14 Tage Toskana mit dem Chausson 640

Nahe Siena finden wir einen Agriturismo, der Stellplätze in seinem Olivenhain anbietet. Strom, Wasser, Aussicht – alles, was das Herz begehrt.
promobil-Volontärin Samira Matschinsky war mit Partner Marvin und Dauertester Titus Titanium zwei Wochen unterwegs. Kann Titus seinen Titel als Pärchen-Versteher verteidigen?
Wer es eilig hat, geht langsam. "Chi ha fretta vada adagio" sagen die Italiener. Ganz nach diesem Motto und ohne Plan ging es mit Titus Titanium, dem Dauertester Chausson 640 Titanium Ultimate, nach der Arbeit los. Ein paar letzte Sachen ins Auto und ab die Post. 14 Tage Toskana stehen uns bevor.
Gleich zu Beginn dann das altbekannte Problem: Der Kühlschrank weigert sich auf der Fahrt über die Bordbatterie zu laufen. Fehlerquelle für uns unauffindbar. Da Crash-Control nicht vorhanden ist, kann er während der Fahrt nicht mit Gas betrieben werden. Einzige Lösung: gut schließen und in der Pause das Gas auf- und vor Abfahrt wieder abdrehen. So hatten wir beide Fälle im Urlaub: einen abgetauten Kühlschrank und eine offene Gasflasche beim Fahren.
Nachts hilft die Notbeleuchtung in den Stufen
Um Mitternacht des ersten Tages fährt Titus auf einen Parkplatz am Lago Maggiore. Ich habe Gliederschmerzen, Schüttelfrost und Halsschmerzen. Marvin, mein Lebensgefährte, hat mich pünktlich zum Urlaub mit seinem Männer-Schnupfen infiziert. Entsprechend unruhig verbringen wir die erste Nacht. Doch dank der Notbeleuchtung des Chausson kann ich mich nachts gut im Wohnraum orientieren, finde unsere Reiseapotheke und die Toilette problemlos, ohne Marvin zu wecken. Gelegentlich vorbeifahrende Autos und das Rauschen der Brandung lullen mich schließlich in den Schlaf.
Die Sitzgruppe ist für Zwei mehr als ausreichend. Das Aufräumen am nächsten Morgen geht schnell. Die Decke kann auf dem Hubbett verbleiben und unsere Kissen verschwinden in dem überdimensionalen Kleiderschrank im Heck. Bett hoch, Tisch hoch, dann Kaffee machen. Für mich Tee.
Die Fahrerhaussitze drehen wir nach dem ersten Mal nicht mehr. Zu umständlich und wir brauchen sie im Wohn-Layout nicht.
Küche: geräumig, aber nicht sehr familientauglich
In der Küche wird immer wieder gekocht, trotz Grill und Pizzaofen im Gepäck. Denn bei gutem Wetter sollte man das Wohlwollen der anderen nicht überstrapazieren, wenn man hauptsächlich frei steht. Schon beim Kochen für zwei Personen bekomme ich dabei immer wieder Platzprobleme auf dem Herd. Zum Glück kann man die Küche an der rechten Seite noch circa 40 cm erweitern und so wird die fertige Tomatensoße zur Seite gestellt und die vegetarischen Frikadellen angebraten, während das Nudelwasser im großen Topf vor sich hin kocht. Reinigung und Bedienung haben uns zu 100% zufriedengestellt.
Besonders gefällt uns das große Raumbad im Heck. Wer gerne und oft frei steht, braucht gelegentlich eine Dusche und noch viel häufiger eine Toilette. Wir haben in diesem Urlaub sehr zu schätzen gelernt, dass wir dabei genug Raum hatten, sich zurückzuziehen und trotzdem auch beides gleichzeitig nutzbar ist.
Lob und Kritik: Der Boiler erwärmt das Wasser schnell und effizient und der heißen Dusche nach dem Bad im See steht nichts mehr im Weg. Vorstellbar ist allerdings, dass die Holzabdeckung in der Dusche die ständige Feuchtigkeit auf Dauer nicht gut mitmacht und das Herausnehmen der selbigen ist ein kleiner Act. Auch die Abflüsse verstopfen schnell und Sand und Staub sammeln sich in der Duschwanne.
