So können Sie mit 40 in Rente gehen

Das deutsche Rentensystem ist vor allem für jüngere Generationen ein unsicheres Pflaster. Werden auch in 30 oder 40 Jahren genug junge Menschen da sein, die in den Rententopf einzahlen, so wie sie es ihr Leben lang getan haben? Die Antwort ist ungewiss.
Deshalb wird die private Vorsorge immer wichtiger. Und nicht nur das: Seit einigen Jahren wird auch das Ziel, in die Frührente mit 35 oder 40 Jahren zu gehen, immer beliebter. Doch warum möchte man eigentlich mit 40 in Rente gehen?
Finanzielle Freiheit
Hinter dem Ziel der Rente mit 40 steckt das Streben nach finanzieller Freiheit. Dabei handelt es sich um die Finanzierung des Lebensstils durch das eigene Vermögen. In Folge ist man nicht nur nicht mehr abhängig von der finanziellen Hilfe der Eltern oder des Staates, sondern auch unabhängig vom eigenen Arbeitsplatz.
Denn auch bei Wegbrechen der Erwerbstätigkeit und allen anderen Einnahmen kann man aufgrund seines Vermögens so weiter leben wie zuvor. Die finanzielle Freiheit könnte beispielsweise mit diesen drei Komplexen erreicht: Geld mit passivem Einkommen verdienen, Geld sparen und Geld rational investieren und damit vermehren.
Vorstufen zur finanziellen Freiheit
Der Weg dorthin ist allerdings durch einige Vorstufen geprägt, wie zum Beispiel die Stufe der finanziellen Sicherheit. Sie bedeutet, dass man sich seinen Lebensunterhalt durch die eigene Arbeitskraft finanzieren kann. Außerdem hat man so viel Geldrücklagen gebildet, dass man bei Ausfall der Einkünfte mindestens ein halbes Jahr von den Rücklagen weiterleben könnte. Rund um das Thema hat sich eine eigene Community gebildet mit Bloggern wie dem "Frugalisten", dem "Finanzwesir" und "Finanziell frei mit 30", die tiefergehende Informationen zum Thema bieten.
"Berserkersparen"
Doch wie kann man so viel Geld zurücklegen? Sparen wie ein Berserker – wie geht das denn? Eigentlich ganz einfach. Sobald man ins Beruf.leben eingestiegen ist, wachsen die Einnahmen immer weiter an. Das Prinzip des Berserkersparens ist, dass die Ausgaben genau das nicht tun. Anstatt den Lebensstil seinem Einkommen anzupassen, das heißt immer mehr Geld auszugeben, nur weil man mehr Geld zur Verfügung hat, bleibt der Lebensstandard derselbe wie zu Beginn des Beruf.lebens.
Wer demnach als Student oder Auszubildender kein Auto hatte, schafft sich als Beruf.tätiger auch keines an. Sobald man hohe Ausgabefallen umgehen kann und generell bewusst mit seinem Geld umgeht, kann die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben immer größer werden. Das Ziel ist es, diese Sparquote, also das Verhältnis zwischen zwischen dem Ersparten und dem Einkommen, möglichst hoch zu halten.
Darauf müssen Sie achten:
- Ausgabeverhalten beobachten: Haushaltsbuch
Führen Sie ein Haushaltsbuch? Wenn nein, dann ist es höchste Zeit, damit anzufangen. In einem Haushaltsbuch, das Sie analog oder digital führen können, werden Einnahmen und Ausgaben notiert. Dabei spielt sowohl die tatsächliche Summe eine Rolle als auch der Grund für die Geldbewegung. - Ausgabeverhalten beobachten: Haushaltsbuch
Was bringt das überhaupt? So erhalten Sie einen Überblick über Ihren Umgang mit Geld. Sie können nicht nur erkennen, wie viel Sie jeden Monat ausgeben, sondern auch, ob Sie es aus dem Fenster geworfen oder für etwas Sinnvolles ausgegeben haben. Auf dieser Grundlage können Sie Ihr Konsumverhalten beibehalten oder ändern. - Macht der Gewohnheit
Wenn man es gewohnt ist, im Eigenheim zu wohnen und ein eigenes Auto zu besitzen, ist es schwer, diese Gewohnheiten wieder zu durchbrechen. Stellen Sie sich vor, Sie sehen anhand Ihres Haushaltsbuches, dass Ihr Auto hohe Ausgaben generiert, die seinem Nutzen nicht gerecht werden. Ziehen Sie jetzt einfach einen Schlussstrich und verkaufen den Geldfresser? - Macht der Gewohnheit
Wahrscheinlich nicht. Der Trick bei der Sache ist, das Entstehen dieser kognitiven Dissonanz von Anfang an zu verhindern. Indem Sie erst gar nicht damit anfangen, die Ausgaben Ihren Einnahmen anzupassen, können Sie die Macht der Gewohnheit in die entgegengesetzte Richtung nutzen. - Keine Lebensstil-Inflation aufgrund gestiegener Einnahmen
