Tipps gegen frühzeitigen Orgasmus
Frühzeitigen Samenerguss diagnostizieren Mediziner, wenn Männer nach zwei Minuten oder noch weniger zum Orgasmus kommen. Diese ernsthafte Sexualstörung ist weit verbreitet, im Gegensatz zur Impotenz aber viel weniger öffentlich diskutiert. Und auch im privaten Bereich ist Stillschweigen angesagt, obwohl für viele Beziehungen die chronisch verfrühten Orgasmen auf Dauer verheerende Folgen haben. Die Therapie ist nicht einfach, aber aussichtsreich: Denn das richtige Tempo kann man lernen.
Der Frühzeitige Orgasmus, medizinisch als Ejaculatio praecox bezeichnet, ist das häufigste sexuelle Problem bei Männern. Je nach Studie leiden 20 bis 30 Prozent aller Männer darunter, bereits nach zwei Minuten ihren Höhepunkt zu erreichen. Unter Potenzstörungen, die mit Viagra, Cialis oder Levitra behandelt werden können, hingegen nur rund zehn Prozent. Fast 50 Prozent aller Männer bekommen ihren Orgasmus grundsätzlich vor ihrer Partnerin.
Für die betreffenden Männer erfolgt zwar eine körperliche sexuelle Befriedigung, die emotionale Befriedigung bleibt jedoch meist aus und die Männer ärgern sich darüber, sich nicht soweit unter Kontrolle zu haben, um den Orgasmus länger hinaus zu zögern.
Statt professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, probieren viele Betroffene lieber, sich selbst zu kurieren. Zählen Schäfchen, während sie Sex haben oder denken an unbezahlte Rechnungen, um ihr Erregungsniveau zu senken.. Meist verschlimmern diese Bemühungen das Problem: Die Partnerin fühlt sich missachtet; gleichzeitig wird der Penis nur noch halb steif und trotzdem kommt es erneut zur Ejaculatio praecox. Nur jetzt sind beide nicht mehr mit Spaß bei der Sache – ein Teufelskreislauf.
Die Gründe für einen regelmäßigen frühzeitigen Orgasmus sind bislang nicht gänzlich geklärt, es kommen dabei sowohl körperliche als auch psychische Faktoren in Frage. Im Prinzip macht jeder Mann mindestens einmal im Leben die Erfahrung des frühzeitigen Orgasmus, meistens während der Pubertät. Die meisten Männer lernen jedoch im Laufe der Zeit damit umzugehen und den Orgasmus willentlich besser zu kontrollieren – bei Männern mit regelmäßigem frühzeitigen Orgasmus trifft dies aber nicht zu.
Wissenschaftler versuchen das Problem zu ergründen und nähern sich entsprechend von verschiedenen Seiten an. So wird als eine mögliche Erklärung eine zu schnelle Reaktionszeit der Nerven im Bereich der Beckenmuskulatur angesehen, die in dem schnellen Ende des Sexualaktes gipfelt. Diese neurologische Form können Sexualtherapeuten bereits mit recht einfachen Übungen in den Griff bekommen.
Auch hemmende Medikamente oder betäubende Salben könnten in diesem Fall helfen, von der Verwendung wird jedoch meistens eher abgeraten. Während den neurologischen Ursachen keine Erkrankung zu Grunde liegt, gibt es auch Krankheiten, die eine Kontrolle der Sexualfunktion erschweren. Dazu gehören etwa Prostatakrebs und andere Krebserkrankungen der Genitalien.
Als psychologische Gründe treten meist Depressionen und Stress in der Familie oder im sonstigen Umfeld, häufig auch Geldsorgen, auf. Diese Männer sind beim Sex nicht voll bei der Sache und denken über vollkommen andere Dinge nach, während alles andere eher mechanisch abläuft. Entsprechend sind sie gar nicht in der Lage, sich auf den Orgasmus und dessen Steuerung zu konzentrieren.
Ein anderer Grund ist häufig die fehlende Kommunikation der Partner über Sex und das Fehlen der gemeinsamen Intimität. Der Mann kann sich in diesem Fall nicht auf seine Partnerin einstellen und ihr Lust- und Erregungsempfinden einschätzen. Als letzte Gruppe der psychologischen Gründe sind einige sehr ernsthafte psychische Erkrankungen zu nennen. So kommen Sexualstörungen häufig bei Patienten mit Posttraumatischen Stresssymptomen oder manischen Depressionen vor.
Eines der Hauptprobleme bei Sexualstörungen ist die eigene Eitelkeit. Kaum ein Mann wird freiwillig eingestehen, dass er Probleme mit der Orgasmuskontrolle hat. Dabei gibt es einige Möglichkeiten, das Problem der frühzeitigen Ejakulation in den Griff zu bekommen, abhängig von den oben genannten Ursachen. Bei Erkrankungen und psychischen Gründen ist es dabei natürlich vor allem wichtig, diese Ursachen gemeinsam mit Ärzten oder in Gesprächen mit der Partnerin unter Kontrolle zu bringen.
Besonders für die neurologischen Ursachen empfehlen Sexualtherapeuten eine Reihe von Übungen, die den Männern bei der Selbstkontrolle helfen sollen. Zwei wichtige Techniken stellen wir hier vor:
- die bekannteste und häufigste Übung ist die "Start-Stop-Technik". Hierbei wird versucht, die sexuelle Erregung nach und nach zu erhöhen und danach wieder abzubauen. Dies geschieht in der Regel durch Masturbation, kann jedoch auch mit der Partnerin geschehen. Der Mann versucht erst, sich durch Selbststimulation zu erregen und stoppt damit, um die Erregung wieder zu verlieren. Danach beginnt er von neuem und geht schrittweise immer näher an die Orgasmusschwelle heran. Auf diese Weise soll der Mann lernen, seine Erregung zu kontrollieren.
- Bei den Beckenbodenübungen soll versucht werden, die Muskulatur des Beckens besser zu kontrollieren und so aktiv die Erregung zu steuern. Dabei werden die Muskeln des Beckenbodens bewusst kontrahiert und wieder gelockert. Beckenbodentraining kann fast immer und an jedem Ort betrieben werden. Eine Variante ist auch auf der Toilette anwendbar, wobei der Mann versucht, seinen Urinstrahl durch die Kontraktion der Muskulatur zu unterbrechen. Neben der Möglichkeit, sich selbst zu kontrollieren steigert das Beckenbodentraining auch das Empfinden während des Sexaktes - auch Frauen können ihre Muskeln so trainieren.
Neben diesen Übungen können auch einige Wirkstoffe verzögernd auf den Orgasmus wirken. So hat etwa Alkohol, genossen in kleinen Mengen, eine verzögernde Wirkung. Auch bestimmte Kondome können die Erregung mindern und so später zum Orgasmus führen. Vielversprechend ist auch eine Pille, die gerade in den USA entwickelt wird und die den Sexakt für betroffene Männer auf die drei- bis vierfache Länge verlängern soll.