Ein Familienmobil mit Potential
Superlight steht unter dem Weinsberg-Schriftzug auf der Seite des Carahome. Doch kann das Alkovenmobil sein Versprechen auch halten? promobil hat’s überprüft und das neue Modell getestet.
Alkovenmobile wie der Weinsberg Carahome 650 DG sind besonders bei Familien beliebt. Kein Wunder, denn die Fahrzeuge mit der markanten Nase über dem Fahrerhaus bieten in der Regel viel Platz und ein großzügiges Raumgefühl. Wer mit zwei, drei oder gar vier Kindern unterwegs sein will, ist in dieser Fahrzeugklasse am besten aufgehoben. Das Problem: Wenn die ganze Familie mit an Bord ist, stoßen Mobile der 3,5-Tonnen-Klasse sehr schnell an ihre Grenzen in Sachen Zuladung.
Der Alkoven von Weinsberg scheint die Lösung für dieses Dilemma zu haben. Laut Hersteller bringt der Carahome 650 DG, der serienmäßig mit sechs Gurtplätzen ausgestattet ist, in der Grundausstattung 2.825 Kilogramm auf die Waage. Bei einem maximalen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen böte das Mobil also 675 Kilogramm Zuladung, was sich auch für größere Familien ganz passabel anhört.
Möglich machen sollen diese Zuladungsreserve unter anderem die Möbel in Leichtbauweise. Dass diese Technik auch ihre Tücken hat, zeigt sich am Testfahrzeug an einem Hängeschrank, bei dem der Aufsteller bereits aus der Frontklappe gebrochen war. Abgesehen von diesem Malheur weiß die Möblierung des Carahome 650 DG in Sachen Optik und Handhabung aber zu gefallen.
Bis zu sechs Schlafplätze
Die Schlafgelegenheiten im Alkoven und im Heck sind bequem. Das hintere Querbett mit seiner Länge von über zwei Metern bietet auch für groß gewachsene Personen genug Platz. In der Schlafhöhle im Alkoven, die meist für die Kinder reserviert ist, wartet eine nette Lampe in Smiley-Optik, die allerdings nicht besonders hell leuchtet. Eine richtige Leseleuchte gibt’s hier nicht.
Dagegen lässt sich der Alkoven optional als hochklappbare Version bestellen – das kann so manche schmerzhafte Kopfberührung beim Durchstieg ins Fahrerhaus verhindern. Sollen mehr als vier Personen im Carahome nächtigen, kann die Sitzgruppe am Abend zum provisorischen Bett umgebaut werden. Dieses ist aber weder groß noch besonders bequem und kann somit nur als Notbett für Kinder herhalten.
Tagsüber bietet die Dinette komfortable Sitzmöglichkeiten und genug Platz für vier Personen. Wollen größere Familien zusammensitzen, etwa zum Essen oder gemeinsamen Spielen, können die beiden Querbänke mit kurzen Auszügen und kleinen Zusatzpolstern noch verbreitert werden, aber für sechs ist es trotzdem eng. Vielleicht sind ein, zwei Klapphocker, die man in den Gang stellt, dafür die bessere Wahl.
Viele Staumöglichkeiten
In der Küche fallen vor allem zwei Dinge positiv auf. Zum einen der mit 177 Litern sehr große Kühlschrank, der von einem separaten Gefrierfach mit 35 Litern ergänzt wird. Und zum anderen die zahlreichen Staumöglichkeiten in Form von Schubladen und Schränken. Der dreiflammige Gasherd mit elektrischer Zündung sollte etwas großflächiger dimensioniert sein, damit auch der große Familien-Spaghetti-Topf darauf Platz findet. Das runde Spülbecken ist dagegen breit und tief genug. Da die Arbeitsfläche auf der Küchenzeile relativ knapp ist, wäre eine Erweiterungsplatte am Ende sehr hilfreich.
Der Sanitärraum bietet ausreichend Platz zum Duschen, die Abtrennung zum Rest des Bades erfolgt allerdings serienmäßig per Vorhang, eine feste Abtrennung gibt es nur gegen Aufpreis. Beim Gang auf die Toilette steht dank schwenkbarer Schüssel genug Beinfreiheit zur Verfügung. Das Bad stellt recht viele Staumöglichkeiten zur Verfügung. Die meisten davon sind zwar offene Ablagen, dank hoher Rüttelkanten fällt aber auch während der Fahrt nichts heraus.
Zusätzlich gibt es einen Hängeschrank, der über die volle Breite des Sanitärraums geht. Kritikpunkte: Das Waschbecken ist ziemlich flach, außerdem ist der Lichtschalter unter dem Hängeschrank und damit sehr weit oben platziert – vor allem für Kinder schwierig zu erreichen. Eine 230-Volt-Steckdose sucht man vergeblich.
Gut zugängliche Technik
Abgesehen vom Bad ist die Ausstattung mit Steckdosen im Rest des Ausbaus sehr gut. Sieben 230-Volt-Dosen sind sinnvoll verteilt, dazu kommen drei USB-Ladeanschlüsse und ein 12-Volt-Anschluss. Auch die übrige Bordtechnik kann größtenteils überzeugen. Sowohl Frisch- als auch Abwassertank sitzen unterflur in einem abgesenkten und isolierten Kasten und sind per Bodenluke und Weithalsöffnungen recht gut zugänglich auch für die Reinigung.
