Mediation: Hokuspokus oder hilfreich?
Immer wieder hört man, dass es Verfahren gibt, mit denen man einen Konflikt im schlimmsten Fall nicht vor Gericht austragen muss. Eines dieser Verfahren ist die Mediation, die aufgrund der begrifflichen Ähnlichkeit zur Meditation oft auch in diese Schublade gesteckt wird. Wir klären deshalb, was es wirklich mit dem Verfahren auf sich hat und ob mit seiner Hilfe Streitigkeiten ohne jahrelangen Gerichtsprozess aus dem Weg geräumt werden können.
Was kennzeichnet die Mediation.
Das Mediation.verfahren wird dadurch gekennzeichnet, dass keine unabhängige dritte Instanz den Streit löst, sondern die Streithähne selbst mit Unterstützung des Mediators eine Lösung für ihren Konflikt entwickeln. Der Mediator sorgt nur für den äußeren Rahmen sowie für die Struktur des Verfahrens. Die Konfliktparteien finden in dem Verfahren wieder einen Weg, um miteinander zu kommunizieren, und sind am Ende bereit eine ganz individuelle Lösung zu finden.
Wer entscheidet bei der Mediation, wer recht hat?
Bei der Mediation spielt es für die Lösung keine Rolle mehr, wer letztlich im Recht bzw. Unrecht ist oder war. Die Mediation arbeitet einen Konflikt auf und zielt auf die eigentlichen Interessen der Streitenden ab. Es geht nicht darum, zu entscheiden, wem welche Position zusteht, sondern die Mediation will herausfinden, warum die Streitenden das wollen, worum sie sich streiten. Plakativ hierfür ist der Streit zweier Schwestern um eine Orange. Es gibt nur eine Orange, die zwei Schwestern unbedingt haben wollen. Ein Richter würde prüfen, welche der beiden Schwestern Eigentümerin der Orange ist und ihr dann die ganze Orange zusprechen. In der Mediation wird hingegen geschaut, wozu beide Schwestern die ganze Orange benötigen. Es stellt sich heraus, dass eine Schwester einen Kuchen backen möchte und hierfür die Schale einer Orange benötigt. Die andere Schwester ist hingegen erkältet und möchte den Saft einer Orange zur Stärkung des Immunsystems trinken. Die Lösung ist nun eine ganz andere…
Welche Vorteile hat eine Mediation.
Die Mediation ist eine Alternative zum klassischen Gerichtsverfahren mit zahlreichen Vorteilen. So führen etwa der interessensorientierte Ansatz der Mediation, die Betrachtung des Konflikts in seiner Gesamtheit und die Tatsache, dass die Streithähne die Lösung selbst erarbeiten und nicht von einem anderen vorgesetzt bekommen, zu einer besonders nachhaltigen und zufriedenstellenden Lösung. Drüber hinaus ist eine Mediation in vielen Fällen deutlich schneller als die Mühlen der Gerichtsbarkeit und oft auch von den Kosten her deutlich günstiger. Die Lösung selbst kann sich an dem gesetzlichen Lösungsweg orientieren, dieser ist aber nicht bindend. Die Streitenden haben beim Abschluss der vertraglichen Lösung ihres Konflikts sehr große Freiheiten und können auch ihren ganz eigenen Weg gehen. Der Konflikt wird zudem nicht öffentlich ausgetragen, sondern kann unter dem Deckmantel größter Verschwiegenheit und Vertraulichkeit gelöst werden.
Wo kann die Mediation eingesetzt werden?
Es gibt zahlreiche Konfliktfelder, in denen die Mediation gute Chancen hat. Hierzu gehören z. B. Bereiche mit viel emotionalem Bezug wie etwa das Familienrecht, Erbrecht oder der Personalbereich. Aber auch bei vielen Wirtschaftsstreitigkeiten, Streit unter Gesellschaftern, einem Täter-Opfer-Ausgleich, Streit wegen Baumängeln oder Ärger mit dem Nachbarn wegen Ruhestörung und zu häufigem Grillen kann eine Mediation versucht werden – vorausgesetzt die Konfliktparteien sind bereit, sich darauf einzulassen.
Streitet sich beispielsweise ein getrenntes Ehepaar um den Hund, geht es für den Richter rein um die Frage, wem der Hund gehört. Hunde sind zwar keine Sachen, werden rechtlich aber dennoch so behandelt. Deshalb lassen sich die Regeln aus Sorge- und Umgangsrecht nicht auf Hunde übertragen – auch wenn der Hund für beide Ehepartner fest zur Familie gehört. Juristisch kommt es deshalb entscheidend darauf an, ob der Hund einem Partner allein gehört oder als Sache zum gemeinsamen Hausrat gerechnet wird. Diese Lösung empfindet mindestens einer der beiden Partner als ungerecht und auch für den Hund gibt es bessere Alternativen. Der Richter muss die Hundefrage jedoch nur klären, wenn im Scheidungsverfahren um den Hund gestritten wird. Die Mediation bietet hingegen die Chance, eine Vereinbarung zu erarbeiten, bei der z. B. beide Partner weiterhin Kontakt mit dem Hund haben können. Dabei kann detailliert geregelt werden, wem der Hund zusteht und welches Umgangsrecht der andere hat.
Rechtlicher Rahmen der Mediation./h4>
Auch wenn die Mediation ein außergerichtliches Konfliktlösungsverfahren ist, ist sie dennoch kein rechtsfreier Raum. Stattdessen spielen bei ihr etliche rechtliche Rahmenbedingungen wie das Mediation.gesetz oder der Mediation.vertrag sowie zahlreiche Ansprüche und juristische Informationen eine große Rolle. Rechtliche Ansprüche, Forderungen und Interessen sind nämlich in der Regel Gegenstand einer Mediation. Wichtig zu wissen ist aber, dass der Mediator trotzdem weder rechtsberatend tätig wird noch sorgt er dafür, dass die Medianten „zu ihrem Recht“ kommen. Die Aufgabe des Mediators beschränkt sich als allparteilicher Vermittler darauf, für das Mediation.verfahren an sich verantwortlich zu sein und die Verhandlung zu strukturieren. Die Verantwortung für juristische Belange liegt dagegen bei den Medianten selbst. Es ist deshalb nicht ungewöhnlich, dass die Medianten sich in der Mediation von einem Anwalt begleiten und beraten lassen oder die Abschlussvereinbarung vor Unterschrift von einem Anwalt rechtlich prüfen lassen.
Fazit
Die Mediation ist zwar für viele Menschen immer noch ein unbekanntes Terrain, dem sie eher skeptisch und ablehnend gegenüberstehen, reiner Hokuspokus ist sie aber nicht. Statt Räucherstäbchen, Qi Gong und „Ommm“ werden bei ihr unterschiedliche Methoden und Techniken der Kommunikation, der Moderation sowie der Konfliktanalyse zur außergerichtlichen Lösung eines Konflikts eingesetzt. Die Mediation ist daher Konfliktlösungsverfahren, das die Chance eröffnet, Konflikte ohne die Einschaltung eines Gerichts zu lösen und Zeit, Geld und Nerven zu sparen.
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