut abgedichtet und die Entnahme der Kassette klappt problemlos.(+) Insgesamt neun Ausströmer versorgen den Innenraum mit warmer Heizungsluft.(+) An den gut einstellbaren Bettenleuchten befindet sich je eine USB-Steckdose integriert.(+)(-) Die Faltverdunkelung zieht man von unten nach oben. Allerdings schließt sie nicht bündig.(-) Unpraktisch: Der Abwasserauslass und der Ventilschieber sind mittig unter dem Mobil.(-) Suchspiel: Die Gas-Absperrventile sind in der Sitztruhe unter einem Heizungsrohr.
Nachgefragt
Jens Heinrichs, Marketingmanager bei Forster, nimmt Stellung ...
... zur Bedeutung des Vans in der Modellpalette: Der Forster Van wendet sich vor allem an Einsteiger und junge Interessenten. Für diese Zielgruppe besteht im preissensiblen Marktsegment ein erhebliches Potential, so dass wir davon ausgehen, dass die Vans in kurzer Zeit zu einem wichtigen Bestandteil des Forster Modellprogramms werden.
... zum Angebot eines Skyroof: Aktuell beschäftigen wir uns bei Forster nicht mit dem Thema, um das attraktive Preisniveau zu sichern, aber auch um die Sonderausstattungsliste nicht zu lang werden zu lassen. Auch die Konfiguration eines Forster Van soll immer einfach sein.
... zur versteckten Lage der Gasabsperrhähne: Wirhaben das zur Überprüfung an die Entwicklungsabteilung weitergeleitet.
...zur erwarteten Lieferzeit: Die ersten Forster gehen im September an den Handel. Für individuell konfigurierte Fahrzeuge rechnen wir mit rund drei Monaten Lieferzeit.
Konkurrenten
Adria Twin Axess 600 SP Grundpreis: 39.399 Euro Basisfahrzeug: Citroën Jumper, 89 kW/120 PS Länge/Breite/Höhe: 5998/2050/2580 mm Leer-/zul. Gesamtgewicht: 2685/3300 kg(+) Beifahrer-Airbag serienmäßig, Klimaanlage Fahrerhaus Serie, gute Grundausstattung (-) Höherer Grundpreis, 3,5 T zGG erst ab 140 PS
Roadcar R 600 Grundpreis: 34.999 Euro Basisfahrzeuge: Ducato oder Jumper, 89 kW/120 PS Länge/Breite/Höhe: 5990/2050/2580 mm Leer-/zul. Gesamtgewicht: 2650/3300 kg(+) Sehr großes Bett, günstger Einstiegspreis, günstige Auflastungsoptionen (-) Kleiner Kühlschrank, Beifahrer-Airbag nicht Serie.
Sunlight Cliff 600 Grundpreis: 35.999 Euro Basisfahrzeug: Fiat Ducato, 89 kW/120 PS Länge/Breite/Höhe: 5990/2050/2650 mm Leer-/zul. Gesamtgewicht: 2665/3300 kg(+) Sehr großes Bett, großer Kühlschrank, günstige Auflastungsoptionen (-) Beifahrer-Airbag nicht serienmäßig
Grundinformationen Forster V 599 HB
Gurte/Schlafplätze: 4/2 Zul. Gesamtgewicht: 3300 kg Länge/Breite/Höhe: 5,99/2,05/2,61 m Grundpreis ab: 37.900 Euro
Die Baureihe Forster Van
Preise: 36.300-39.900 Euro Basis: Fiat Ducato Länge: 5,41-6,36 m Weitere Modelle: 3 Charakter: Die neue Baureihe gibt es zur Markteinführung mit vier Grundrissen. Grundpreise zwischen gut 36.000 und knapp 40.000 Euro machen den Forster Van auch für Einsteiger interessant. Alle gängigen Längen von 5,41 bis 6,36 Meter sind im Angebot. Drei Varianten mit Querdoppelbett und eine mit Längseinzelbetten stehen zur Wahl. Allen gemeinsam: eine gute Grundausstattung mit praktischen Details. Nur der lange V 636 EB kommt serienmäßig als 3,5-Tonner zu den Kunden, die anderen Längen müssen mit 3,3 Tonnen auskommen.