Außerdem führt uns die Toilettenkassette ordentlich an der Nase herum. Nach zwei Tagen Benutzung leuchtet ein Lämpchen rot auf. Es kommt die Vermutung auf, dass es etwas mit dem Füllstand zu tun haben könnte. Da wir nicht wissen, wie viel Zeit uns noch bleibt, bedeutet das den unfreiwilligen Aufbruch von unserem schönen Parkplatz am Lago Maggiore nach Luino, wo die nächste Service-Station liegt. Hiernach schauen wir regelmäßige durch die Öffnung, um den Füllstand abzuschätzen und halten bei jeder verfügbaren Entsorgungsstation an.
Auch die Frischwassertankanzeige kennt nur Füllstände von 20 und 100 Prozent. Nach dem Erlebnis mit der Kassettentoilette beobachten wir den Abwassertank ebenfalls stets mit Argwohn.
Die Stauräume könnten besser aufgeteilt sein
Insgesamt sind wir von der Menge an Stauraum beeindruckt. Sowohl die Stauräume im Wohnmobil als auch der große Heckstauraum könnten allerdings besser aufgeteilt sein. Stühle, Tisch, Campingküche und Grills liegen übereinander und sind nur dank der Schutzhüllen frei von Kratzern geblieben. Die Regalbretter auf Seite der hohen Garagentür sind wiederum schlecht erreichbar und ständig fallen einem beim Öffnen Dinge entgegen. Im Privatbesitz können individuelle Konstruktionen zumindest das erste Problem beheben.
Im Innenraum sind es die großen und vor allem tiefen Küchenschränke, die uns beim Packen auf die Probe stellen. Einige der Regalbretter reichen nicht einmal bis vor an die Tür. Bis auf eine einen halben Zentimeter hohe Kante, schützt den Inhalt nichts vor dem Herausrutschen. Selbst wenn das Fach vollgepackt ist, ist die Ladungssicherung also schwierig. Ganz zu schweigen von der Erreichbarkeit der hintersten Gegenstände. Mehr Schubladen oder anders konzipierte Auszüge würden diesen Stauraum optimieren.
Mobile Office nur auf dem Campingplatz
Auf unserer knapp 2.000 km langen Urlaubsreise haben wir mit kleineren Problemen zu kämpfen, wie dem bereits erwähnten Kühlschrank und den Füllstandsanzeigen, doch auch mit einem Reifen, der Luft verliert und einem fehlenden Wechselrichter. Dabei lernen wir, dass man Autoreifen mit einer Fahrradpumpe aufpumpen und ein Handyakku im Flugmodus gute drei Tage halten kann, ist das Handy nachts komplett ausgeschaltet. Trotzdem wäre ein Wechselrichter an Bord doch ganz nett gewesen. Als Mobile-Office jedenfalls eignet sich der Chausson 640 Titanium Ultimate so nur in Campingplatzumgebung mit Landstrom.
Was fiel uns noch auf?
Die Fliegennetze sind zwar ein guter Gedanke, doch kleine Mücken und Fliegen schieben sich vereinzelt durch die Lücken in den Führungsschienen. Vor allem an der Tür sind diese am oberen Ende recht groß.
Die Eintrittsstufen sind recht hoch. Durch die geringe Tiefe der ersten Stufe wird das Eintreten zusätzlich erschwert. Wer gerne barfuß geht, hat mit den Schienen in der schmalen Stufe noch ein schmerzhaftes Problem mehr.
Insgesamt hätten wir uns noch eine Art Schuhfach in der Eintrittsstufe gewünscht. Ständig standen unsere Alltags-Schlappen im Eingangsbereich im Weg.
Sehr gefreut haben wir uns über die tolle, indirekte Beleuchtung im Fahrzeug und das praktische Licht in der Heckgarage. Gefehlt hat eigentlich nur eine Leuchte im Kleiderschrank und die Verteilung der Lichtschalter könnte noch optimiert werden.