Nach Studium, Ausbildung oder Lehre geht es endlich in den Beruf. Plötzlich hat man um einiges mehr Geld als noch zu Bildungszeiten. Die Möglichkeiten, die man sich nun leisten kann, sind sehr viel breiter aufgefächert. Ergreifen Sie diese neuen Optionen, die aufgrund Ihrer finanziellen Situation in Ihr Blickfeld gerückt sind? - Keine Lebensstil-Inflation aufgrund gestiegener Einnahmen
Wenn Sie auf die Frage mit "Nein" geantwortet haben, sind Sie auf einem guten Weg. Viel sinnvoller ist es nämlich, den Lebensstil beizubehalten, den Sie zum Beispiel als Student geführt haben, und Ihr Einkommen trotzdem zu maximieren. Die Einnahmenkurve entfernt sich immer mehr von der Ausgabenkurve, die stetig unten bleibt. Denn schließlich haben Sie in Ihrer Ausbildungszeit auch gut gelebt, oder? - Ziel beim Sparen
Das Ziel ist eine hohe Sparquote. Ziel ist es, so viel wie möglich von dem, was man einnimmt, zu sparen. Man möchte also, dass die Differenz zwischen den Ausgaben insgesamt und den Einnahmen insgesamt immer größer wird. - Je früher man anfängt, desto besser
Nun kommt der Zinseszins-Effekt ins Spiel. Wenn Sie mit 20 Jahren anfangen, fünf Jahre lang monatlich 100€ zu sparen, werden Sie mit 60 Jahren mehr Geld aus weniger Startkapital gemacht haben als wenn Sie erst mit 30 oder 40 Jahren damit anfangen. - Wann klappt das Berserkersparen am besten?
Wie Sie sicherlich bereits herausgehört haben, klappt das Berserkersparen am besten beim Beruf.einstieg. An diesem Wendepunkt im Leben hat man die Möglichkeit, weiter den zum Beispiel studentischen Lebensziel zu verfolgen, den man sowieso bis gerade eben gelebt hat. Gleichzeitig nehmen die Einnahmen zu. - Wann klappt das Berserkersparen am besten?
Außerdem ist es zu diesem Zeitpunkt noch nicht so wahrscheinlich, dass man bereits eine eigene Familie gegründet hat. Dadurch lastet weniger finanzielle Verantwortung auf einem selbst. Das Geld aus der Sparblase benötigt man also derzeit nicht, da die Ausgaben auf jeden Fall gedeckt sind. Deshalb kann man das Geld arbeiten lassen, indem man es sinnvoll anlegt. Aber es gilt: Es ist nie zu spät zum Sparen! - Ein Leben lang wie ein Student?
Das muss das Berserkersparen trotzdem nicht bedeutet. Man nimmt sich eher als Ziel, möglichst lange das Lebensniveau niedrig zu halten, um möglichst lange möglichst viel Geld zu sparen. Sobald man sein Sparziel erreicht hat und zum Beispiel finanziell frei ist und in Frührente gehen kann, darf man leben, wie man gerne möchte. - Frührente = nicht mehr arbeiten?
Nein. Frührente bedeutet nicht, dass man aufhören muss zu arbeiten. Vielmehr ermöglicht sie einem, in einem Beruf zu arbeiten, der Spaß macht. Anstatt in einem ungeliebten Job festzustecken, weil Sie das Geld brauchen, können Sie ohne finanzielle Sorgen das professionell tun, was Sie wirklich machen möchten. Sei es ein Sabbatical , ein Halbtagsjob oder eine Weltreise – die Welt steht Ihnen offen! - Was ist, wenn einem erst im Alter bewusst wird, dass man zu wenig Geldpolster hat?
Dann ist es trotzdem nicht für alles zu spät. Natürlich, vom Zinseszins profitieren Sie nun nicht mehr so viel wie Sie es in Ihren jungen Jahren getan hätten. Dennoch können Sie auch im Alter daran arbeiten, Ihre Einnahmen hochzuziehen und Ihre Ausgaben nach unten zu treiben. - Was ist, wenn einem erst im Alter bewusst wird, dass man zu wenig Geldpolster hat?
Dafür machen Sie zunächst einen Kassensturz: Was wird eingenommen, was ausgegeben? Trennen Sie hierbei Lebensstil-Qualität von der Lebensstil-Inflation. Anstatt alle Ausgaben zu streichen, fragen Sie sich lieber: "Was muss ich?" und "Was will ich?".
Wer im Alltag auf sein Konsumverhalten achtet, kann davon später profitieren. So sparen Sie sich nicht nur die Schuldgefühle nach dem nächsten Shopping-Trip durch die Innenstadt, sondern auch jede Menge Geld für die Zukunft!