Der Zugang zu den beiden Gasflaschen, die im Gasfach nebeneinander stehen, ist problemlos möglich, eine Umschaltanlage inklusive Crashsensor gibt es, wie meist in dieser Preisklasse, nur gegen Aufpreis. Eine sehr praktische Lösung ist das Ver- und Entsorgungsfach auf der linken Fahrzeugaußenseite. Es fasst die Ablassventile für die beiden Wassertanks, den Frostwächter sowie den Landstromanschluss in einem leicht zugänglichen Fach zusammen. Ebenfalls praktisch und intuitiv zu bedienen: das moderne Kontrollbord oberhalb der Aufbautür, das die gesamte Bordtechnik in einem Display abbildet.
Die getestete Version des Carahome 650 DG basiert auf dem Fiat Ducato Multijet mit 160 PS – ein Antrieb, der so leider nicht mehr verfügbar ist. Zum Grundpreis kommt das Alkovenmobil mit 120 PS. Optional gibt es die 140-PS-Version, sehr sinnvoll, will man die Alkovennase einigermaßen flott durch den Wind schieben. Apropos Wind – der serienmäßig eingebaute Seitenwindassistent ist bei der großen Angriffsfläche des Carahome ein gutes Hilfsmittel. Ebenfalls empfehlenswert: das Care-Drive-Paket, unter anderem mit Notbrems- und Spurhalteassistent.
Zuladung und Stauraum
Bleibt noch das zu Beginn angesprochene Thema Zuladung und Stauraum. Von Letzterem hat der Weinsberg reichlich, zum Beispiel im stattlichen Kleiderschrank, einem praktischen Unterschrank unter dem Heckbett, vier großen Hängeschränken und mehreren offenen Ablagen. Auch die Heckgarage ist geräumig.
Das Problem des Weinsberg ist nicht fehlender Raum, sondern die knappen Zuladungsreserven. Das getestete Fahrzeug war mit Optionen ausgestattet, die etwa 155 Kilogramm zusätzlich bringen – darunter eine durchaus verzichtbare Dachklimaanlage mit 29 Kilo, aber auch Standardextras wie eine Markise mit 33 und ein Fahrradträger mit zwölf Kilo. So brachte der Testwagen inklusive gefüllter Kraftstoff- und Wassertanks sowie zweier Gasflaschen 3.125 Kilogramm auf die Waage – Restzuladung 375 Kilo. Beschränkt man sich auf die nötigsten Extras und nutzt den Frischwassertank nur in Fahrstellung (10 L), kann es für zwei Erwachsene und zwei Kinder reichen. Die versprochene "Leichtigkeit des Seins" stellt sich aber nicht ein.
Das fiel uns auf
(+) Die Isofixösen an der Querbank ermöglichen eine sichere Befestigung entsprechender Kindersitze.(+) Im Außenfach sind Stromanschluss, Frostwächter und Ablassventile bedienfreundlich untergebracht.(+) In den 177 Liter fassenden Kühlschrank passt jede Menge rein. Darüber: das 35-Liter-Gefrierfach.
(+)(-) Das Alkovenlicht in Smiley-Optik gefällt den Kleinen. Leider gibt’s darüber hinaus kein Licht.
(-) Problem der Leichtbauweise? Im Testfahrzeug brach bei einem Schrank der Aufsteller heraus.(-) In der Serienversion ist das Alkovenbett nicht hochklappbar und damit eine Gefahr für den Kopf.
Daten und Preise
- Grundpreis: 58.180 Euro
- Länge/Breite/Höhe: 6,99/2,30/3,20 m
- Zul. GesamtgewichT: 3.500 kg
- Gurte/Schlafplätze: 6/4–6
Auf- und Ausbau: Sandwich-Bauweise, Holzverstärkungen, Außenmaterial Wand/Dach/Boden Alu/GfK/Holz, Isoliermaterial Wand/Dach/Boden EPS/EPS/XPS, Wandstärke Wand/Dach/Boden 31/31/50 mm, Innenmaterial Wand/Dach/Boden foliertes Sperrholz/foliertes Sperrholz/PVC, 7 vorgehängte Kunststoff-Isolierfenster, 4 Dachhauben.
Bordtechnik: Gas-Gebläseheizung/Boiler Truma Combi 6, 7 Ausströmer (3 x Sitzgruppe, 2 x Gang, ,1 x Bad, 1 x Garage), Wasseranlage: Frischwasserschläuche, Abwasserrohre, Tauchpumpe.
Basisfahrzeug: Fiat Ducato, Leiterrahmen, Vorderradantrieb, Vierzylinder-Turbodiesel, Hubraum 2184 cm3, Leistung 118 kW/160 PS bei 3600/min, Drehmoment 350 Nm bei 1500/min, manuelles Sechsgang-Schaltgetriebe.
Fahrleistungen: Beschleunigung 0–50/80/100 km/h 6,5/13,0/20,7 s; Elastizität 60–80/100 km/h (4.//5. Gang) 4,9/12,4//6,4/15,5 s, Testverbrauch 12,1 L/100 km.